Nach Corona-Fall: Gespenstische Ruhe in Erlanger Hautklinik

Sharon Chaffin

Redakteurin Erlanger Nachrichten

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29.2.2020, 12:25 Uhr

In der Hautklinik des Universitätsklinikums geht es (fast) immer recht turbulent zu - mit Dutzenden Patienten und oft langen Wartezeiten. Am Freitagnachmittag hingegen herrscht in der Einrichtung am Ulmenweg fast gespenstische Ruhe: "Im Wartebereich sitzen nur wenige Menschen", berichtet ein Mann, der oft in der Ambulanz der Dermatologie zu Besuch ist und den Unterschied sofort erkennt. Die Privatambulanz bleibt, wie ein Schild anzeigt, gleich ganz geschlossen.

"Wir haben in der Hautklinik einen eingeschränkten Betrieb", sagt denn ein Klinik-Sprecher unserer Redaktion. Am Abend erläutert der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums, Professor Heinrich Iro, weitere Maßnahmen: Ambulante Behandlungen sowie stationäre Neuaufnahmen sind nur eingeschränkt möglich; stationäre Patienten, bei denen eine stationäre Weiterbehandlung notwendig ist, kommen auf einer zweiten Station unter.  „Die Krankenversorgung ist in allen Bereichen weiterhin ohne Gefahr für Patienten und Mitarbeiter sichergestellt“, betonte er. 


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Schon wenige Stunden, nachdem die Meldung von einem mit dem Coronavirus infizierten Hautarzt für Schlagzeilen sorgt, macht sich auch der ein oder andere Patient seine Gedanken. Eine Frau, die gerade das weitläufige Internistische Zentrum verlässt, in dem auch die Hautklinik untergebracht ist, hofft, sich nicht angesteckt zu haben: "Wenn ich mich infiziert haben sollte, wäre das schlimm für mich",erläutert die chronisch Kranke.

Ihre Untersuchungen inklusive MRT habe sie aber machen müssen: "Mir bleibt ja nichts anderes übrig, als hierher zu kommen." Sie habe erst im Wartebereich mitbekommen, dass es sich bei dem ersten in Mittelfranken bestätigten Coronafall um einen Klinik- Mitarbeiter handelt. "Ich werde mich genau beobachten und beim kleinsten Schnupfen zum Hausarzt gehen." Auf die Hygiene-Verhaltensregeln (Hände gründlich waschen, Menschenmengen meiden, in die Armbeuge niesen) verweisen an diesem Tag immer wieder Behörden und auch die Stadt Erlangen. Den ganzen Freitag über stehen Gesundheits- und Landratsamt, Universitätsklinikum und die Stadt Erlangen unter Federführung des Gesundheitsministeriums in engem Austausch. Doch Informationen fließen bis zu einer Pressekonferenz am Abend gegenüber Journalisten spärlich.

"Dem Gesundheitsamt ist das egal"

Diese Erfahrung macht auch der diensthabende Bereitschaftsarzt. Es hätten sich bereits besorgte Bürger beim Notruf gemeldet, etwa eine Frau, die mit einer Mitarbeiterin der Hautklinik in Kontakt steht. "Sie hat die typischen Symptome wie Fieber und Halskratzen, aber dem Gesundheitsamt ist das egal", kritisiert der Mediziner. "Das Gesundheitsamt spielt alles herunter", sagt er.

Nur direkte Kontaktpersonen gelten hier als Risikogruppe, es sei aber wichtig, großflächig auf das Virus zu testen. „Wenn man so damit umgeht, wird man in wenigen Tagen in Erlangen Dutzende oder Hunderte neue Fälle haben“, betont er. Erst auf Nachfrage der Kassenärztlichen Vereinigung hat sich das Gesundheitsamt dann doch noch der Patientin angenommen und eine besondere Kontrolle zugesichert.

Angst, das wird rasch klar, macht sich schnell breit: Selbst Radfahrer, die allein auf ihrem Gefährt sitzen, tragen zunehmend Mundschutz. Masken sind so gut wie ausverkauft.


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Dem betroffenen Arzt selbst geht es nach eigenen Angaben „soweit gut“, erläutert der Uniklinik-Sprecher weiter.Der Erkrankte,der im Universitätsklinikum in einem Isolierzimmer stationär behandelt wird, habe kein Fieber, sein Zustand sei stabil. „Der Hals kratzt ein wenig, die Nase läuft ein wenig“, beschreibt der Mediziner laut Kliniksprecher die Symptome. „Ich war perplex,als ich am Mittwochabend den Anruf aus dem Gesundheitsamt bekam, dass ich mich womöglich von einem italienischen Kollegen bei einer Konferenz in München mit dem Coronavirus angesteckt haben könnte“, zitiert der Sprecher den Patienten weiter. Tatsächlich war der Oberarzt danach positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden.

In Erlangen selbst zieht der Coronafall weitere Kreise: Ein niedergelassener Orthopäde hatte, wie er dieser Zeitung bestätigt, am Dienstag Kontakt zu dem infizierten Hautarzt. Der Orthopäde und seine Frau stehen unter häuslicher Quarantäne, sind aber weder infiziert noch krank. Die Praxis ist bis 14. März geschlossen.

Eine Laufer Ärztin hat derweil angekündigt, ihre Praxis bis zum Quartalsende zu schließen, falls sie nicht sehr bald mehr Informationen und Schutzausrüstung bekommt. „Ich möchte weder das Leben meiner Mitarbeiterinnen noch meines noch das unserer Familien gefährden“, sagt sie und spricht von „extrem unkoordiniertem Vorgehen“ sowie „blankem Chaos“.

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