Polizei nimmt berüchtigten Kräuterladen ins Visier
10.4.2016, 08:00 UhrKein Tag vergeht, ohne dass im Polizeibericht von Opfern einer Kräutermischung die Rede ist. Am Donnerstag wieder: Polizeibeamte trafen am Bahnhof einen 16-Jährigen unter deutlichen Anzeichen von Drogeneinfluss an, außerdem hatte er eine Tüte mit Kräutermischungen dabei. Die Beamten nahmen ihn mit zur Dienststelle.
Zwei Stunden später wurde die Polizei über zwei junge Männer in der Hauptstraße informiert. Der Rettungsdienst musste zuerst einen, eine Stunde später auch den anderen zur Behandlung ins Krankenhaus bringen. Beide waren bewusstlos und befanden sich in zum Teil gesundheitlich bedenklichem Zustand.
Am Nachmittag fiel ein Jugendlicher auf, der vor dem Gebäude der Polizeiinspektion über die Fahrbahn torkelte. Er gab zu, Kräutermischungen konsumiert zu haben, und wurde daraufhin seinen Eltern übergeben. Am frühen Abend fanden Beamte im Stadtpark einen 24-Jährigen und einen 21-Jährigen beim Drehen eines Joints. Die beiden waren schon vorher durch Kräutermischungen auffällig geworden und sind der Polizei bereits bekannt.
Flucht nicht mehr möglich
Auch ein 23-Jähriger und sein 15-jähriger Begleiter konsumierten Kräutermischungen. Als sie auf eine Polizeistreife trafen, versuchten sie im Stadtpark zu flüchten. Allerdings waren sie so berauscht, dass der Versuch misslang. Auch diese beiden waren der Polizei schon bekannt.
Gestern wurde ein junger Mann in berauschtem und gesundheitlich bedenklichem Zustand aufgegriffen — nicht das erste mal. Er musste in die Nervenklinik nach St. Getreu in Bamberg gebracht werden.
Warum sich diese unschönen Szenarien vor allem auf das Zentrum von Forchheim konzentrieren, ist bekannt. Dort befindet sich in der Bamberger Straße jener Shop, in dem die Kräutermischungen beständig über den Ladentisch gehen. Unter Konsumenten hat sich das herumgesprochen — nicht nur „FO“-Kennzeichen sind hier anzutreffen.
Eine Razzia?
Beschwerden angrenzender Geschäftsleute liegen vor. Als gestern Nachmittag ein Bus der Bereitschaftspolizei Bamberg auf dem Areal parkte, gingen Augenzeugen zunächst von einer Festnahme oder zumindest einer Razzia aus.
Tatsächlich aber sind der Polizei die Hände gebunden, wie Sprecher Robert Schaffranietz nicht frei von Wut sagt. Problem sei, dass sich die Mischung der verkauften Kräuter ständig ändere.
Bis man über das Labor etwas nachweisen könne, sei die Zusammensetzung wieder neu. Verkauft wird die Ware in lustigen Tüten als Kräutermischung oder Tee oder Duftstoff.
Gespräche mit der Stadt
Wozu diente der Einsatz dann? „Wir zeigen verstärkt Präsenz“, sagt Schaffranietz über das, was die derzeitige Rechtsprechung zulässt. Außerdem wollen die Beamten Präventionsarbeit leisten und versuchen, potenzielle Konsumenten vor Ort noch ausdrücklich zu warnen.
Parallel geht die Polizei noch einen anderen Weg und sucht das Gespräch mit der Gewerbeaufsicht der Stadt Forchheim. Ziel ist es, dem Shop die Geschäftsgrundlage zu entziehen.
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