Eklat bei der Ebermannstädter Feuerwehr

02.01.2013, 20:00 Uhr
Eklat bei der Ebermannstädter Feuerwehr

© News5 / Ortner

Als Vertreter der Stadt hatte der Zweite Bürgermeister Alfons Dorn die Versammlung, die so schnell nicht in Vergessenheit geraten dürfte, eröffnet und geleitet. Dorn entschuldigte den aus privaten Gründen verhinderten Ersten Bürgermeister Franz Josef Kraus und überbrachte dessen Grußworte. Dies stieß bei den Feuerwehrleuten auf wenig Verständnis, habe doch Kraus bei der Weihnachtsfeier sein Kommen noch zugesagt. Zudem sei Kraus, so Paul Steinlein, der Vorsitzende des Feuerwehrvereins, im Vorfeld auf die Brisanz der Versammlung hingewiesen worden.

Der nach dem Rücktritt des Ersten Kommandanten Franz-Josef Hetz im August als Übergangslösung bis zur Neuwahl verpflichtete Erich Steinlein hatte in seinem Tätigkeitsbericht zunächst über die zahlreichen Einsätze im vergangenen Jahr berichtet.

Als besonders intensiv, aber auch lehrreich bezeichnete er den Brand von Pellets im Keller eines Einfamilienhauses in Engelhardsberg. Auch das Feuer auf einem Bauernhof in Oberleinleiter (wir berichteten) forderte das Ausrücken von 35 aktiven Feuerwehrleuten aus Ebermannstadt. Gleichzeitig kritisierte Steinlein die häufigen Fehlalarme in Streitberg und Muggendorf. Bedenklich stimme ihn auch der Rückgang der Personalstärke.

Vertrauen fehlt

Den Höhepunkt seines Rechenschaftsberichtes hob sich Steinlein für den Schluss seiner Ansprache auf: Er überreichte dem sichtlich überraschten Alfons Dorn die schriftlichen Rücktrittserklärungen der kompletten Führungsriege des Aktiven Dienstes. Der Notkommandant begründete diese Maßnahme mit der fehlenden Vertrauensbasis zwischen Feuerwehr, Bürgermeister und Stadtrat.

Eklat bei der Ebermannstädter Feuerwehr

© Stefan Braun

Als Beispiele führte Steinlein fehlende, aber dringend notwendige Ersatzbeschaffungen, nicht eingehaltene Zusagen und polemische Äußerungen einzelner Stadtratsmitglieder an – etwa den Vergleich der Freiwilligen Feuerwehr mit einer Berufsfeuerwehr aufgrund der benötigten Finanzmittel. „Die Finanzen werden uns um die Ohren gehauen, im Stadtrat herrscht eine ablehnende Stimmung gegen die Feuerwehr, doch eine Freiwillige Feuerwehr zum Nulltarif, das geht nicht.“ Für diesen Abschluss seiner Ausführungen erhielt Steinlein lang anhaltenden Applaus.

Die massive Kritik an den Vertretern der Stadt zog sich auch wie ein roter Faden durch die Rechenschaftsberichte der Jugendwarte Bastie Steinlein und Tanja Albert sowie des Leiters Atemschutz, Andreas Weisel.

Bürgermeister sagte sein Kommen kurzfristig ab

Zur Versammlung wollte auch Bürgermeister Franz Josef Kraus (CSU) kommen. Laut Erich Steinlein hat die Wehr Kraus vorher darüber informiert, dass man Konflikte ansprechen werde. Der Gemeindechef sagte dann kurzfristig ab — aus privaten Gründen. So musste sein Stellvertreter Alfons Dorn, sichtlich überrascht, die Rücktrittserklärungen der acht Vorstandsmitglieder entgegennehmen.

Dorn, der gegenüber den NN erklärte, dass er auf solch einen Versammlungsverlauf nicht vorbereitet war, versuchte die Wogen zu glätten und versicherte, dass trotz der kritischen Worte des „Notkommandanten“ über die strittigen Punkte gesprochen werden müsse. Die Arbeit der Feuerwehr werde anerkannt. Er versicherte, mit Bürgermeister Kraus zeitnah über die Anliegen der Feuerwehr zu reden. Die laut Tagesordnung vorgesehenen Neuwahlen wurden einvernehmlich auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Brisanz enthielt die Rede von Kreisbrandmeister Georg Henkel: „Die FFW Ebermannstadt ist ab heute führungslos.“ Henkel bestätigte, dass er schon länger den Eindruck hatte, es stimme nicht ganz in Ebermannstadt. Er machte den Anwesenden jedoch auch unmissverständlich klar, „dass wir den Raum nicht verlassen, ehe ein Kommandant verpflichtet worden ist, zumindest bis zur nächsten Neuwahl“.

