Weg zur Andachtsstätte blockiert

Faschist Höcke in Aschaffenburg: Hunderte Menschen protestieren spontan gegen AfD-Veranstaltung

Azeglio Elia Hupfer

nordbayern-Redaktion

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24.1.2025, 21:14 Uhr
Björn Höcke teilte am Donnerstag einen Aufruf der AfD Bayern mit den Worten: "Wir sehen uns in Aschaffenburg". Am Freitagnachmittag tauchte der rechtsextreme AfD-Politiker dann im Schöntal auf. Es gab eine spontane Gegenkundgebung und weitere Proteste.

© NEWS5/Lars Haubner, Arne Dedert/dpa Björn Höcke teilte am Donnerstag einen Aufruf der AfD Bayern mit den Worten: "Wir sehen uns in Aschaffenburg". Am Freitagnachmittag tauchte der rechtsextreme AfD-Politiker dann im Schöntal auf. Es gab eine spontane Gegenkundgebung und weitere Proteste.

Zahlreichen Social-Media-Posts war zu entnehmen, dass die AfD am Freitag um 16 Uhr eine "Gedenkveranstaltung" in Aschaffenburg im Park Schöntal plante und so kam es dann auch. "Die Versammlung der politischen Partei fand zwischen 16 Uhr und 17 Uhr als stationär angemeldete Kundgebung am ‚Blauen Klavier‘ statt", erklärte Polizeioberkommissar Philipp Hümmer vom Polizeipräsidium Unterfranken am Freitagabend in einem Bericht an die Presse. Daran nahmen laut Schätzungen der Polizei etwa 70 Menschen teil.

Im Vorfeld hatte der rechtsextreme Landessprecher und Fraktionsvorsitzender der AfD Thüringen Björn Höcke eine Grafik zu der geplanten Veranstaltung mit dem Logo der AfD Bayern geteilt. Auf der Plattform "X" schrieb Höcke dazu: "Wir sehen uns in Aschaffenburg." Der Faschist tauchte dann am Freitagnachmittag auch auf.

"Nazis raus" - Weg zur Andachtsstätte blockiert

Am Protest beteiligte Organisationen und die "Deutsche Presseagentur" (dpa) berichteten am Freitagabend übereinstimmend, dass es gelang, Höcke von der großen Gedenkstätte fernzuhalten, da sich Demonstrierende davor positioniert hatten und den Ort blockierten. Auf einem großen Transparent war zu lesen: "Wir lassen unsere Trauer nicht für euren rassistischen Wahlkampf instrumentalisieren - Herz statt Hetze." Später legte der Faschist und andere AfD-Funktionäre Blumen an einer anderen Andachtsstätte nieder.

Nach Berichten der "dpa" war Höckes Auftritt durchgehend begleitet von "Nazis raus"-Rufen. "Sich mit dieser Haltung an diesen Ort zu trauen, ist respektlos und widerwärtig", stand auf einem Plakat geschrieben. Laut Angaben der Polizei beteiligten sich rund 500 Personen an der Gegendemonstration.

Zum Gegenprotest aufgerufen hatten unter anderem die Aschaffenburger Ortsgruppe der Interventionistischen Linken und die Azadi Antifa, eine Plattform für linken migrantischen Widerstand. In einem gemeinsamen Aufruf kündigten die Gruppen an: "Die AfD ist in Aschaffenburg und instrumentalisiert die Opfer! Wir stellen uns dagegen." Auch Bündnisse und Organisationen aus anderen Städten reisten am Freitag nach Aschaffenburg zum Protest gegen die AfD-Veranstaltung. Die Jugendorganisation der Partei Die Linke aus Wiesbaden mobilisierte beispielsweise, ebenso wie die Linke Liste Darmstadt. Eine offizielle Gegenveranstaltung wurde zunächst allerdings nicht angemeldet, berichtete das Polizeipräsidium Unterfranken am Freitagnachmittag auf Nachfrage.

Tatverdächtiger soll Hitlergruß gezeigt haben

"In der Gesamtschau verlief das eigentliche Versammlungsgeschehen friedlich", berichtete Polizeioberkommissar Hümmer am Freitagabend via Pressemitteilung. Man habe die Gruppierungen weitgehend räumlich getrennt. Vereinzelt hätten Beamtinnen und Beamte dazu "einfache körperliche Gewalt" in Form von Zurückdrängen anwenden müssen, hieß es in der Pressemitteilung.

Den Beamtinnen und Beamten seien nur vereinzelt Straftaten bekannt geworden. Ein Mann auf Seiten der Gegendemo steht laut Polizei in Verdacht, ein Mikrofon geworfen zu haben. Ob jemand dabei verletzt wurde, blieb zunächst unklar. In einem Fall soll ein Tatverdächtiger den Hitlergruß gezeigt haben. Gegen eine weitere Person werde wegen Verstoßes gegen das Vermummungsverbot sowie Beleidigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt.

"Aschaffenburg ist bunt"

Für Samstag ist von einem Bündnis verschiedener gesellschaftlicher Akteure namens "Aschaffenburg ist bunt" ein Gedenken unter dem Motto "Aschaffenburg steht zusammen!" am Aschaffenburger Theaterplatz geplant (14 Uhr). "Wir möchten dabei auch eindringlich vor einer Instrumentalisierung dieser grauenhaften Tat warnen", erklärt das seit 2017 bestehende Bündnis, das sich für Vielfalt, Toleranz und gegenseitigen Respekt in der Stadt einsetzt. Das Bündnis hatte bereits am Donnerstagabend zu einem stillen Gedenken in den Park Schöntal geladen. Dem Aufruf waren mehrere Tausend Menschen gefolgt.

In Park Schöntal soll am Mittwoch ein 28-Jähriger ein Kleinkind und einen Mann mit einem Messer getötet haben. Drei Menschen wurden zudem schwer verletzt, darunter ein zweijähriges Mädchen.

Der Artikel wurde zuletzt am 24. Januar 2025 um 21.14 Uhr aktualisiert.