Gewerkschaftsprotest: Globus holt Polizei

8.11.2016, 17:00 Uhr
Gewerkschaftsprotest: Globus holt Polizei

© Foto: privat

„Rote Karte für Timo Huwer und Thomas Bruch“ steht auf den roten Karten, die der ver.di-Beauftragte Paul Lehmann vor dem Globus-Markt an die Kunden verteilte, hinter die Scheibenwischer ihrer Autos klemmte. In seiner Begleitung: Betriebsräte und andere Beschäftigte der Alphatecc-Filiale, die vor der Schließung steht.

Vor dem Haupteingang hatten Lehmann und Co. frühzeitig Stellplätze für die eigenen Autos blockiert. Hinter den Scheiben: Plakate mit Botschaften wie „32 Mitarbeiter werden bei Alphatecc entlassen. Wie sollen wir jetzt unsere Mieten bezahlen?“ Oder: „Unsere Kinder gehen mit in Armut.“

„Wut und Ärger geäußert“

Die Betriebsratsvorsitzende berichtet, einige Kunden hätten „ihre Wut und Ärger“ darüber geäußert, wie der Globus-Konzern mit seinen Mitarbeitern umgehe. „Wie können wir euch unterstützen?“, sei sie gefragt worden.

Ganz anders die Darstellung von Globus-Marktleiterin Monika Graf: „Die Kunden hatten sich auf einen entspannten Einkauf gefreut und auf das gute Essen.“ Die ver.di-Aktion sei von vielen daher mit Empörung aufgenommen und die Roten Karten gleich im Eingang in den Papierkorb geworfen worden. Überhaupt, so Graf, sehe sie nicht ein, was die Aktion zu Alphatecc mit dem Globus-SB-Markt zu tun habe: „Alphatecc ist eine eigene GmbH.“

Tatsächlich gehört Alphatecc natürlich wie der Globus-SB-Markt und der Globus-Baumarkt zur Globus-Gruppe, deren geschäftsführender Gesellschafter Thomas Bruch ist. Timo Huwer ist Geschäftsführer der Sparte Elektrofachmärkte. Ihnen wirft ver.di-Sekretär Paul Lehmann vor, es „seit Jahren verschlafen“ zu haben, in die Alphatecc-Märkte zu investieren, um sie wettbewerbsfähig zu halten. Mit der Begründung, der Forchheimer Markt sei „ein Verlustbringer“, hatte die Geschäftsführung im August angekündigt, die Filiale zum Jahresende zu schließen. Vorausgegangen waren über mehrere Jahre interne und gerichtliche Auseinandersetzungen mit dem Betriebsrat.

„Wir gehen da nicht geräuschlos raus“, kündigt dessen Vorsitzende gegenüber den NN an. Es lohne sich für die Kolleginnen und Kollegen, „jetzt kämpferisch zu sein“, sagt sie. Denn „das wird sich im Geldbeutel bemerkbar machen“.

Derzeit laufen die Verhandlungen über einen Sozialplan für die 32 betroffenen Beschäftigten. Der Betriebsrat strebt die Gründung einer Transfergesellschaft an. Die Mitarbeiter könnten hier bis zu zwölf Monate zu ihrem normalen Gehalt weiterbeschäftigt werden, während sie sich um einen neuen Arbeitsplatz bemühen.

Der könnte aus Sicht des Personals eigentlich auch beim Globus-Warenhaus oder beim Globus-Baumarkt entstehen, falls Stellen frei werden. Doch: „Das will man bei Globus nicht“, so die Betriebsratsvorsitzende.

Sie vermisst im Übrigen die Solidarität der Globus-Beschäftigten. Schon bei der ersten Rote-Karte-Aktion vor zwei Wochen seien die Kollegen der Nachbarmärkte nicht bereit gewesen, sie zu unterstützen.

Aus Sicht des Betriebsrates setzte die Globus-Marktleiterin dem ganzen am Sonntag die Krone auf: „Man hat die Polizei geholt, als wären wir Verbrecher.“ Die Alphatecc-Beschäftigten hätten sogar einen Platzverweis erhalten.

Monika Graf sieht das ganz anders. Die Kunden hätten sich gestört gefühlt und sich massiv an der Globus-Information über die Gewerkschaftsaktion beschwert. Daher habe sie nach Rücksprache mit ihrem Baumarkt-Kollegen ihr Hausrecht wahrgenommen und die Polizei gerufen. Die Globus-Zentrale im Saarland wollte zu dem Vorfall auf Nachfrage keine Stellungnahme abgeben.

Die Polizisten, sagt ver.di-Sekretär Paul Lehmann, „waren sehr nett“. Ob die Gewerkschaftsaktion zulässig war oder ob das Hausrecht angewendet werden konnte, sei nicht recht klar gewesen: „Letztlich sind wir gegen 14.30 Uhr dann freiwillig gegangen.“

1 Kommentar