Zwei Aktionen
"Zu gut für die Tonne": Erlanger Foodsharer informieren über das Lebensmittelretten
29.9.2021, 18:30 UhrDas Thema Lebensmittelverschwendung steht immer mehr im Zentrum. Warum landen dann nach wie vor allein in Deutschland Millionen von Lebensmittelresten im Mülleimer, Frau Kracht?
Nicht nur im Handel, sondern vor allem in privaten Haushalten werden viele wertvolle Lebensmittel weggeworfen. Ein großes Problem stellt dabei das Mindesthaltbarkeitsdatum dar, das immer noch viele Menschen für - in Anführungszeichen - tödlich halten. Zudem ist es unserer Gesellschaft geschuldet, dass alle Produkte zu jeder Jahreszeit und bis zum Ladenschluss verfügbar sein müssen. Ich kann mich noch sehr gut an meine Kindheit erinnern - da gab es beim Bäcker um 18 Uhr selten überhaupt noch Brötchen. Das Motto war eher „was weg ist, ist weg“. Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass Menschen mit dem allzeit vorhandenen Überangebot oftmals überfordert sind und es nicht mehr gewöhnt sind, etwa Reste zu verwerten.
Wie retten Sie Lebensmittel?
Ich engagiere mich ehrenamtlich bei Foodsharing. Foodsharing hat Kooperationspartner, bei denen wir übrig gebliebene, aber noch genießbare Lebensmittel abholen dürfen. Hierzu zählen Supermärkte, Bäckereien und Tankstellen; aber auch Gastronomiebetriebe wie Cafés und Restaurants. Das Ganze findet in konkreter Absprache mit den Betrieben statt und grenzt sich damit vom Containern“ ab. Dadurch verringern wir die Menge der Lebensmittel, die ansonsten im Müll landen würden.
Wer macht bei Ihnen alles mit?
Aktuell kooperieren wir mit 48 Betrieben in Erlangen und Umgebung. Es sind rund 170 aktive Foodsaverinnen und Foodsaver in Erlangen angemeldet. Wir haben seit der Bezirksgründung 2014 bereits 22 607 Abholungen gemacht. Aktuell gibt es in Erlangen drei geöffnete Fairteiler; einen im Stadtzentrum, einen in Bruck und einen in Bubenreuth. Dort können gerettete Lebensmittel kostenlos mitgenommen werden.
Was kann der Einzelne tun?
Jeder kann auf bestimmte Dinge achten, etwa Lebensmittel richtig lagern, bedarfsorientiert einkaufen oder Reste verwerten durch kreative Rezeptideen, auf unserem Instagram Account (@foodsharing_erlangen) gibt es dazu immer wieder neue Anregungen. Außerdem sollte man Lebensmittel regelmäßig auf Haltbarkeit kontrollieren und wenn möglich zeitnah verbrauchen, auch auf die Packungsgrößen achten, schließlich ist XXL nicht günstiger, wenn man die Hälfte wegschmeißt. Wichtig ist auch: Lebensmittel bewusst auswählen, also zum Beispiel regional kaufen, nicht hungrig einkaufen gehen und die Vorratshaltung minimieren.
Bekommen durch Foodsharing soziale Einrichtungen wie etwa die Tafel weniger?
Ganz klar, nein. Die Tafel hat immer Vorrang. Die Tafel darf allerdings nicht alle Arten von übrig gebliebenen Lebensmitteln annehmen. Diese Produkte werden dann von uns gerettet.
Was erwartet die Besucher am 2. Oktober auf dem Hugenottenplatz und am 3. Oktober in der Tennenloher Sebastianstraße?
Im Rahmen der Aktionswoche des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft „Zu gut für die Tonne“ sind wir am Samstag, 2. Oktober, von 10 bis 16 Uhr mit einem Infostand am Hugenottenplatz vertreten. An diesem Tag stehen wir als Team von Foodsharing Erlangen für Fragen rund um das Thema Lebensmittelverschwendung und Foodsharing zur Verfügung. Wir geben wertvolle Tipps, wie wir alle der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken können. Zudem werden gerettete Lebensmittel an unserem Infostand kontaktlos weiterverteilt. Am Sonntag, 3. Oktober, informieren wir ebenfalls von 10 bis 16 Uhr auf dem 3. Nachhaltigkeitstag in Tennenlohe über unsere Arbeit und haben auch da gerettete Lebensmittel im Gepäck.
Mehr Informationen über Foodsharing gibt es es hier
Mehr Informationen zur Aktionswoche gibt es hier
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen