Wöhrl in Erlangen: "Viele wollen nur noch Billigläden"
6.9.2016, 16:52 UhrZu einigen ist die (schlechte) Nachricht schnell durchgedrungen. Beispielsweise zu der Erlangerin Erika Hirschmann. "Ja, von der drohenden Insolvenz habe ich schon gehört“, sagt die 76-Jährige. "Das ist bedauerlich." Dass nun auch Wöhrl so schlecht dasteht, liege im Trend, meint die Seniorin. "Jedes gute Geschäft geht kaputt, das ist leider Gottes so, weil die Leute nur noch billig wollen und die Kleider nach ein paar Mal Tragen wegwerfen."
Wöhrl und die drohende Pleite: Die aktuellen Entwicklungen
Erika Hirschmann selbst vermeidet Einkaufszentren mit Geschäften zu Discounter-Preisen und "einem Essensstand am nächsten". Ihr seien Fachgeschäfte lieber, denn dort habe die Kleidung "in der Regel eine andere Qualität". Dafür gibt die Seniorin auch gerne einmal etwas mehr aus. Sporadisch, berichtet sie, besucht sie die Wöhrl-Filiale am Rathausplatz. An diesem Mittag hat sie 50 Euro ausgegeben für eine blau-weiße-Bommelmütze, die sie aus ihrer Tüte zieht. "Der nächste Winter kommt bestimmt", sagt sie und lacht.
Was der nächste Winter den Mitarbeiterinnen der Modehauskette bringen könnte, ist indes unklar. Angesprochen auf (mögliche) Hiobsbotschaften aus der Firmenzentrale, winkt eine Verkäuferin ab. Äußern kann, darf und will sich in der Erlanger Niederlassung keiner.
Ware wird zurechtgerückt
Doch der ganz normale (Geschäfts)Alltag geht weiter. Vor der Tür soll das Schild "Wild Style & Brave Preise - Der Herbst für Kids" Kunden in den Laden locken. Im Inneren rücken Angestellte Ware zurecht, ordnen sie in Schränken sowie auf Ständern ein - und stehen in Hosen, Jacken und Blusen wühlenden Kunden mit Rat und Tat zur Seite. Natürlich.
Neben der hochwertigen Verarbeitung nennen die Kunden vor allem die Ratschläge der Beschäftigten als Grund für ihren Besuch. "Ich kenne die meisten Mitarbeiterinnen vom Sehen", erzählt Maria Simniok, "sie sind alle kompetent und nett."
Seit einem halben Jahrhundert kauft die 78-Jährige aus Herzogenaurach regelmäßig bei Wöhrl ein. "Wenn ich etwas brauche, finde ich hier immer gute Sachen, es wäre schade, wenn das nicht mehr möglich wäre".
Das sieht auch Marion S. aus Nürnberg so. Die 44-Jährige macht für die wirtschaftlich schwierige Situation des Nürnberger Unternehmens vor allem "neue Berater" und die Übernahme des Modehauses SinnLeffers verantwortlich. "Da hat sich Wöhrl ein bisschen verkalkuliert."
Mit den Mitarbeitern fühlt sich Marion S. besonders verbunden. Ihre Schwägerin arbeitet bei Wöhrl in Nürnberg: schon seit mehreren Jahrzehnten.
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