Richtfest für modernste CT-Fabrik

Eiffelturm verbaut: Siemens baut Forchheim zum globalen Medizin-Zentrum aus

29.10.2021, 18:12 Uhr
Am Freitagmittag hat Siemens Healthineers das Richtfest für das High Energy Photonics (HEP) Center gefeiert. Der Festakt fand im Rohbau des neuen Gebäudes statt - eine 350-Millionen-Euro teure Investition. Mit Healthineers-Chef Bernd Montag (Bild). 

© Athina Tsimplostefanaki, NNZ Am Freitagmittag hat Siemens Healthineers das Richtfest für das High Energy Photonics (HEP) Center gefeiert. Der Festakt fand im Rohbau des neuen Gebäudes statt - eine 350-Millionen-Euro teure Investition. Mit Healthineers-Chef Bernd Montag (Bild). 

Alleine nur für das künftige Bürogebäude sind es 750 Tonnen Eisen und 2400 Kubikmeter Beton. Für den kompletten High-Tech-Campus, der in den vergangenen Monaten neben der Autobahn in Forchheim-Süd in die Höhe geschnellt ist das Doppelte. Mit der Menge Stahl könnte Siemens den Pariser Eiffelturm bauen. Der Vergleich könnte nicht passender sein. Der Eiffelturm ist zur Weltausstellung 1889 in Paris gebaut worden, um die Weltneuheiten zu präsentieren.

Für nichts anderes soll künftig das sogenannte Hep-Center von Siemens in Forchheim stehen - 132 Jahre später: Für die modernste Produktion von Medizintechnik in der Welt. Bescheiden ist der Anspruch von Siemens nicht.

Industrielle Revolution der Gegenwart

Industrie 4.0 heißt das heute und steht für das Schlagwort Digitalisierung – die industrielle Revolution der Gegenwart. "Wir bewegen uns in eine neue Ära", war sich Siemens schon zu Beginn der Bauarbeiten vor knapp einem Jahr sicher. Eine Ära, die 350-Millionen-Euro schwer ist. So viel investiert Siemens in die neue Produktionshalle "An der Lände" im Süden der Stadt.

Am Freitagmittag hat Siemens Healthineers das Richtfest für das High Energy Photonics (HEP) Center gefeiert. Der Festakt fand im Rohbau statt. Hier bündelt der Konzern die Fertigung, Forschung und Entwicklung sowie die Logistik von Röntgenröhren und Generatoren.

Eine Verpflichtung für acht Milliarden Menschen

Es ist ein gewaltiger Anspruch, den Healthineers-Chef Bernd Montag mit dem neuen Produktionsstandort verbindet: "Es ist die Verpflichtung, für acht Milliarden Menschen eine bessere Gesundheitsversorgung zu ermöglichen." Der Komplex sei nicht Ausdruck einer "Gigantomanie", sondern "das Modell der Zukunft" in der Medizintechnik.

Der Rohbau des neuen Gebäudes des High Energy Photonics (HEP) Center in Forchheim. Es soll Ende 2023 in Betrieb gehen und Raum für etwa 700 Arbeitsplätze bieten. 

Der Rohbau des neuen Gebäudes des High Energy Photonics (HEP) Center in Forchheim. Es soll Ende 2023 in Betrieb gehen und Raum für etwa 700 Arbeitsplätze bieten.  © Athina Tsimplostefanaki

Jährlich sollen ab Betriebsstart 2023 rund 15.000 Geräte für Computertomographie oder Mammographie entstehen. "Jedes Gerät hilft, die richtige Diagnose zu treffen."

Dax-Konzern in der Stadt: Steigende Immobilien- und Mietpreise

Bisher sind die Prozesse an zwei Standorten in Erlangen beheimatet. Sie werden nach Forchheim verlagert, weshalb die neuen, rund 700 Mitarbeiter am neuen Campus hauptsächlich alte sind. Zum ersten Mal seit dem Start der ersten Fabrik für Computertomografen 1986 wird dann unter einem Dach geplant, produziert und in die Welt verschickt - auch mit den im Forchheimer Süden ansässigen Logistikunternehmen.

Für die Stadt Forchheim ist die Investition im Süden der Stadt ein enormer Gewinn, den der Stadtkämmerer gar nicht groß genug rechnen kann - wortwörtlich. Seitdem Siemens seine Medizinsparte ausgegliedert und als eigenes Unternehmen etabliert hat, wachsen am immer größer werdenden Standort Forchheim die Gewerbesteuereinnahmen in die Höhe. Seit diesem Jahr ist Healthineers im Dax vertreten. Seit 2018 bereits gilt Forchheim als größter Medizinproduktionsstandort in Bayern.

Als klaren "Standortvorteil" sieht Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Fees aus Langensendelbach die Entscheidung seines Arbeitgebers in Forchheim zu investieren. "Hier ist das Wissen über viele Jahre aufgebaut worden." Jetzt müsse auch der Personalaufbau weiter vorangetrieben werden, denn: "Wir sind im Grenzbereich."

Forchheim wird sich stärker in die Höhe entwickeln

Beim Richtfest sprach Kirschstein auch von Herausforderungen, die die Expansion des Konzerns für Forchheim mit sich bringe. "Die Stadt hat wenige Flächen. Dank der Höhe des Gebäudes ist flächenintensives Wirtschaften möglich. Das ist ein Leuchtturm und prägend für den Stadtrat in Zukunft." Vor exakt drei Jahren hat Siemens dem Gremium die Pläne vorgestellt.

Der Konzern kündigt an, schon in wenigen Jahren 50 Prozent mehr auf der Fläche zu produzieren, als es vergleichbar bisher der Fall ist. Möglich machen soll das eine digitale und automatisierte Produktion. Auch deshalb spricht Siemens von einer der modernsten und nachhaltigsten Anlagen der Welt.

CO₂-neutrale Fabrik ist das Ziel

Der Komplex arbeite CO₂-neutral. Dafür erhält das Flachdach des 57.000 Quadratmeter großen Gebäudes eine Photovoltaik-Anlage, die den Strombedarf für umgerechnet 300 Haushalte erzeuge. Der Strom der fließt sei grün. Damit werde eine Wärmepumpe betrieben.

Nicht nur Forchheim, sondern auch die umliegenden Gemeinden werden mit Siemens wachsen, prognostizierte Kirschstein einst. Die Kehrseite der gut bezahlten Arbeitsplätze und der wirtschaftlichen Dynamik dank Siemens vor der Haustüre sind längst spürbar: der ohnehin knappe Wohnraum wird noch knapper. Immobilien- und Mietpreise steigen, eben auch im Speckgürtel um Forchheim.

Verwandte Themen


1 Kommentar