Plötzliches Ende
Nach 124 Tagen Dauerprotest: Erlanger Klimacamp bricht Zelte ab
3.10.2021, 18:20 UhrFrau Theenhaus, der Abbau des Klimacamps ging nun sehr schnell. Warum denn so eilig?
Wir hatten uns schon vor ein paar Wochen dazu entschieden, dass wir das Klimacamp irgendwann abbauen, weil wir in der Zeit, in der wir das Camp hatten, nicht dazu gekommen sind, uns anders aktivistisch zu betätigen. Das wollen wir jetzt im Winter machen. Die Mitstreiter von Fridays for Future werden dabei weiter den Klimastreik vorantreiben, außerdem wollen wir die Verkehrswende in Erlangen voranbringen und uns in dem Bereich einbringen. So soll die Innenstadt autofrei werden, dafür setzen wir und ein und überlegen deshalb, wie wir das am Besten erreichen können.
So mancher wird jetzt sagen, wenn es zu kalt wird, gehen die Klimaschützer dann doch lieber ins Warme. Ihre Nürnberger Kolleginnen und Kollegen bleiben ja auch in der Innenstadt sitzen.
Die Kritik verstehen wir natürlich, es ist aber tatsächlich nicht der Grund. Wir waren jetzt 124 Tage auf dem Besiktas-Platz und diese 124 Tage sind, wie ich finde, schon eine sehr starke Leistung. Ja, die Nürnberger bleiben, sie haben vor, auch diesen Winter in der Innenstadt zu bleiben, das stimmt.
Was haben Sie denn mit dem Klimacamp erreicht?
Der Hauptgewinn unseres Camps war sicherlich die Vernetzung: Die Erlanger Klimaschutz-Gruppen haben sich gut angenähert und organisiert, außerdem haben wir uns mit vielen Erlanger Bürgerinnen und Bürgern unterhalten, die sehr großes Verständnis für unseren Protest aufgebracht haben. Viele versorgten uns sogar mit Geld-, Lebensmittel- und Sachspenden, um ihren Zuspruch zu unserem Einsatz zu zeigen. Wir haben also auch viele neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter gewinnen können, die Teil des Klimacamps geworden sind. Wir sind jetzt eine viel größere Gruppe als wir das anfangs waren. Und wir sind bunt gemischt: Es sind viele Studierende, Schüler und auch Berufstätige dabei. Es hat sich jeder so eingebracht, wie er konnte. Somit hat es gut funktioniert, obwohl wir 24 Stunden sieben Tage die Woche im Zelt waren.
Zu Beginn gab es ja auch ein bisschen Hin und Her zwischen Ihnen und der Stadtverwaltung.
Ja, wir sind jetzt nicht komplett einer Meinung und haben uns nicht perfekt einigen können, aber ich denke, wir sind von der Stadtverwaltung hier akzeptiert.
Wie geht es jetzt weiter?
Wir planen, auf jeden Fall wieder zu kommen, weil wir unsere Forderungen noch nicht erfüllt sehen, etwa die Einführung eines kostenlosen öffentlichen Nahverkehrs. Im Winter wollen wir uns weiter vernetzen und unsere Strukturen noch weiter verbessern. Schon im Herbst stehen zwei Aktionen an: So demonstriert Fridays for Future am 22. Oktober in Berlin unter dem Motto "Ihr lasst uns keine Wahl" und im November verteidigt die Gruppe "Ende Gelände" in NRW das Dorf Lützerath gegen das Abbaggern für den Braunkohleabbau. Bei beidem werden wohl auch einige aus Erlangen mitmachen.
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