Nadja Pries ist nach ihrer Verletzung gestärkt zurück

Katharina Tontsch

Sportredakteurin in Erlangen

E-Mail zur Autorenseite

7.12.2019, 11:00 Uhr
War zum Ende der Saison endlich wieder zurück auf der Strecke: BMX-Fahrerin Nadja Pries hatte noch ein paar gute Rennen, dann ging es in die Winterpause.

© Nadja Pries War zum Ende der Saison endlich wieder zurück auf der Strecke: BMX-Fahrerin Nadja Pries hatte noch ein paar gute Rennen, dann ging es in die Winterpause.

Viel Zeit zum Ausruhen bleibt nicht. Schon wieder nicht. Im vergangenen Winter musste sich Nadja Pries nach ihrer ersten schweren Verletzung zurückkämpfen. Statt knallhartem Training gab es Reha-Programm nach dem Unterschenkelkopf-Bruch im Knie. Und auch in diesem Winter kann die Erlangerin nicht so hart an ihren Schwächen arbeiten, wie sie es sich vielleicht wünschen würde. Weil 2020 schon die Olympischen Spiele anstehen, bleibt kaum Zeit.

Plötzlich hatte ich Zeiten, die ich vorher nie fahren konnte

Die Saison beginnt bereits im Februar wieder, bis es los geht zum ersten Weltcup in Australien sind es acht Wochen. "Ich versuche, alles rauszuholen", sagt Pries. Doch natürlich weiß sie: "Ich bin zwar komplett fit, habe aber noch Nachholbedarf. Das habe ich das ganze Jahr über mitgeschliffen." Nach ihrem Comeback im Frühjahr verletzte sie sich im Juni erneut, diesmal brach das Becken.

Wieder ging es in die Reha statt auf die Rennstrecke. Weitere wichtige Einheiten im Kraftraum und auf der Strecke blieben aus. "Ich brauche nach einer Verletzung lange, um wieder gesund zu werden." Dass sie sich die Zeit dafür nehmen muss, hat die 25-Jährige nun gelernt. Sie ist dadurch sogar noch stärker geworden. Bei den drei Rennen zum Saisonende, die sie endlich wieder mitmachen durfte, "hatte ich plötzlich Zeiten, die ich vorher nie fahren konnte". In den USA kam Pries zweimal unter die Top 20, in Argentinien fuhr sie einmal sogar die zehntschnellste Zeit der Weltcup-Konkurrenz. In Indonesien wurde sie Dritte.

Es sei ein "Sportler-Phänomen", dass man nach einer Verletzung besser als zuvor zurückkommt. "Dem Körper tut eine lange Pause vielleicht auch mal gut", sagt Pries. "Danach kann man alles von Null aufrollen." Während einer Reha würde man zudem viel über den eigenen Körper lernen. Im Aufbautraining kann man dann "neue Reize setzen und andere Übungen ausprobieren".

Auch mental habe sie die Verletzungspause stärker gemacht. "Ich war ein halbes Jahr vom Sport weg. Das würde ich normalerweise nie machen, schon alleine, weil ich ein schlechtes Gewissen hätte." Nun aber habe sich die eigene Einstellung verändert. "Ich bin nicht mehr so verbissen, sondern schaue einfach, was geht." Es ist wie bei einem "Rookie", einem Anfänger, der "befreit performen kann". Bei ihrem ersten Weltcup nach dem Becken-Bruch jedenfalls sei es ihr so ergangen.

"Ich hatte in den USA Respekt, weil ich nicht wusste, wo ich stehe. Doch es lief so gut, das gab mir Selbstvertrauen." In einer Sportart, in der man auch ein gewisses Risiko gehen muss, hilft das natürlich sehr. "In Argentinien lief es dann nochmal besser, ich war sofort im Flow." Nadja Pries kämpft so also zurück in Richtung Weltspitze.

Und das muss sie auch, viel Zeit für die Qualifikation zu den Olympischen Spielen bleibt nicht. Zwar gibt es in Deutschland keine BMX-Fahrerin auf ihrem Niveau, doch das heißt noch nicht automatisch, dass es für Tokio 2020 reicht. Als Einzelfahrerin muss sich sie im Kampf gegen die anderen durchsetzen, dafür braucht die Erlangerin so viele Weltcup-Punkte wie möglich.

"Ich bin zuversichtlich"

Noch aber ist alles möglich, die finale Entscheidung fällt erst bei den Weltmeisterschaften einen Monat vor Olympia. "Ich bin zuversichtlich was die nächste Saison angeht", sagt die Psychologiestudentin, die neben dem Training auch noch viel lernen muss. "Wenn es weiter so gut läuft, sind meine Quali-Chancen auch nicht schlechter, als sie ohne die Verletzung gewesen wären."

In Rio de Janeiro hatte es Pries schon einmal geschafft, sie war 2016 als erste deutsche Frau im BMX bei Olympia dabei gewesen. Damals kam sie auf Rang 14 ins Ziel. Das zu wiederholen, wäre angesichts der schwierigen Vorbereitung wohl eine noch größere Überraschung. Andererseits ist Pries nun so schnell wie nie zuvor. Und ein wenig Zeit bleibt ja noch.

Keine Kommentare