Klimacamp in Erlangen: Kompromiss mit der Stadt?
8.6.2021, 06:00 UhrEs ist über das Wochenende so etwas wie Alltag eingekehrt im Erlanger Klimacamp.Am Freitag hatten wie berichtet Aktivisten Zelte auf dem Besiktas-Platz errichtet, um als Dauerkundgebung auf die Klimaschutz-Versäumnisse der Politik hinzuweisen. Fünf Forderungen haben sie direkt an die Stadt aufgestellt, von Klimaneutralität über Erdgas-Ausstieg der Stadtwerke bis hin zum Sozialticket für den ÖPNV.
"Wir kommen gut mit Passanten ins Gespräch", findet Nicolas Bischoff, der gestern Nachmittag Stellung im Camp hält. Ziel ist es ja nicht nur, durch die reine Anwesenheit bei der Stadtführung ein schlechtes Öko-Gewissen zu erzeugen, sondern auch Aufklärung zu betreiben. "Lange Zeit musste sich die Jugend immer anhören, nicht politisch genug zu sein", sagt Alina, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will. "Jetzt sind wir politisch, aber das passt denselben Leuten wieder nicht."
"Natürlich gibt es auch Störer"
Wem es sehr wohl passt, das sind - laut Aussage der beiden - nicht wenige Passanten, die in den vergangenen Tagen den Kontakt zum Camp suchten. Viele seien selbst einst Aktivisten gewesen, erzählen von früher - und fragen, wie sie die Aktion unterstützen können. "Natürlich gibt es auch die Störer, die in Kundgebungen zwischenrufen oder die uns beschimpfen, wir sollen lieber Müll sammeln gehen oder arbeiten", so Bischoff. Auch habe es hämische Kommentare gegeben, weil sie ihren Pavillon zunächst mit Plastik-Wasserflaschen gegen den Wind beschwerten. Nun stehen Glasflaschen auf den Trägern, Befürworter bringen Lebensmittel, auch vom Food-Sharing profitieren die Aktivisten. "Wir können jetzt kochen und haben einen kleinen Vorrat angelegt. Die Unterstützung ist großartig", sagt Nicolas Bischoff.
Ein voller Erfolg?
Ein voller Erfolg also nach nur einem Wochenende? So weit möchte Versammlungsleiterin Katharina Trapp nicht gehen. "Für uns ist die Regelung, dass nachts nur vier Personen im Camp sein dürfen, sehr anstrengend. So sind die Nachtschichten lang und man kann sich nur wenig ablösen." Eine Art Schichtplan sorgt dafür, dass die Aktivisten sich aufteilen können - um etwa zu Hause zu duschen oder sich umzuziehen, aber auch um arbeiten zu gehen oder zu lernen. "Nicht jeder ist rund um die Uhr hier, sondern wir nutzen einen Großteil unserer Freizeit dafür, um als Teil des Camps für mehr Klimagerechtigkeit zu kämpfen", sagt Nicolas Bischoff.
Gibts es einen Kompromiss?
In Sachen Nachtruhe könnte es eine positive Entwicklung geben: Die Stadt bestätigte ein Gespräch, in dem man sich laut Trapp einigte, die Personenzahl über Nacht auf zehn zu erhöhen. "Hierzu wird es am Dienstag Gespräche mit der Polizei geben - grundsätzlich kann sich die Ordnungsbehörde aber eine Lockerung vorstellen", sagt eine Sprecherin der Stadt. Eine Entscheidung dazu falle am Dienstag.
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