Virales Video: Fränkischer Brauer stinksauer über Lockdown-Verlängerung

Cora Krüger

Online-Redaktion

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12.2.2021, 16:05 Uhr

Ab dem 1. März dürfen Friseure wieder aufsperren, der Handel muss weiterhin geschlossen bleiben. Keine Perspektiven gibt es für die Gastronomie, die schon seit dem 2. November geschlossen ist. Die Pandemie wird für viele Restaurants zur finanziellen Belastungsprobe, so auch für die "Nikl-Bräu" im oberfränkischen Pretzfeld. Brauer und Besitzer Mike Schmitt spricht über seine prekären Situation in einem Video, das er auf Facebook gepostet hat. Dort wendet er sich direkt an die verantwortlichen Politiker, erzählt von seiner Verzweiflung und seiner Wut. Das Video kommt an, bislang wurde es über 15.000 Mal geteilt.

"Alles andere als lustig"

Eigentlich mache ihm sein Beruf Spaß, erklärt Schmitt am Anfang des Videos. Normalerweise laufe das Geschäft auch gut. Durch die Coronakrise habe er jedoch massive finanzielle Einbußen von bis zu 70 Prozent. Gleichzeitig falle sein Betrieb durchs Raster bei den staatlichen Corona-Hilfen. In seinem Video wendet er sich direkt an die Politiker: "Ich möchte mal wissen, wir euch das vorstellt, dass wir das zahlen sollen. Wir haben im Monat Grundkosten von 10.000 Euro, ohne Personal." Dass er sein Essen zum Mitnehmen anbieten kann, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Schulden häufen sich: "Wir bekommen nur Mahnungen und können rumtelefonieren, was wir zuerst zahlen."

"Eine Unverschämtheit"

Für die Friseure freue er sich, dass sie wieder aufsperren dürfen, erklärt der Gastronom. Gleichzeitig habe er aber wenig Verständnis dafür, dass er seine Brauerei-Gaststätte weiterhin geschlossen halten muss - trotz ausgereiftem, teuren Hygiene-Konzept. "Ich war Ende des letzten Jahres in der Ikea einkaufen, da ist nichts dokumentiert worden, da waren hunderte von Leuten aufeinander, da ist nichts desinfiziert worden. Und bei uns hat alles gepasst und wir dürfen nicht aufmachen", schimpft er.


Corona-Beschlüsse: Händler, Wirte und Kultur gehen leer aus


Am Ende seines dreieinhalb-minütigen Videos richtet sich Schmitt namentlich an Angela Merkel, Olaf Scholz und Peter Altmaier. Er appelliert, die Restaurants wieder zu öffnen und fordert endlich finanzielle Unterstützung für alle Betriebe. Von der Facebook-Community wünscht sich der Brauer, dass möglichst viele Menschen sein Video teilen und seine Botschaft verbreiten. Zumindest dieser Wunsch hat sich nun erfüllt.

Antwort aus der Politik

Von den im Video angesprochenen Politikern hat noch niemand auf Schmitts Nöte und Forderungen reagiert. Dafür hat sich Lisa Badum (Bündnis 90/Die Grünen), Bundestagsabgeordnete für Oberfranken, geäußert. Auch sie bemängelt, dass Brauereigaststätten bei den beschlossenen Coronahilfen durchs Raster fallen. Seitens der Bundesregierung kämen nur Ankündigungen und heiße Luft, die meisten der betroffenen Betriebe hätten noch keinen Cent gesehen.

In diesem Zusammenhang hagelt es von Badum scharfe Kritik für die CSU: "Sollte überhaupt noch Bewegung in die Sache kommen, ist das den engagierten Brauerinnen und Brauern zu verdanken, die für ihre Existenz gekämpft haben. Die CSU hat sie im Stich gelassen. Das darf bei einem regionalen Weltkulturgut wie unserer fränkischen Brauereilandschaft nicht passieren."

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