750-Millionen-Projekt: Bahn frei für den Fürther Güterzugtunnel?
27.1.2021, 06:00 UhrFür Menschen, die im "Fürther Bogen" der Bahn zwischen Hauptbahnhof und Stadeln wohnen und unter dem Zugverkehr leiden, ist weniger Lärm seit jeher ein Herzensanliegen – nun scheint Hoffnung berechtigt, zumindest mittelfristig: Die DB hat "die Planungen zum Großprojekt Güterzugtunnel Fürth" dem Eisenbahnbundesamt, also der zuständigen Genehmigungsbehörde, übergeben, wie sie wissen lässt. Von einem "Meilenstein für den Bahnausbau" gar spricht das Unternehmen.
Im nächsten Schritt folgt nun ein sogenanntes Planfeststellungsverfahren für das Projekt, in das der Bund 750 Millionen Euro investiert: Die Öffentlichkeit wird informiert und kann gegebenenfalls Einwände vorbringen; sowohl Institutionen, Vereine und Verbände als auch Bürgerinnen und Bürger seien "aufgerufen, sich aktiv zu beteiligen", so die Bahn. "Abhängig von der Dauer des Genehmigungsverfahrens" könne man sich einen Baubeginn ab 2024 vorstellen.
Fürther Hauptbahnhof: Bei der Sanierung lauern historische Überraschungen
Das Vorhaben ist gewaltig und wird viel Bauzeit beanspruchen. Der Tunnel ist Teil einer 14 Kilometer langen, zweigleisigen Güterzugstrecke vom Nürnberger Rangierbahnhof bis nach Erlangen-Eltersdorf. Auf sieben Kilometern zwischen dem Nürnberger Großmarkt in Leyh und Fürth-Kronach sollen die Züge unter der Erde verschwinden.
Die elf Meter breite Röhre verläuft damit unter der Pegnitz hindurch und quer unter dem kompletten Fürther Stadtgebiet. Im Vordergrund steht dabei für die DB freilich weniger die Lärmminderung, sondern der zusätzliche Raum, der für Personenfern- und Nahverkehrszüge im hochbelasteten hiesigen Bahnknoten entstünde. Attraktivere Fahrtakte wären dadurch möglich.
"Wir arbeiten an der Verlagerung des Verkehrs", sagt Alexander Pawlik, Projektleiter DB Netz für die Ausbauprojekte mit der Bezeichnung VDE 8 zwischen Nürnberg und Bamberg. Mit einer "starken Schiene" werde die Deutsche Bahn "auch in Mittelfranken die Weichen stellen und mehr Kapazität schaffen". Der Güterzugtunnel entlaste die Straßen und diene damit dem Umweltschutz.
Politik im Schulterschluss
In Fürth ist das Vorhaben seit jeher über alle politischen Grenzen hinweg willkommen, lange haben sich Stadtspitze und Bundestagsabgeordnete im Schulterschluss dafür stark gemacht. Entsprechend gut kam die Nachricht nun bei Parlamentarier Christian Schmidt (CSU) an, der ab Oktober 2017 kurze Zeit auch kommissarisch das Amt des Bundesverkehrsministers innehatte und inzwischen im Aufsichtsrat der Bahn sitzt.
"Ich freue mich sehr, dass die Planungen endlich vorankommen", so Schmidt in einer eigenen Pressemitteilung. Er gehe davon aus, dass nun auch bald eine Entscheidung der DB über die endgültige Trasse für die S-Bahn Richtung Erlangen folgen wird.
Im Fürther Rathaus hört man solche Töne ohne Zweifel gern – denn immer wieder lässt Oberbürgermeister Thomas Jung seinem Unverständnis über die Untätigkeit des Unternehmens in Sachen S-Bahn-Trasse freien Lauf.
Bereits im November 2017 hatte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig nach einer Klage Fürths die Pläne der DB für eine S-Bahn-Strecke mitten durchs Knoblauchsland gestoppt. Seitdem wartet die Stadt, die einen alternativen Trassenverlauf entlang der schon bestehenden Strecke fordert, auf neue Konzepte – doch bis dato vergebens.
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