Neue Fahrzeuge bei weniger Aktiven?

Der Feuerwehr erklärte er, dass sich Außenstehende schon fragen, warum neue Fahrzeuge benötigt würden, wenn der Personalbestand der Besatzungen stetig nach unten gehe. Henkel betonte weiter, dass die Führung sehr gut ausgebildet sei. Er appellierte an die Beteiligten, sich sehr kurzfristig zusammenzusetzen und festzulegen, wie es weitergehen solle.

Eklat bei der Ebermannstädter Feuerwehr

© Stefan Braun

Bürgermeister Alfons Dorn erklärte dann nach Absprache mit Henkel, dass ein Rücktritt eines verpflichteten Kommandanten nach den Statuten gar nicht möglich sei. Die schriftliche Verpflichtung gelte bis zur nächsten Neuwahl. Der Rücktritt von Steinlein als Kommandant sei daher unzulässig. Einzige Ausnahme: schriftliches Verbot des Arbeitgebers.

Zurücktreten konnte Steinlein also nur als Zweiter Kommandant und dazu erklären, dass er für eine eventuelle Neuwahl nicht mehr zur Verfügung stehe. Als möglichen Zeitpunkt für Neuwahlen brachte Alfons Dorn einen Termin Ende Januar ins Gespräch. Er versprach zum Abschluss der Versammlung zudem, dass die Stadt trotz der angespannten finanziellen Lage helfen wird, denn sie wisse, wie wichtig die Feuerwehr für Ebermannstadt ist.

Kraus: Mit so einer Eskalation habe ich nicht gerechnet

Bürgermeister Franz Josef Kraus teilte der Forchheimer Redaktion per Telefon mit, er habe vom bevorstehenden Rücktritt der Feuerwehr-Verantwortlichen nichts gewusst: „Mit so einer Eskalation habe ich nicht gerechnet.“ Außerdem habe die Feuerwehr bisher immer alles bekommen, was sie benötigt habe. Im vergangenen Jahr habe die Stadt rund 80.000 Euro in die Wehr investiert.

Gleichzeitig regte der Gemeindechef eine Dienstversammlung der Feuerwehr an, die Klarheit bringen und Missverständnisse ausräumen soll. „Wir brauchen uns gegenseitig“, appellierte Kraus an die verärgerten Feuerwehrleute.

Weit weniger Brisanz bot die anschließende Jahreshauptversammlung des Feuerwehrvereins Ebermannstadt. Der Vorsitzende Paul Steinlein erwähnte als besonderes Ereignis die Gründung der Ebermannstädter Kinderfeuerwehr, der „Ebser Löschmäuse“. Die Kinderbeauftragte Andrea Modsching bestätigte den regen Zulauf. Turnusgemäß wurden neue Vertrauensleute gewählt. Die Wahl fiel auf Michael Dötsch, Gaby Krumm, Benjamin Steinlein, Alexander Schmuck und Pascal Kirschner. Als Kassenprüfer wurden Robert Kraus und Johannes Männlein in ihrem Amt bestätigt.

Ärger wegen Kfz-Steuer

Bei der Kassenprüfung war aufgefallen, dass die Kfz-Steuer in Höhe von 191 Euro für einen vom Verein genutzten Oldtimer angewiesen worden war. Diese Steuer wurde bisher von der Stadt gezahlt, die auch Eigentümerin des Fahrzeuges sei. Kfz-Ausgaben dienen nicht dem Vereinszweck und seien daher kritisch zu sehen. Paul Steinlein erklärte dazu, dass er die Steuer zunächst nicht gezahlt hatte. Bürgermeister Kraus hätte daraufhin jedoch Gelder für aktive Feuerwehrleute mit dem Hinweis zurückbehalten, die Feuerwehr schulde der Stadt noch Geld. Der Begriff der Sippenhaft machte daraufhin die Runde.

Bürgermeister Dorn bedankte sich am Ende bei Erich Steinlein, dass dieser zuvor die zurückgetretenen Führungskräfte gebeten hatte, zunächst im Interesse der Allgemeinheit ihr Amt weiter wahrzunehmen.

4 Kommentare