Portrait zur Bundestagswahl
Warum? "Darum!": Die Forchheimer Kandidatin Lisa Badum und ihre grünen Ziele
6.9.2021, 18:00 UhrWer hätte das gedacht? Die Grünen sind jetzt „konservativ“, meint Lisa Badum. „Denn wir halten uns an die Tradition: eine Frau im Kanzleramt.“ Gemeint ist damit freilich ihre Parteichefin und Spitzenkandidatin Annalena Baerbock. „Diese gute Tradition wollen wir fortführen.“ Insofern seien die Kanzlerkandidaten von Union und SPD – beides ältere Männer – „eher die Exoten“, sagt Badum mit einem verschmitzten Lächeln.
Die 37-jährige Forchheimerin wirkt entspannt, klar, immerhin findet das NN-Gespräch an einem ihrer heimischen Lieblingsorte statt, im Kellerwald. Weil die Keller am frühen Mittag noch nicht geöffnet haben, hat sie gleich eigenes Wahlkampf-Gebräu mitgebracht, „Badums Bier“ (beziehungsweise „Badums Radler“, man muss es ja nicht übertreiben). „Kellerwald“ ist dann auch das erste Wort, wenn sie nach drei Begriffen gefragt wird, um ihre Heimatstadt zu beschreiben, gefolgt von „Industrie“ und „viel Potenzial“.
Vor allem Letzteres haben die hiesigen Grünen auch früh in Badum erkannt. Nach Anna-Grundschule und Abitur am Ehrenbürg-Gymnasium, wo sie sich für Frauenrechte und in Gleichstellungsfragen engagierte, ging es 2003 für Badum zum Politikwissenschafts-Studium an die Uni Bamberg, im Rahmen dessen sie auch zwei Semester im griechischen Thessaloniki verbrachte.
Wichtiger aber: An der Uni wurde ihr politisches Interesse, insbesondere die Themen Klima- und Umweltschutz, richtig spruchreif – und konkret: 2005 wurde sie Grünen-Mitglied, 2008 in den Forchheimer Kreistag gewählt. Nach dem abgeschlossenen Studium 2010 und einer wissenschaftlichen Mitarbeit beim einem grünen Fürther MdB folgte 2012 ihr Einstieg ins Berufsleben, selbstredend bei der Naturstrom AG in Eggolsheim.
Bis zur Bundestagswahl 2017, zu der Badum auf dem ziemlich verlorenen Landeslistenplatz 11 stand – und zur allgemeinen Überraschung dank des guten Zweitstimmen-Ergebnisses ihrer Partei ins deutsche Parlament einzog. Womit die damals erst 33-jährige Badum zur ersten grünen Bundestagsabgeordneten aus Forchheim wurde.
Schon bei ihrer ersten Rede im Plenum war ersichtlich, dass sich das „Bayerische Energiebündel“ (so damals ihr Slogan) auch auf der großen politischen Bühne wohlfühlt: forsch, angriffslustig, wortstark präsentierte sie sich.
Sich kurz zu fassen allerdings, ist nicht unbedingt ihr Ding. Mitunter gerät die Klima-Expertin dabei ein wenig zur Dozentin. Entsprechend schwierig ist es dann, auszuwählen, worauf sie mit Blick auf die eigene Agenda in den letzten vier Jahren als Parlamentarierin besonders stolz ist. „Das Thema Nationalpark Steigerwald natürlich, für das wir mit vielen Mitstreitern stark geworben haben – und jetzt auch die Umweltverbände geschlossen dahinterstehen. Für Franken ist das ein großer Erfolg.“
Die schließlich gewährten Finanzhilfen für Brauereien und Brauereigaststätten im Zuge der Corona-Krise freuen Badum ebenfalls sehr, nachdem sie, wie andere hiesige Abgeordnete, den Handlungsdruck auf den Bund stetig erhöht hatte. „Wie nötig das war, gerade in Oberfranken mit der weltweit größten Brauereien-Dichte.“ Was die „Berliner Themen“ angeht, ist Badum ihre Mitarbeit am CO2-Preis-Konzept wichtig – „und dabei vor allem die entscheidende Frage, wie wir das zurückverteilen an die Bürgerinnen und Bürger“.
Womit hingegen ist sie als Abgeordnete (krachend) gescheitert? „Es schmerzt, dass die Fällungen im Steigerwald weitergegangen sind, obwohl wir öffentlichkeitswirksame Aktionen dagegen gestartet haben und auch die jungen Leute von Fridays for Future mit dabei sind.“
Auch in Forchheim würden immer wieder Bäume gefällt, ob im Kellerwald („wofür ich mich als Bürgerin und Anwohnerin sehr interessiere“) oder in der Innenstadt, wie zuletzt die Paradeplatz-Linden. „Dann gibt es einen kurzen Aufschrei und dann interessiert es wieder keinen mehr.“ Mit freilich plakativen Aktionen wie dem Festketten an Bäumen „wollen wir breite öffentliche Diskussionen anregen, denn alleine schaffen wir es nicht“, sagt sie. „Nur wenn sich mehr einbringen und der Druck wächst, wäre eine verbesserte Baumschutzverordnung möglich.“
Bundesweit gedacht habe auch das jetzige Konzept für einen CO2-Preis noch zu viele Makel, „das muss unbedingt weiterentwickelt werden“. Einen „ein ganz bittereren Tag im Parlament“ habe sie außerdem erlebt, als es, so Badum, zum „goldenen Handschlag für die Kohlekonzerne“ kam – nach jetzigem Stand will der Bund rund 4,3 Milliarden Euro Entschädigung an die Unternehmen RWE und LEAG für den Kohleausstieg zahlen. Bleibt also der Blick nach vorne, auf das Ziel: weitere vier Jahre als Abgeordnete und Mitglied einer Regierungspartei.
„Darum Badum“ steht als Antwort auf ihren Wahlplakaten. Nur: Warum eigentlich Badum? „Weil ich mithelfen will, die Klimakrise zu stoppen, weil ich die Verkehrswende vorantreiben und Mobilität für alle sicherstellen will, weil ich die regionale Wirtschaft, vor allem die Familienbetriebe, in unserer Genussregion stärken will.“ Denn „je mehr Logistiker, je mehr Lidl- und Amazon-Zentrallager auf grüner Wiese, desto mehr ist alles das in Gefahr. Und ich stehe für das Gegenteil“, sagt Lisa Badum.
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