Kleine Große: 40. Firmenjubiläum
Damit beim Augenlaser nicht die Software versagt: Diese Firma sorgt für sichere IT-Systeme
24.8.2021, 10:25 Uhr
Es ist ein einprägsames Bild: Steve Jobs sitzt in seiner kleinen Garage vor einer altmodischen Rechenmaschine und tüftelt an seinem späteren IT-Imperium. Fast genauso, berichtet Florian Prester schmunzelnd, hat vor 40 Jahren auch das Unternehmen sepp.med seinen Anfang genommen. In der Garage eines Mietshauses in Röttenbach hat damals sein Vater, Franz-Josef "Sepp" Prester, die Arbeit seiner Software-Firma S.E.P.P. begonnen.
Seitdem hat die Digitalisierung fast alles verändert. Anfangs fokussierte sich das Kerngeschäft auf Plots, Baupläne also, und Verwaltungsprogramme, um diese möglichst effizient zu speichern und drucken. Mittlerweile kommen etwa 60 Prozent der Aufträge aus der Medizintechnik, der Rest vorwiegend aus der Automobilindustrie und der Luftfahrtbranche.
"Aus der Frage, ob man analoge Pläne digitalisieren kann, wurde die Frage, ob das auch bei Ultraschallbildern möglich ist", erklärt Florian Prester diesen Wandel. Gemeinsam mit seinen Schwestern Barbara Bilen und Maria Engelmayr hat er 2009 gleichberechtigt die Geschäftsführung des Familienbetriebs übernommen. Jeder von ihnen hat seinen eigenen Aufgabenbereich, deshalb funktioniere die Zusammenarbeit unter Geschwistern so gut, meint Maria Engelmayr. Zudem habe man eine andere Basis als die meisten Geschäftspartner: "Wir haben die gleichen Werte, wir verstehen uns."
Gemeinsam haben die drei die Firma weiter zum hochspezialisierten IT-Dienstleister ausgebaut. Qualitätssicherung für Software in sicherheitskritischen Bereichen, so lautet ganz korrekt die Beschreibung des Arbeitsfeldes. Praktisch ausgedrückt sorgt sepp.med dafür, dass Computersysteme im industriellen Umfeld nicht die Probleme haben, die man von zuhause kennt. Die Firma hat beispielsweise mit einem Hersteller für Augenlaser zusammengearbeitet. "Da will man sich nicht vorstellen, was passiert, wenn das Gerät einen Software-Fehler hat", sagt die Kommunikationsbeauftragte Cora Uitting.
Genau deshalb gibt es in Branchen wie der Medizintechnik oder der Automobilindustrie strenge Vorgaben: Man muss nicht nur nachweisen, dass die verwendete Software fehlerfrei läuft, sondern auch, dass die Tests, mit denen eben das überprüft wird, dies gut genug kontrollieren. Neben diesen Zertifizierungen beteiligt sich sepp.med aber auch immer wieder an Förderprojekten.
In einem hellen Büro des Firmensitzes am Röttenbacher Gewerbering arbeitet beispielsweise Rosa Ricci an einem Digitalen Zwilling eines Kliniknetzwerkes. "Wenn das Betriebssystem in einer Klinik ein fehlerhaftes Update bekommt, könnte es im schlimmsten Fall sein, dass das gesamte Netzwerk nicht mehr funktioniert", erklärt die Informatikerin. Um zu verhindern, dass plötzlich keine medizinischen Geräte mehr nutzbar sind, simuliert sie daher auf einem eigens aufgebauten System von Laptops, wie sich das Update auswirken würde, bevor es angewandt wird.
Für solche Aufgaben braucht es Wissen, das nicht unbedingt im Informatik-Studium gelehrt wird. Daher hat die Firma sepp.med eine eigene Akademie gegründet, die sowohl für Mitarbeiter als auch externe Kunden Seminare anbietet. Mit der Akademie, berichtet Maria Engelmayr, habe man "aus der Not eine Tugend gemacht". Die Firma sei ständig auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern, und IT-Experten wüchsen nicht eben auf Bäumen.
Personalknappheit ist nicht die einzige Herausforderung in der sehr internationalen und schnelllebigen Branche. Immer wieder habe die Firma auch mit Kunden zu tun, die zwar das Beste wollten, bei der Bezahlung aber geizig seien, berichtet Florian Prester. Diese hätten bereits viel Geld in die Entwicklung der neuen Programme gesteckt, ohne sich bewusst zu sein, dass eben auch das Testen und Dokumentieren Geld koste. Solche Kunden fragten dann schon mal, "warum es hier so viel teurer ist als in Kuala Lumpur".
Dank künstlicher Intelligenz und Internet wächst die Zahl der Anfragen von Kunden - auch solcher Kunden, die mit ihren Produkten bislang kaum mit Software zu tun hatten. Mittlerweile sei ja gefühlt jeder Gegenstand smart, meint Prester, der auch privat gerne neue Technologien ausprobiert. Manchmal ist aber auch der IT-Experte zurückhaltend in Sachen Digitalisierung: "Meine Heizung ist noch nicht smart", gesteht Prester lachend.
Steckbrief:
Name: sepp.med GmbH
Gegründet: 1981 von Franz-Josef Prester
Chefs: Barbara Bilen, Florian Prester und Maria Engelmayr (seit 2009)
Einsatzgebiet: Deutschsprachiger Raum (D, Ö, CH)
Aufgaben: Qualitätssicherung von Software
Mitarbeiter: 180 Mitarbeiter aus 23 Ländern
Kundenstamm: meist etwa 20 Großkunden parallel, aber mit je mehreren Projekten
Umsatz: etwa 14 Millionen Euro jährlich
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