Stadtmöbel: Lebenshilfe wurde sitzen gelassen

5.5.2017, 17:21 Uhr
Stadtmöbel: Lebenshilfe wurde sitzen gelassen

Die neuereund Entspannens in der Stadt scheint eine Wissenschaft für sich. Anders ist es nicht zu erklären, dass 39 Hersteller angeschrieben worden sind und eine Fachjury – bestehend aus Stadträten, Heimatpfleger, Seniorenbeauftragten, dem Vorsitzenden des Seniorenbeirats, dem Barrierebeauftragten und einem Vertreter der Werbegemeinschaft – eine Vorauswahl getroffen hat. Die Fachkompetenz war also geballt.

Wie ging es weiter? Unter den 39 Herstellern, die angefragt worden sind, haben sich auch die Lebenshilfe-Werkstätten befunden. SPD-Stadträtin Lisa Hoffmann hatte 2015 explizit darum gebeten, wie im Stadtratsprotokoll steht. "Wir haben ein Angebot abgegeben", bestätigt Lebenshilfe-Geschäftsführer Wolfgang Badura.

Holzbänke mit gusseisernem Gestell werden in Forchheim gefertigt. Das Gestell wird zugeliefert, die Optik lässt sich also verändern. In der Auswahl, die den Stadträten zum Probesitzen 2016 vorgestellt worden ist, war die Lebenshilfe nicht dabei.

Die ersten Recherche-Ergebnisse: Die Lebenshilfe habe die Anforderungen nicht erfüllt, heißt es von Seiten der Stadt, detailliertere Infos könne man nächste Woche liefern, wenn die Ansprechpartner wieder zur Verfügung stehen (wir werden berichten).

Sitzbänke, die in der Öffentlichkeit stehen, müssen andere Strapazen aushalten als die Privatbank auf der Terrasse. Die Fachjury hatte deshalb mit der Beratungsfirma Cima einen umfangreichen Kriterienkatalog erstellt. Es geht um zeitloses, vandalensicheres, reparaturarmes Design.

Daran könne man nicht gescheitert sein, sagt Wolfgang Badura. Die Lebenshilfe ist kein Neuling auf dem Gebiet. Mehrere Gemeinden im Landkreis und der Landkreis selbst gehören zu den Kunden: Unter anderem in Igensdorf, im Wildpark Hundshaupten und im Erlebnispark Schloss Thurn stehen Lebenshilfe-Bänke. Auch der Heimatverein Forchheim hat sich für die Lebenshilfe entschieden, als er die Bänke bei der Wiesent am Marktplatz gestiftet hat.

Was die Lebenshilfe Werkstätten allerdings nicht liefern können, ist Beiwerk. Zur neuen Stadtmöblierung sollen auch Fahrradständer und Mülleimer gehören. Ein einheitliches Erscheinungsbild ist gewünscht. "Das wurde angefragt, aber so etwas haben wir nicht im Portfolio", sagt Badura. Tatsächlich haben sich die Stadträte 2016 neben den Sitzbänken auch für Abfallbehälter und Fahrradständer entschieden — allerdings nicht aus einer Hand. Während die Bänke aus Frankreich stammen, liefert die Firma ESE aus Nordrhein-Westfalen die Müllbehälter und die Fahrradständer kommen von Velopa, einem Unternehmen mit deutscher Niederlassung in Düsseldorf.

Nicht nur für unseren Leser Rainer Polster, auch für Wolfgang Badura bleibt deshalb unverständlich, warum die Stadt so wenig lokal und nachhaltig denkt. Hier hätte man ein Zeichen setzen können und auch noch einen Zusatznutzen gehabt, sagt Badura: "Wir halten die Bänke auch instand, sind schnell vor Ort und reparieren wenn nötig."

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