Als ein Zentbechhofener Geschichte schrieb
Vor 100 Jahren in der Rhön: Segelflug-Rekordflug von Friedrich Harth
25.9.2021, 13:44 UhrFriedrich Harth wurde hier am 8. Oktober 1880 als Sohn des Königlichen Forstmeisters Karl Harth (Bezirksamt Höchstadt) geboren. Ähnlich wie Otto Lilienthal, der Vater des Segelflugs in Deutschland, in den 1880er Jahren hat er sich von dem Flug der Störche motivieren lassen. Als Kind baute er zusammen mit seinem Bruder Storchenattrappen und imitierte das Geklapper der Schnäbel in nachgebauten Nestern hoch oben in Nussbäumen.
Als Gymnasiast in Landshut beschäftigte er sich mit dem hochkomplexen Nachbau eines Schwingenflugzeugs. Nach dem Architekturexamen in München und der Prüfung für den höheren Staatsdienst wurde er Regierungsbaumeister.
Wie Harth in seinem Lebenslauf schreibt, begann er 1918 als Erster in Deutschland den Segelflug systematisch in Angriff zu nehmen. Etwa zehn Segelflug-Versuchsflugzeuge baute er bis zum Jahre 1921. Eines „landete“ später sogar im Deutschen Museum in München.
Wie die umfangreichen Unterlagen im Bamberger Staatsarchiv belegen, begeisterte Harth auch einen Bamberger Schüler namens Willy Messerschmitt, mit dem er sogar ein Flugzeugunternehmen betrieb. Die Wege trennten sich später jedoch wieder, weil Messerschmitt im Motorflug die Zukunft sah.
Da es wegen des Versailler Friedensvertrages 1919 verboten war, in Deutschland Motorflugzeuge zu bauen, erlebte hier der motorlose Segelflug einen auch im Ausland ungeahnten Aufschwung.
Das Deutsche Segelflugmuseum auf der Wasserkluppe dokumentiert diese Entwicklung ausgezeichnet. Harth beschreibt seinen Rekordflug in seinem Lebenslauf so: „Am 13. September 1921 gelang es mir, bei Orkanwind (12 bis 20 Meter in der Sekunde) einen Weltdauerrekord mit 21 Minuten aufzustellen.“ Bei diesen Flügen stürzte Harth jedoch aus großer Höhe ab und wurde schwer verletzt.
Der motorlose Segelflug entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten aufgrund neuer Materialien (Kunststoff) beinahe explosionsartig. Dabei geht es weniger um die Dauer als um die zurückgelegte Strecke. Die Rekordliste des Deutschen Aero Clubs weist eine Vielzahl an 1000-Kilometer-Flügen auf.
Im Höchstadter Stadtmuseum gibt es eine Informationstafel und ein von dem Höchstadter Modellflieger und Modellbauer Erwin Weschta nach Originalplänen gebautes Modell des Harthschen Rekordflugzeugs.
Es ist erfreulich, dass in Zentbechhofen nun Anstrengungen im Gang sind, dem berühmten Sohne des Orts neu zu gedenken.
Friedrich Harth verstarb 1935 mit 55 Jahren und ist in Bamberg am städtischen Friedhof, wie Will Messerschmitt, begraben.
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