So bereiten sich Gasthäuser in der Fränkischen auf Restart vor

17.05.2020, 05:57 Uhr
So bereiten sich Gasthäuser in der Fränkischen auf Restart vor

© Foto: Petra Malbrich

Julia Hofmann druckt gerade alle Richtlinien aus. "Sie wurden gestern Abend geschickt", sagt die Inhaberin des Hotel-Gasthofs Schweizer Grom in Forchheim. Schon eifrig ist sie am Vorbereiten, wenn ab dem 18. Mai die Biergärten und eine Woche später wieder die Gaststuben geöffnet werden dürfen.

Sie klebt Pfeile auf den Fußboden. Vorne zur Tür dürfen die Gäste in die Gaststube, zum Hintereingang wieder hinaus. Der Kontakt soll vermieden werden. Doch vorerst wird der Biergarten den Vorschriften gemäß bestuhlt. "Wir haben so viel Platz, dass wir mindestens 1,50 Meter Abstand halten können", versichert Hofmann. Zwei große Garnituren dienen den Gästen als Familienecke, denn es dürfen zwei Familien an einem Tisch sitzen – ein Hausstand und ein weiterer. Sind diese Plätze nicht mit Familien besetzt, können andere Gäste ausweichen.

Markierungen zeigen Sitzplätze an

Um den Abstand einzuhalten, werden mit auf die Bänke geklebte Kreuze die erlaubten Sitzplätze angezeigt. Auch Reinigungspläne hat Hofmann ausgearbeitet. "Die Türklinken müssen desinfiziert werden, die Toiletten stündlich und auch die Papierkörbe stündlich geleert werden", erklärt sie. Das müsste problemlos klappen. Auch das Personal sei entsprechend eingeteilt, um den Richtlinien gerecht zu werden.

Sie selbst werde mit Mundschutz Essen und Getränke servieren. "Eine Person ist extra Läufer", sagt Hofmann. Das heißt, eine Person serviert und eine andere ist ausschließlich dafür da, die leeren Teller und Gläser wieder abzuräumen.

Mit Erfindungsgeist

Im Biergarten finden normalerweise zwischen 50 und 60 Personen Platz. Jetzt sind es 20 und den Familientisch gibt es noch. In der Wirtschaft selbst werden aus 120 Plätzen nun 60. Die Abstände seien groß genug und die vorgeschriebene Hygiene könne eingehalten werden. Etwas mehr Erfindungsgeist erfordere die Liste, in denen alle Gäste mit Namen und Adresse eingetragen werden sollen.

"Die Liste kann ich nicht von Gast zu Gast reichen", erklärt Hofmann. Zum einen würde so Kontakt über das Papier entstehen, zum anderen kann der Gast die Adresse der anderen Gäste sehen. Der Datenschutz erlaube das nicht. "Wahrscheinlich muss jeder seine Anschrift auf einen Zettel schreiben und ich die Liste abends ausfüllen", erklärt Hofmann die ersten Gedanken dazu.

Nur wie es mit dem Vatertag gehalten wird, darüber ist noch keine endgültige Entscheidung getroffen. "Donnerstag ist eigentlich unser Ruhetag", sagt Hofmann. An Vatertag sei ohnehin wenig los, die feiernden Väter seien eher auf dem Land unterwegs. Eventuell wird der Schweizer Grom am Mittag öffnen.

Ganz sicher nicht öffnen wird das Gasthaus Aures in Hiltpoltstein am Vatertag. "Das ist mir zu heikel, auch vielen Kollegen", weiß Martina Steger, die Inhaberin des Gasthauses. Die Gefahr, dass angetrunkene Gäste kommen, sei zu groß.

"Gespräche haben gefehlt"

"Deshalb alles zu riskieren, das Risiko ist mir zu hoch", sagt Steger. Denn grundsätzlich freuen sich die Wirte alle, dass wieder geöffnet wird. "Vor allem die Stammtische möchten sich wieder treffen", erklärt die Chefin der Hiltpoltsteiner Wirtschaft. Mit Abstand natürlich, den sie mit Metermaß festlegt.

Wie sehr den Menschen Gespräche über Belanglosigkeiten gefehlt haben, habe sich bereits gezeigt, als sie zum Abholen von Gerichten kamen. Schon da habe man sich auf zwei Meter Entfernung ein paar Sätze zugeworfen.

Andere Gesichter, andere Nachrichten als Corona, das tat den Menschen gut. Vor allem das Essen to go war für sie ein Erfolg. "Gerade über Ostern war es einfach gigantisch" sagt Steger, die dieses Angebot auf jeden Fall weiter anbieten möchte. Für sie sei das auch einfacher zu planen. "Und es muss nichts weggeworfen werden."

Das Abholgeschäft wird auch Günter Sponsel vom Gasthaus Sponsel in Oberfellendorf weiterhin anbieten. Zumindest in den nächsten Wochen. Zum einen für Leute, die sich nicht ins Gasthaus trauen, zum anderen als Dankbarkeit. "Für die Gäste, die das Angebot genutzt haben", sagt Sponsel. Dann werde die weitere Entwicklung zeigen, ob Zeit und Bedarf dafür vorhanden ist. "Es soll niemand darunter leiden", sagt Sponsel. Weder die Abholer noch die Gäste in der Wirtschaft, wenn dann eine der beiden Gruppen zu lange aufs Essen warten müsste.

