Erlanger Polizei telefoniert fürs Gesundheitsamt
4.11.2020, 12:30 UhrDas Coronavirus macht natürlich auch vor der Polizei nicht Halt. Stand Montag, 2. November, gab es beim Polizeipräsidium Mittelfranken 23 Corona-Erkrankte und 84 Kontaktpersonen der Kategorie 1 und 2. Da es sich bei der Polizei um einen sogenannten systemrelevanten Bereich handelt, dürfen auch Kontaktpersonen der Kategorie 2 die Dienststelle nicht betreten. Pressesprecherin Elke Schönwald betont, dass es sich bei den Fällen nicht zwingend um Beamte im Streifendienst handele. "Auch Angestellte, zum Beispiel im Büro, fallen darunter. Je nach Tätigkeit können manche Kontaktpersonen auch im Homeoffice arbeiten."
Wie viele erkrankte Polizisten und Kontaktpersonen im Kollegenkreis es in der Stadt und im Landkreis gibt, sei nicht bekannt. "So genau sind die Zahlen nicht aufgedröselt. Auch, weil sie sich ständig ändern", sagt Schönwald.
Neue Aufgaben
Geändert hat sich corona-bedingt auch der Arbeitsbereich mancher Polizisten. Wie berichtet, arbeiten bundesweit viele Gesundheitsämter am Anschlag. Die Beschäftigten des Gesundheitsamts Erlangen sind "maximal belastet", wie unserer Redaktion mitgeteilt worden war. Das Contact Tracing Team (CTT) arbeite auf Hochtouren, weil Coronafälle teilweise über 100 Kontakte nach sich zögen, die erreicht werden müssten. Deshalb hat die Stadt vergangene Woche zehn Mitarbeiter für die Arbeit im CTT abgestellt und im Gesundheitsamt war man zuversichtlich, dass durch Polizei, Bundeswehr und Freistaat weitere Unterstützung erfolgt. Wie Pressesprecherin Schönwald bestätigt, arbeiten momentan etwa zehn Polizisten für das CTT. "Es wurde keiner dazu gedrängt. Die Kollegen haben sich freiwillig gemeldet", sagt Schönwald. Sie betont, dass sich die Zahl der eingesetzten Polizisten für die Corona-Rückverfolgung je nach Infektionsgeschehen ändern kann, nicht nur in Erlangen.
184 bayerische Beamte infiziert
Innerhalb der bayerischen Polizei waren nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Ende Oktober 184 Beschäftigte mit Corona infiziert, 345 befanden sich in Quarantäne. Aufgrund der gewöhnlichen Polizeiarbeit und der Kontrolle der Einhaltung von Corona-Schutzmaßnahmen – etwa der Maskenpflicht – könne es sich die Polizei personell nicht erlauben, auch noch Amtshilfe zu leisten, so Peter Pytlik, seit November Vorsitzender der GdP. Das Innenministerium widersprach: Die Polizei sei sehr wohl personell in der Lage, bei der Corona-Rückverfolgung auszuhelfen.
"Wir wollten lediglich einen frühzeitigen Appell starten, weil Kollegen an uns herangetreten waren", sagt Pytlik auf Anfrage der Erlanger Nachrichten. "Es ist angedacht, in Bayern bis zu 1000 Polizisten für die Gesundheitsämter einzusetzen. Dabei haben wir auch ohne Corona schon eine dünne Personaldecke."
Pensionierte Beamte stünden bereit
Schärfere Schutzmaßnahmen würden zu mehr Hinweisen durch Bürger führen, wo die Regeln nicht eingehalten werden. Polizisten sollten wenigstens aus der Dienststelle heraus für das CTT arbeiten, damit sie weiterhin für die eigentliche Polizeiarbeit vor Ort wären. Noch besser sei es, wenn pensionierte Beamte für die Corona-Verfolgung reaktiviert würden. Pytlik glaubt, dass es auch hier viele Freiwillige gäbe.
Pressesprecherin Schönwald appelliert an die Bevölkerung, sich an die Maskenpflicht zu halten. "Unsere Beobachtung ist, dass sich die meisten Bürger verantwortungsvoll verhalten. Wenn jemand an belebten Plätzen gegen die Maskenpflicht verstößt, kostet das 250 Euro." Auch die Erlanger Innenstadt werde "im Rahmen des Streifendienstes" weiter überwacht.
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