Kampf gegen Maskenpflicht erreicht Schulen im Landkreis Forchheim
22.9.2020, 11:57 UhrAm Morgen hatte sich eine Frau vor die Schule gestellt. In der Hand ein Plakat, unter anderem mit der Aufschrift: "Habt Mut und lasst die Maske fallen." "Leider stand sie nicht auf dem Schulgelände, sonst hätten wir tätig werden und sie von dort verweisen können", berichtet Schulleiterin Ingrid Käfferlein. So konnte ihr Stellvertreter Jürgen Sauer nur auf die Frau zugehen und sie fragen, was sie mit ihrem Protest bezwecke. "Sie wollte darüber aber keine Auskunft geben und sagte lediglich, dass sie sich hinstellen könne, wo sie wolle", berichtet die Schulleiterin.
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Was sie ärgert: Auf ihrem Protestplakat setzte die Frau Masken-Tragen mit "Kinderschändung" gleich. Zum Glück seien die Schüler, die diese Aktion mitbekommen hatten, gelassen geblieben. Dennoch: "So etwas brauche ich nicht, das stört den Schulfrieden", sagt Ingrid Käfferlein.
Es ist nicht der einzige Fall, in dem sie als Direktorin mit der Ablehnung der Maskenpflicht konfrontiert ist. Regelmäßig treffen in der Schule anonyme Schreiben ein, in denen sich "besorgte Mütter, Väter und Großeltern" dagegen wehren. Am Freitag lag wieder eines in der Post. Nicht nur in der des Herder-Gymnasiums, sondern zum Beispiel auch in der der Georg-Hartmann-Realschule. Auch hier gaben sich die Absender nicht zu erkennen. Schulleiter Jürgen Kretschmann ging daraufhin auf Internet-Recherche. Seine Erkenntnis: Diese Schreiben sind als eine Art analoger Kettenbrief nicht nur in Forchheim im Umlauf. "Ich habe Ähnliche aus NRW gefunden", sagt er.
Dennoch sind die beiden Schulleiter froh: In ihren Schulen ist es bisher dabei geblieben. Mit den Eltern ihrer Schüler ist es noch nicht zu Diskussionen über die Auflagen gekommen, die derzeit den Schulalltag prägen.
Das raubt Zeit und Energie
Das ist nicht selbstverständlich, weiß Cordula Haderlein, Leiterin des Forchheimer Schulamtes. Zwar seien es immer Einzelfälle von Eltern, die die Regelungen und vor allem die Maskenpflicht in Frage stellen. "Aber diese Einzelfälle beschäftigen die Schulleiter zum Teil enorm." Diese Eltern stellen in Frage, dass das Coronavirus überhaupt existiert oder behaupten, dass es, wenn es existiert, nicht schlimmer sei als eine Grippe. Sie bezweifeln auch, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes vor dem Virus schützt und befürchten, dass diese Masken sogar schädlich seien, zum Teil sogar psychische Schäden verursachen. Die Diskussionen mit ihnen darüber raube Zeit und Energie, die die Rektorinnen und Rektoren viel lieber in ihre pädagogische Arbeit stecken würden.
Wenn sie nicht weiter kommen, wenden sich die Kollegen oft ans Schulamt. Das Wichtigste, was ihnen Cordula Haderlein dann mitgibt, ist: "Ruhig und sachlich bleiben und die Sache nicht persönlich nehmen." Denn: "Schule funktioniert nur in der Kooperation mit den Eltern. Und es gibt auch noch eine Zeit nach Corona, in der ein Miteinander notwendig ist." Ein gutes Beispiel, das ihnen die Schulamts-Leiterin dann als Hilfestellung an die Hand gibt, ist das der Schwimmflügel. Auf deren Packung steht, dass sie "keinen Schutz vor dem Ertrinken" bieten. "Trotzdem würde jede Mutter und jeder Vater das Kind doch lieber mit Schwimmflügeln ins Wasser schicken als ohne", erklärt Haderlein und sagt: "Bei den Masken ist es doch im Prinzip ähnlich."
Dennoch gebe es immer wieder Eltern, die mit derlei Argumenten nicht zu überzeugen seien. Auch die Anmerkung, dass es bei diesen Maßnahmen – die jeder für sich ja in Frage stellen dürfe – um die Schulfamilie als Ganzes gehe, laufe in diesen Fällen oft ins Leere. Dann helfe oft nur der Verweis auf die aktuelle Rechtslage.
Auch am Forchheimer Ehrenbürg-Gymnasium hat Schulleiter Karlheinz Schoofs zum Schuljahresbeginn solche Diskussionen geführt. Auch er sagt: "Für mich als Schulleiter im Einzelfall viel Arbeit, aber ich muss nun mal durchsetzen, was die allgemeinen Bestimmungen sind." Grundsätzlich aber sei die Maskenpflicht, die bis Freitag auch im Unterricht gegolten habe, "von der Schulgemeinschaft" mitgetragen worden.
Beruhigter ins Winterhalbjahr
Der Fall der zwei positiv getesteten Schüler habe darüber hinaus gezeigt, wie wichtig der Schutz durch Masken ist. "Es hat sich niemand angesteckt", bekräftigt Schoofs. Das könne man entweder – wie die Maskengegner – als Glück bezeichnen oder als Beleg dafür nehmen, dass der Schutz funktioniere. Ihn beruhige das, wenn er auf die Situation blicke, die sich im Winterhalbjahr durch gestiegene Infektionszahlen ergeben könne.
Auch Fotios Winkelbauer, bisheriger Schülersprecher am Herder-Gymnasium, hält die Maskenpflicht im Schulhaus – und bei ansteigenden Infektionszahlen auch im Unterricht – für das kleinere Übel. "Damit ist wenigstens normaler Unterricht möglich", sagt er. Natürlich sei es anstrengend, die Maske immerzu zu tragen. "Aber unsere Lehrer haben uns Pausen zugestanden, in denen wir allein mal raus konnten, um frische Luft zu schnappen", sagt er. Das habe auch er ab und zu genutzt.
Dennoch seien er und die meisten seiner Mitschüler froh, dass der Schulalltag wieder normal ablaufe. Denn das hätten alle nach den Erfahrungen aus dem Homeschooling nötig. "Das war nicht nur organisatorisch für uns Schüler eine Herausforderung, sondern für viele auch von der Motivation her." Insofern: "Es ist alles besser als Homeschooling."