Erlanger Lehrer über Testpflicht an Schulen: "Wir werden nicht gehört"
8.4.2021, 10:28 Uhr"Ich finde es zum Teil unverantwortlich, wer und was alles über Schule gequatscht wird." Diesen grammatikalisch nicht ganz korrekten Satz sagte Ministerpräsident Markus Söder in der Pressekonferenz am Mittwoch. Stefan Bühler fühlte sich als Vorsitzender des Kreisverbands Erlangen des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (BLLV) angesprochen – und ist dementsprechend sauer: "Das war sehr herabwürdigend. Wir sind nicht irgendwer, sondern die Experten für Schule, weil wir selbst unterrichten", sagt der Musiklehrer der Ernst-Penzoldt-Mittelschule.
Gequatscht, um bei Söders Wortwahl zu bleiben, hatten nämlich die Lehrerverbände, auch der BLLV. Aber offenbar so, dass es bei der Landesregierung nicht richtig ankam. "Wir werden nicht gehört. Wir haben nie gesagt, dass wir gegen Tests an Schulen sind, sondern Schwierigkeiten bei der praktischen Durchführung sehen."
Auch in Regionen mit Inzidenz unter 100
Bei dieser Ansicht bleibt Bühler mit Blick auf die Teststrategie an den Schulen, die nach dem Ende der Osterferien, also nächsten Montag, gilt: Auch in Regionen mit einer Inzidenz unter 100 müssen sich Schüler und Lehrer für den Präsenzunterricht zweimal wöchentlich testen lassen. Liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in Stadt oder Landkreis unter 50, gibt es für Grundschüler Präsenzunterricht und für ältere Schüler Wechselunterricht. Bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 sind alle Schüler im Wechselunterricht. Liegt der Wert über 100, ist Distanzunterricht – mit Ausnahme der Abschlussklassen sowie der Jahrgangsstufe 11 an Gymnasien und Fachoberschulen. Entscheidend, wie der Schulbetrieb läuft, ist für die folgende Woche immer der Freitag.
Bei den Abschlussprüfungen ist Bühler einer Meinung mit der Staatsregierung. Er findet es gut, dass sie auch heuer abgenommen werden. Aufgrund ihres Reifegrads sei es den älteren Schülern zuzutrauen, sich Quali, Mittlerer Reife oder Abi zu unterziehen – "vorausgesetzt, die Technik funktioniert bei der Vorbereitung zuhause."
Das war es dann aber auch mit den Übereinstimmungen. Von der Testpflicht in den Schulen hält Bühler aus mehreren Gründen nichts. Gerade die jüngeren Schüler könnten sich selbst verletzen, wenn sie sich unter Anleitung der Lehrkraft das Stäbchen in die Nase schieben. "Wenn es dann zum Nasenbluten kommt, ist wieder die Lehrkraft gefragt." Falls ein Schüler vor der Klasse positiv getestet wird, könne das eine Bloßstellung bedeuten und erhebliche psychische Folgen für den Jungen oder das Mädchen haben. "Die Eltern sagen auch ganz klar: Sie wollen nicht, dass alle Mitschüler über das Testergebnis ihres Kindes Bescheid wissen." Außerdem hätten manche Lehrer Angst in die Schule zu gehen und sich dort anzustecken, wenn die Testungen in den Klassenräumen stattfinden.
Zuhause gurgeln zählt nicht
Bühlers Lösung: Zumindest für die Grundschüler, Sechst- und Siebtklässler sollte es vor den Schulen Teststraßen geben und die Abstriche von geschultem Personal durchgeführt werden. Außerdem verweist er auf die sogenannten Pooltests, die an etwa 30 Schulen in der Stadt Erlangen und im Landkreis Erlangen-Höchstadt durchgeführt werden.
Bei diesem Verfahren nehmen die Probanden die Gurgelproben allerdings zuhause, die Schule kann also nicht nachprüfen, ob tatsächlich die Schülerin beziehungsweise der Schüler den Test gemacht hat – oder vielleicht der Opa. Für Bühler ist das kein schlagendes Argument: "Hat die Landesregierung so wenig Vertrauen in die Eltern, dass sie es ihnen nicht zutraut, darauf zu achten, dass die Kinder morgens den Gurgeltest machen?"
"Schulen brauchen mehr Vorlauf"
Dass weiterhin der Inzidenzwert am Freitag entscheidend für den Betrieb in der kommenden Woche ist, findet Bühler ebenfalls nicht in Ordnung. "Die Schulen brauchen mehr Vorlauf. Außerdem sollte nicht nur die Sieben-Tage-Inzidenz entscheidend sein, sondern auch, ob sich Trends abzeichnen, die Zahlen hoch oder runter gehen."
Im Hinblick auf die ab Montag geltende Teststrategie glaubt Bühler: "Die Eltern werden noch Sturm laufen." Der BLLV werde laut bleiben. Egal, wie Markus Söder das findet.
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