"Sehr diszipliniert und geduldig"

Ansonsten ist auch Sponsel froh, wieder öffnen zu dürfen. Natürlich beziehe das ebenso das Verhalten der Gäste mit ein. Aber: "Sie waren bereits beim Abholgeschäft sehr diszipliniert und geduldig", sagt er. Trotzdem ist die Situation mit allem Drum und Dran Neuland für die Wirte. Wie Martina Steger wird er zusätzlich zur Terrasse mit den vorgeschrieben Abständen die Parkplätze als Biergartenplatz dazunehmen.
Und wenn es plötzlich regnet und windig wird? Auch dafür hat Sponsel einen Notfallplan. Er hat eine Art Durchfahrt, wie wenn zwei Garagen hintereinander im Haus stehen, mit je einer Tür. "Dort können wir zwei bis drei Tische unterbringen", sagt er. Dass im Regen neue Gäste kommen, glaubt Sponsel weniger.

Maske verdeckt das Lächeln

Am Vatertag wird er den Biergarten geöffnet haben und bietet an den Feiertagen durchgehend Küche an. "Die Vatertage sind nicht mehr so dramatisch wie früher, als betrunken mit den Bollerwagen herum gezogen wurde", findet er. Vielleicht liege das daran, dass diese Menschen auf die Bier-Wanderwege ausweichen.

Ein ungutes Gefühl hinterlässt die Maskenpflicht bei den Wirten. Mit der Maske bedienen, sei ein wenig anonym und lasse keine gute Atmosphäre aufkommen. Das Lächeln der Bedienung ist nicht sichtbar. Aber die Maske ist laut Maskenpflicht notwendig . Die Besitzer der Wirtschaften hoffen, dass sich die Gäste trotzdem wohlfühlen.


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Insgesamt 4000 ausländische Erntehelfer sind bereits in Nürnberg gelandet. Sie haben sich auf ganz Bayern und Baden-Württemberg verteilt. "Es kommen noch mehr", sagt Jochen Loy, der Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands.

© Foto: Petra Malbrich

Mindestlohn, "aber eher darüber", werde gezahlt. Wer etwas kann, zum Beispiel einen Schlepper fahren, komme im Akkord schon mal auf 18 Euro die Stunde. Die Erfahrungen mit Kurzarbeitern und Studentinnen auf den Feldern seien durchwachsen gewesen, heißt es. Die harte Arbeit hielten die wenigsten lange durch. Viele seien schon nach zwei Wochen körperlich total erschöpft und brächen ihren Ernteeinsatz ab.

4 Kommentare

BhK

HansE:
"Sammeln und behalten oder Auswertung der persönlichen Daten für andere Zwecke verbietet glücklicherweise das Datenschutzgesetz."
Naprima, dann sind wir und unsere Daten ja.absolut sicher. Denn wenn etwas verboten ist, dann tut es ja auchniemand. Deswegen brauchen wir ja auch keine Polizei, keine.Richter und keine Gefängnisse...

V.Kras.

Ich habe per Zufall etwas gefunden, was tatsächlich helfen könnte. Eine Kombination aus digitaler Speisekarte und Kundenkontaktdatenerhebung, ist somit datenschutzkonform. Beides am eigenen Handy und 100% gratis. Das ist eine echte Erleichterung. Für den einzelnen Gastronomen bedeutet das nur registrieren des Restaurants, hochladen der eigenen Speisekarte und in 2 Minuten kommt eine Mail mit einem generierten QR-Code (fertig zum Ausdrucken). Das ist der Link zu den Anbietern. Die sitzen wohl in Köln.
http://app.lvly-menu.com/

Das ist KEINE WERBUNG in eigener Sache.

Hoffe, dass ich damit helfen kann.

HansE.

In der Regel werden sich Wirte über vorherige Reservierungen freuen, gerade bei beschränktem Platzangebot. Gäste müssen dann bei vollem Haus nicht enttäuscht weiterziehen. Allerdings sollen sich Reservierer auch gefälligst dran halten, pünktlich da sein und nicht einfach ohne Absage doch nicht kommen.

Dass der Wirt die Adressen abends in eine Liste eintragen soll, kann ich nicht nachvollziehen. Macht halt sowas wie die Meldekarten in den Beherbergungsbetrieben, in denen die geforderten Daten abgefragt werden, schreibt Datum, Zeit und Tischnummer drauf und heftet die ab. Das muss doch reichen. Wer weiss, ob sonst alles richtig übertragen wird, wegen schlechter Lesbarkeit oder Zahlendrehern. Ein leerer Zettel, auf den der Gast was schreiben soll, wird nicht funktionieren. Ein Formular muss das schon sein. Bei der Essensbestellung muss das Formular eingesammelt werden, nicht dass hinterher einer meint, keine Daten hinterlassen zu wollen.

Nach Ablauf der Frist sind die Zettel natürlich zu schreddern und nicht einfach in die Papiertonne zu schmeissen. Sammeln und behalten oder Auswertung der persönlichen Daten für andere Zwecke verbietet glücklicherweise das Datenschutzgesetz.

Ich wünsche allen Betrieben einen guten Start, disziplinierte Gäste und dass alles so gut funktioniert, dass sie angesichts des Aufwands und der Einschränkungen davon leben können.

braumeister

Danke für diesen Bericht und es ist auch richtig, dass man am Vatertag die Gaststätten "freiwillig" geschlossen lässt, denn an Christi Himmelfahrt - am 21. Mai 2019 - geht ja ohnehin nur Gartengeschäft.