"Jetzt werden wir überrannt"

Ansturm in Fürth: Impfung nur noch mit Termin

Birgit Heidingsfelder

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19.11.2021, 11:25 Uhr
Ansturm in Fürth: Impfung nur noch mit Termin

© Foto: Wolfgang Händel

Das Fürther Impfzentrum kündigt an, dass ab sofort bei ausnahmslos allen Impfangeboten in Stadt und Landkreis, jetzt also auch beim Impfbus, eine vorherige Terminreservierung erforderlich ist. Allerdings droht bei der Terminbuchung neues Ungemach.

Es sind Szenen, wie man sie in Deutschland, im 21. Jahrhundert, im zweiten Jahr der Pandemie, kaum fassen kann: Menschen reihen sich in lange Warteschlangen ein, bibbernd vor Kälte, um eine Spritze zu ergattern, eine (Auffrischungs–)Impfung gegen Covid-19. Mancher schaut hin – und kehrt direkt um wie ein 76-jähriger Cadolzburger, der am Mittwoch die Lage auf dem Edeka-Parkplatz mit einem Blick erfasst: Vielleicht 150 Personen wären vor ihm dran, zur Impfung bekäme er wohl eine Erkältung, also lieber nicht. An sich hatte er ja seinen Hausarzt um die Drittimpfung gebeten. Der aber ist mitten in der Grippewelle überlastet, impft erst wieder im Januar gegen Covid-19 und verweist bis dahin auf den Bus des Impfzentrums.

Das hat im Sommer niederschwellige To-Go-Angebote eingerichtet. Am Montag, 15. November, aber kehrten die Betreiber AGNF und BRK im Impfzentrum in der Fürther Rosenstraße, an der Impfstation im Einkaufszentrum "Flair" und am Impfcontainer am Fürther Bahnhofplatz zur Terminvergabe zurück. Kam trotzdem jemand ohne Reservierung, drückte man schon mal ein Auge zu. "Wenn es irgendwie möglich war", habe man auch spontan erscheinenden Impfwilligen die gewünschte Spritze verabreicht, sagt Sebastian Habicht vom AGNF-Leitungsteam. "Aber jetzt werden wir überrannt."

Deshalb könnten Personen ohne Termin von nun an nicht mehr berücksichtigt werden. Auch im Impfbus, der durch den Landkreis tourt, gilt: Seit Donnerstag geht ohne Reservierung nichts mehr.

Die Teams des Impfzentrums wurden Mitte November von sechs auf acht aufgestockt, was laut Habicht pro Tag 150 bis 170 Spritzen mehr ermöglicht. Die Kapazitäten sollen noch weiter ausgebaut werden. Ein Aufruf nach Personal in den FN stieß auf große Resonanz, es meldeten sich 150 Interessenten.

Aktuell arbeiten die Beschäftigten weit über dem Limit, Habicht spricht von "60 bis 70 Prozent" oder "teilweise vier Stunden über der Dienstzeit". So sei es vorgekommen, dass der Impfbus, der an sich um 18.30 Uhr Schluss macht, erst um 22 Uhr aus dem Landkreis zurückkehrte nach Fürth. Doch habe das Team so lange gearbeitet, weil Menschen drei bis vier Stunden in der Kälte anstanden, und trotzdem habe man noch Leute wegschicken müssen.

Andrang auf Impfzentrum ist "explodiert"

"Das ist in den letzten zwei Wochen so explodiert", sagt Habicht. Er nennt den Andrang "gewaltig", man wolle die Nachfrage mit der Terminvergabe "besser kanalisieren".

Zurzeit verabreichen die Teams des Impfzentrums laut Habicht 700 bis 800 Immunisierungen am Tag. Ein Beispiel: Am Mittwoch, 17. November, einem Wochentag, an dem Arztpraxen in der Regel mittags schließen, wurden in Stadt und Landkreis insgesamt 863 dritte Impfdosen verabreicht, davon 535 in den Arztpraxen und 328 von Teams des Impfzentrums. Hinzu kamen 193 zweite Dosen (93: Praxen, 100: Impfzentrum) und 214 erste Dosen (104: Praxen, 110: Impfzentrum).

Für Terminreservierungen bittet das Landratsamt, den Weg über das Impfportal BayIMCO zu wählen (www.impfzentren.bayern). Zurück zum 76-jährigen Cadolzburger. Seine Tochter wollte ihm jetzt online einen Impftermin beschaffen. Das schien zu klappen. Zunächst. Auf einmal aber war der Termin doch nicht verfügbar. Ein zweiter Versuch scheiterte ebenfalls.

Eine Alternative, so das Landratsamt, ist die telefonische Terminvereinbarung (09 11) 9509170, montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 8 bis 14 Uhr. Wegen der hohen Nachfrage sei hier allerdings Geduld gefragt, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamts. Darin wird auch erklärt, dass Anrufe bei der AGNF, beim Flair oder den Supermärkten, auf denen der Impfbus regelmäßig Station macht, "ins Leere" laufen.

Boostern nach fünf Monaten: Nur mit Termin

Grundsätzlich bittet das Impfzentrum darum, so Landratsamtssprecher Christian Ell, bereits vereinbarte Termine beim Arzt wahrzunehmen und nicht parallel das Impfzentrum aufzusuchen. Geduld ist im Übrigen auch bei der Zuteilung der Termine gefragt - umso mehr, nachdem die Stiko jetzt allen ab 18 Jahren die Auffrischung empfiehlt. Aktuell ist das Impfzentrum bis 23. Dezember ausgebucht. Dr. Michael Hubmann, der Ärztliche Leiter des Zentrums, sagt, das "pandemisch sinnvolle Boostern nach schon fünf Monaten" sei möglich – vorausgesetzt, die Betreffenden bekommen einen Termin.

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