Am Seezentrum Schlungenhof

Erlanger Uni-Römerboot vom Zaunblättling befallen

Sharon Chaffin

Redakteurin Erlanger Nachrichten

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27.5.2021, 09:30 Uhr
Gegen den Schädling, der das Römerboot der Erlanger Universität befallen hat: Die faulen Stellen werden mit Trockeneis weggestrahlt. 

© privat Gegen den Schädling, der das Römerboot der Erlanger Universität befallen hat: Die faulen Stellen werden mit Trockeneis weggestrahlt. 

Pilzbefall kommt bei Holz immer wieder vor. Das sei häufig und kaum zu verhindern, sagt der Erlanger Geschichtsprofessor Boris Dreyer. Dass der Zaunblättling aber mit dem Römerboot ausgerechnet jetzt sein liebstes Projekt getroffen hat, macht ihm doch schwer zu schaffen.

Aber Jammern hilft ja nichts. Und weil der Inhaber des Lehrstuhls für Alte Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) den Nachbau eines historischen Römerbootes fast ausschließlich mit seinen Studierenden und freiwilligen Helfern gemeistert hat, gehen sie nun alle gemeinsam gegen den Schädling vor.

Drei Tage lang sind für die Schädlingsbekämpfung angesetzt, am Freitag, 28. Mai, soll die sogenannte Fridericiana Alexandria Navis (= Schiff, kurz FAN) vom Zaunblättling befreit sein. Bis dahin aber haben Dreyer und seine Studierenden am Seezentrum Schlungenhof am Altmühlsee alle Hände voll zu tun. Denn dort, wo derzeit mit durch die Hilfe eines EU-Förderprogramms mit der "Danuvina alacris navis" ein weiteres Uni-Römerboot entsteht, wird nun auch Fan wieder in Schwung gebracht.

"Das ist eine Knochenarbeit"

"Wir müssen jetzt erst einmal die Schichten auf dem Schiff abtragen und auch die faulen Stellen mit Trockeneis wegstrahlen, aus Kostengründen mache ich das mit Studierenden", sagt Dreyer diesem Medienhaus und fügt an, "das ist eine Knochenarbeit". Erst dann könne man den konkreten Schaden feststellen, und dann eben möglichst viel selbst reparieren. Schon vorher waren mehrere Experten am Werk, die den Befall erkannt, bestätigt und das weitere Vorgehen erläutert hatten.

Der Befall selbst ist nach derzeitigem Stand etwas oberhalb der Wasserlinie Steuerboard und Backbord auf 15 Metern, also mit Unterbrechungen auf die gesamte Länge. "Wahrscheinlich sind die Sporen schon in der Kiefer beim Fällen gewesen", berichtet Dreyer. Die Kiefer ist beim Verbau noch nicht ganz trocken gewesen. Durch Kammertrocknen wären Sporen vernichtet worden, aber jederzeit hätten Sporen sich wieder ansiedeln können.

"Es ist halt Pech", sagt Dreyer nüchtern. Sporen von Pilzen gebe es überall. Die Sporen können ruhen und dann unter idealen Bedingungen wachsen, blühen und ausstreuen. "Ideale Bedingungen sind auf dem Wasser, bei 30 Grad und mehr. Das mag der Zaunblättling. Man sieht den Befall erst, wenn es zu spät ist".

Pilz frisst sich durch Planken

Der Pilz frisst sich durch die Planke, und wenn er nur noch das Lignin (der reine Zellstoff, keine Substanz mehr: man kann dann das Holz mit dem Finger herauskratzen: man nennt das Würfelbruch) übrig gelassen hat, kommt die Frucht, also der Pilz, heraus und streut weiter aus. "In diesem Zustand haben wir ihn erkannt."

"Wir werden die Planken ganz austauschen müssen", sagt Dreyer. Mit der ganzen Aktion sollen denn auch langfristige Schäden vermieden werden. Denn eines ist für Dreyer klar: "Wir wollen das Schiff wieder herstellen und gegen künftigen Befall anders schützen".

Dazu müsse man zum Beispiel die Feuchtigkeit im Holz gering halten. Schon im Sommer oder Spätsommer soll die Fan wieder in See stechen: "Es kommt auf die Kräfte an, die ich erübrigen kann", sagt Dreyer.

Der Geschichtsprofessor hatte als Initiator das Römerboot-Projekt als besonderes Geschenk zum 275. Geburtstags der FAU im Jahr 2018 insbesondere mit Studierenden und Freiwilligen in einem Werftzelt an der Hartmannstraße fertig gestellt, das verwendete Holz stammte etwa zehn Kilometer von der großzügigen Halle auf dem Uni-Sportplatz entfernt aus dem Reichswald.

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