Corona-Schuljahr in Erlangen: Eltern und Lehrer üben Kritik

7.9.2020, 05:58 Uhr
Corona-Schuljahr in Erlangen: Eltern und Lehrer üben Kritik

© Marijan Murat/dpa

Am Dienstag (8. September) startet die Schule unter erschwerten Corona-Bedingungen. Doch wie werden in Erlangen die notwendigen Vorgaben des Kultusministeriums umgesetzt, und was sagen Schulleiter sowie Lehrer- und Elternverbände dazu?

Ja, aber: So könnte man die Haltung von Lehrer- und Elternvertretern mit Blick auf das neue Corona-Schuljahr in Bayern wohl am besten umschreiben. Die meisten Kollegen begrüßen, dass der Präsenzunterricht nach derzeitigem Stand starten kann, sagt Stefan Bühler, der Vorsitzende des Kreisverbandes Erlangen-Stadt des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV).

Allerdings gibt es Kritik an fehlenden Vorgaben, etwa wie Hygienekonzepte umzusetzen seien. "Wir bekommen Seife vom Ministerium, aber keine Spender." Es sei unklar, was passiert, wenn ein Schüler oder Lehrer erkrankt und mancher Kollege habe Angst davor, eine große Klasse in einem kleinen Zimmer zu unterrichten. "Das sind noch viele Fragen offen", sagt Bühler, "an vielen Ecken und Enden knirscht es nocht".

Wenn sich das Infektionsgeschehen nicht verändert, nimmt die Schule ihren Regelbetrieb mit Präsenzunterricht wieder auf. Ab der fünften Jahrgangsstufe müssen die Schüler den Mund-Nasen-Schutz in den ersten beiden Wochen auch im Unterricht tragen, auf dem Schulgelände besteht generelle Maskenpflicht.

Diese Regelung kommt bei etlichen Eltern indes nicht gut an, erläutert die Vorsitzende des Kreisverbandes Erlangen/Erlanger Land des Bayerischen Elternverbandes (BEV), Monika Roemer-Girbig. Einigen Müttern und Vätern sei sie zu streng ("sie möchten, dass gar kein Mund-Nasen-Schutz im Unterricht nötig ist), anderen hingegen zu locker ("sie haben Angst, dass sich ihr Kind ansteckt").

Manche Eltern wüssten nicht, wie sie einem älteren Geschwisterkind die Maskenpflicht erklären sollen, wenn diese für jüngere nicht gilt. Und wiederum andere ließen ihr Kind mit einem ärztlichen Attest von der Maskenpflicht befreien, sagt sie.

Bayerischer Elternverband: Eine "Notlösung"

Klar sei es wichtig und richtig, dass der Regelbetrieb wieder losgehen könne. Die Elternvertreterin bezeichnet die Vorgaben des Kultusministeriums daher auch als "Notlösung" oder "Kompromiss".

Zudem machten sich etliche Eltern Sorgen darüber, wie sich Tausende Schüler im Stadtgebiet Erlangen und im Landkreis im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) so befördern lassen, dass die Abstandsregeln eingehalten werden können.

Für den Landkreis sieht Siegfried David, Schulamtsdirektor und Fachlicher Leiter am Staatlichen Schulamt im Landkreis Erlangen-Höchstadt und in der Stadt Erlangen, da kein Problem. Die Zahl der Busse sei dort im vergangenen Schuljahr erhöht worden und auch deren Taktung.

 

Die Erlanger Stadtwerke (ESTW) setzen zu diesem besonderen Schulstart keine extra Busse ein, da das "aufgrund des bereits im normalen Schulbetrieb voll ausgelasteten Fuhrparks sowie der ebenfalls voll ausgelasteten Personalkapazitäten" vor allem zu Schulzeiten grundsätzlich nicht möglich sei, heißt es dort.

Mit rund 100 Bussen auf städtischen Linien 

Mit rund 100 Bussen sind auf den städtischen Linien im Stadtgebiet alle Fahrzeuge der ESTW und deren Subunternehmer im Einsatz. Allerdings habe man mit dem Schulverwaltungsamt vereinbart, im engen Kontakt die Situation zu beobachten und sich dann gegebenenfalls über weitere Maßnahmen abzustimmen.

Die ESTW geben zudem sowohl in den Fahrzeugen als auch an den Haltestellen das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung vor (Pflicht). Somit werde die Sicherheit der Fahrgäste gewahrt, betont der Geschäftsführer der Erlanger Stadtwerke Stadtverkehr, Ralf Wurzschmitt. Die Fahrerinnen und Fahrer kontrollierten regelmäßig, ob die Fahrgäste ihre Mund-Nasen-Bedeckung tragen.

Zusätzlich setzten die ESTW Verkehrsmeister ein, die ebenfalls bei Betriebskontrollen auf die Maskenpflicht der Fahrgäste achten. Im Fall eines Verstoßes werde der Fahrgast darauf hingewiesen, seine Mund-Nasen-Bedeckung anzuziehen. Sollte der Fahrgast das verweigern, werde der Fahrer die Leitstelle verständigen, so Wurzschmitt weiter. Der Fahrgast werde dann bei Verweigerung zum Schutz der anderen Fahrgäste des Fahrzeugs verwiesen. 

Besondere "Knotenpunkte", etwa beim Bahnhof oder den Arcaden, werden im Rahmen der allgemeinen Betriebskontrollen selbstverständlich mit überwacht, gegebenenfalls werden die ESTT vom Fahrpersonal gemeldete Auffälligkeiten an die entsprechenden Stellen weitergeleitet, erläutert Wurzschmitt weiter. 

Froh, dass der Regelbetrieb los geht, ist die Erlanger Schul- und Bildungsreferentin Anke Steinert-Neuwirth. "Das ist eine vernünftige und pragmatische Lösung, ich begrüße es sehr, dass der Präsenzunterricht so starten kann."

Reane Strübing, Schulleiterin am Marie-Therese-Gymnasium (MTG) sieht das genauso: " Eine richtige, kluge Entscheidung. Richtig und emotional wichtig ist der Beginn mit allen – klug ist die Maskenpflicht auch im Klassenzimmer, welche die Infektionsgefahr in den ersten zwei Wochen (kritischer Punkt) minimiert", sagt sie.

Für die Schulgemeinschaft sei das eine gelungene Lösung. Die Hygiene-Maßnahmen ließen sich umsetzen, so die Leiterin der städtischen Einrichtung.

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