So wird die Luft an der Technikerschule Erlangen frei von Corona
20.2.2021, 15:28 UhrIn der Fachschule für Techniker an der Drausnickstraße brummt es. Nicht vor lauter Menschen, sondern weil hier in den Klassenzimmern mobile Luftreinigungsgeräte stehen.
Ab Montag werden auch an dieser Schule wieder die Abschlussklassen sein. 100 junge Erwachsene kehren dann aus dem reinen Distanzunterricht zurück in die Schule. Viele von ihnen haben – ebenso wie Lehrer – Angst und Vorbehalte wegen der sich ausbreitenden, deutlich ansteckenderen Virusmutationen. "Es ist bedenklich, dass wir am Montag in den Präsenzunterricht gehen", meint denn auch Schulleiter Christoph Kilgenstein. Zumindest weiß er, dass das Maximum an Vorsicht und Umsicht in seinem Haus herrscht.
Abstand halten und Maske tragen: Das wird an der Schule den Vorschriften entsprechend auch weiterhin praktiziert. Hinzu kommen nun die Luftfilter. "Ich bin sehr darauf erpicht, die Gesundheit der Schüler und Lehrer zu schützen", sagt Kilgenstein. "Wir sind bei gleichen Konstellationen dank der Luftreinigungsgeräte einfach sicherer als andere." Die Geräte in den Klassenzimmern sind die gleichen wie diejenigen, die in einer Studie der Bundeswehruniversität München einem aufwendigen Test unterzogen wurden und sich als sehr effektiv erwiesen. Die Viren werden aus der Luft gefiltert und durch Hitze abgetötet.
Förderverein sponsert Geräte
Neun dieser Geräte hat der Technikverein Erlangen gesponsert. Vor knapp 50 Jahren wurde der Verein damals noch als bayerischer Industriemeisterverband an der Erlanger Fachschule gegründet, ein Jahr vor dem 50-jährigen Jubiläum und mitten in der Corona-Pandemie sagt der 1. Vorsitzende Jens-Peter Raup: "Wir wollen zum Wohle aller Teilnehmer etwas für die Schule tun". Dazu gehört die Unterstützung bei Vorkehrungen für die Sicherheit dieser Teilnehmer. Eine Spende in Höhe von 28 177 Euro ermöglichte die Anschaffung der Luftfiltergeräte, rund 3500 Euro kostete ein Gerät.
Bei den neun Geräten wird es nicht bleiben. Neun weitere Geräte einer anderen Firma werden dieser Tage dazu kommen, bestellt wurden sie über die Stadt, gefördert mit Geldern des Freistaates. Denn zwei Tage vor Weihnachten wurde in einem kultusministeriellen Schreiben bekannt gegeben, dass Schulen sich nun über die Schulaufwandsträger in einer zweiten Antragsrunde für die Beschaffung mobiler Luftreinigungsgeräte bewerben können. Während in der ersten Förderrunde nur die Klassen- und Fachräume in Betracht kamen, die nicht ausreichend über Fenster oder Raumluftanlagen gelüftet werden können, konnten in der zweiten Runde, in der die Restmittel verteilt wurden, Luftreinigungsgeräte auch für andere Klassenzimmer in Ergänzung der dort möglichen Fensterlüftung gefördert werden.
Nach dem Windhundprinzip
Es gelte das Datum der Antragstellung, hieß es. Beziehungsweise das Windhundprinzip, wie es auch formuliert wurde. Schnelligkeit zählte also, und Christoph Kilgenstein war schnell, denn von der Wirksamkeit der Geräte ist er überzeugt.
Die Stadt zeigte sich kooperativ, auch wenn in der zweiten Förderrunde nicht mehr mit 3500 Euro pro Gerät wie in der ersten Runde finanziell unterstützt wurde, sondern nur noch mit der Hälfte dieser Summe.
Insgesamt bestellte die Stadt über 100 Luftreinigungsgeräte, den Großteil für Räume, die nicht ausreichend belüftet werden können. Dazu zählen nicht nur fensterlose Räume, sondern auch Räume wie im Christian-Ernst-Gymnasium (CEG), wo sich von den denkmalschutzkonformen großen Fenstern nur jeweils ein kleiner Teil öffnen lässt. 47 Filtergeräte erhielt das CEG. In der ersten Antragsrunde habe es eindeutige, objektive Kriterien gegeben, heißt es aus der Verwaltung. Ein paar Anträge hätten auch abgelehnt werden müssen.
"Zu laut, zu teuer"
Der Beschluss zur Anschaffung der 97 Geräte aus der ersten Förderrunde war im Dezember im Erlanger Stadtrat gefallen. Man ging von einem Stückpreis von 6000 Euro aus, also einer Investition von rund 582 000 Euro. Insbesondere die Stadtratsgruppen von FDP und ÖDP hatten sich zuvor für eine Anschaffung im größeren Stil eingesetzt. "Zu laut, zu teuer" hatte es geheißen. Vor allem auf die Anschaffung von mobilen CO2-Sensoren im Wert von rund 220 000 Euro wurde in der gleichen Stadtratssitzung gesetzt, um die rund 1100 Unterrichts-, Fach- und Lehrerzimmer in Erlangen auszustatten.
Laut, das räumt nun Christoph Kilgenstein an der Technikerschule ein, seien die Geräte wirklich, wenn man sie auf der höchsten Stufe laufen lässt. Das könne man nur in den Pausenzeiten tun.
Während der Unterrichtszeit laufen die Geräte auf niedrigerer Stufe, tauschen aber dennoch ein ausreichend hohes Luftvolumen aus. Zwischen vier und acht Luftwechsel pro Stunde sind nötig.
Gelüftet wird zusätzlich. Aber: "Mit reinem Lüften kommen Sie nicht hin", sagt Kilgenstein. In Nach-Corona-Zeiten werde man die Geräte weiterhin gewinnbringend einsetzen können, so die Überzeugung des Schulleiters. "Die Dinger schützen auch vor anderen Krankheitserregern wie zum Beispiel Grippeviren."
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