Deutschland Tour in Erlangen: Zu welchem Preis?

Katharina Tontsch

Sportredakteurin in Erlangen

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19.2.2020, 18:00 Uhr
Deutschland Tour in Erlangen: Zu welchem Preis?

© Foto: Bernd Thissen/dpa

Ein Wochenende lang soll die internationale Radsport-Szene einfallen in Erlangen, im Zentrum soll es zudem ein Fahrrad-Festival geben. Vielleicht sogar einen autofreien Samstag. Alles scheint möglich, wenn Deutschlands wichtigstes Etappenrennen im Straßenradsport nach Franken kommt. Oberbürgermeister Florian Janik ist begeistert von der Idee, Ziel- und Startetappe am 22. und 23. August zu sein. Auch Kommunalpolitiker, sei es von den Grünen, FDP oder CSU, stimmten in den Fachausschüssen dafür.


Contra-Kommentar: Deutschland Tour ist zu teuer


Die Geschichte der Deutschland Tour geht zurück bis ins Jahr 1911, zuletzt allerdings fiel das Rennen wegen der Doping-Skandale im Radsport aus. Erst seit 2018 findet die Tour wieder statt, hat in der Szene aber schon wieder einen exzellenten Ruf und zieht Top-Profis an. "Es wäre eine der größten Sport-Veranstaltungen in Erlangen, wenn nicht gar die größte", sagt Christian Frank vom City-Management. Als Marketing-Experte kann er nur Positives über das Event sagen. "Selbst wenn man mit Radsport im Profibereich wenig zu tun hat, schwappt die Begeisterung über. Die Sportler sind unglaublich nahbar, ganz anders als beim Fußball." Frank hofft auf ein "Riesen-Spektakel". Die Frage ist nur, zu welchem Preis.

Insgesamt werden wie berichtet 300 000 bis 400 000 Euro fällig. Nicht alles wird die Kommune tragen müssen, einen großen Anteil allerdings schon. Allein die Lizenz-Gebühr des Veranstalters, die Amaury Sport Organisation (ASO), die auch die Tour de France organisiert, beträgt 200 000 Euro. Zahlen, die so von der Stadtspitze allerdings nicht öffentlich in den Ausschüssen genannt wurden. Frank Höppel beschwert sich daher über eine intransparente Finanzierung. Zwar hat der ÖDP-Politiker im Sportausschuss zunächst noch für die D-Tour gestimmt, im Haupt-, Finanz- und Personalausschuss (HFPA) aber entschied er sich dagegen. Es war die erste öffentliche Kritik an dem Vorhaben der Stadt.


Pro-Kommentar: Deutschland Tour kann ein Feuer entfachen


Er habe mit vielen Menschen, deren Meinung er schätzt, darüber gesprochen. "Es gab sehr viel kritische Stimmen", die ihn grübeln ließen. Im HFPA stimmte er also gegen die Ausrichtung der Deutschland Tour in Erlangen, im Stadtrat werde sich die ÖDP "geschlossen dagegen" entscheiden. Doch nicht einfach nur, "weil eben auch jemand dagegen sein muss", wie Höppel auf Nachfrage versichert.

Vor allem stört ihn das viele Geld, das die Kommune ausgeben muss. "Prinzipiell habe ich nichts gegen Profi-Veranstaltungen", sagt Höppel. Doch bei einer Lizenz-Gebühr für ein gewinnorientiertes Unternehmen wie der ASO gebe es für ihn eine "Schmerzgrenze", die bei 100 000 Euro liege. Zwar hat die Stadt aktuell keine Geldsorgen. Doch nur deshalb einen sechsstelligen Betrag auszugeben, sei "keine ehrliche Finanzpolitik", meint Höppel. "Ich gebe das Geld nur aus, wenn ich die Maßnahme richtig finde."

Auch die Idee eines Fahrrad-Festivals kann Höppel nicht umstimmen. "Man könnte das Geld auch anders investieren, zum Beispiel für das große Fahrrad-Event am 1. Mai, die Rädli. Da hätten die Erlanger Radfahrer mehr davon." Wie das der Stadtrat bewertet, zeigt sich am Donnerstagabend.

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