Lockdown in der Toskana
Auf Dantes Spuren: So erlebte eine Fürther Autorin Corona in Italien
30.6.2021, 14:36 UhrBarbara de Mars (52) hat einen Schritt gewagt, der für viele wohl immer nur ein Traum geblieben ist: Sie packte vor über 20 Jahren die Koffer und verließ das fränkische Fürth, um in die Toskana auszuwandern. Dort lebt sie seitdem und verdient ihr Geld durch Seminare oder das Schreiben von Büchern und Reiseführern. Dennoch ist sie immer noch tief in ihrer Heimat verwurzelt. Wir trafen sie bei einem Besuch in Fürth und fragten sie zu ihren neusten Werken und dem Leben im von Corona stark gebeutelten Italien.
FN: Frau de Mars, uns allen macht die Pandemie zu schaffen. Seminare waren wegen der Kontaktbeschränkungen und den Hygieneschutzverordnungen für eine lange Zeit nicht möglich. Wie haben Sie die Zeit in Italien zugebracht?
De Mars: Ich habe mich verstärkt dem Schreiben gewidmet. Im Februar erschien zum Beispiel mein Hodoeporicon "Pratomagno: Im Unterholz der Moderne", das die Geschichte von Poggio Bracciolini erzählt. Er gilt als großer Name im Humanismus und hat die und hat die Schriftart "Antiqua", also die Schrift, wie wir sie heute kennen - vereinfacht und gut leserlich, einfach umzusetzen - inspiriert.
Sie orientieren sich bei Ihren Werken ja gerne an der Region, in der sie auch leben - an der Toskana. Ihr neuestes Werk jedoch führt den Leser an entlegene, eher unbekannte Flecken Italiens.
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De Mars: Genau, im August wird mein neuester Reiseführer erscheinen: In ihm begebe ich mich auf die Spuren von Dante Alighieri, einem von Italiens bekanntesten Literaten. Dante war während seines Exils im ganzen Land unterwegs und hat wundervolle Orte aufgesucht, die der breiten Öffentlichkeit soweit gar nicht bekannt sind.
Wieso gerade Dante?
De Mars: Nun, einer der Gründe ist sicherlich sein 700. Todestag, der dieses Jahr im September ansteht. Außerdem war er auch in einigen Orten bei mir zuhause ums Eck, wenn man so will, was es für mich nur faszinierender machte. Und da man während Corona sowieso das eigene Land nicht verlassen durfte und konnte, hat sich das Projekt natürlich noch umso mehr angeboten.
Sie haben die Coronakrise in Italien ja ganz anders miterlebt wie wir hier in Deutschland. In den Medien sah man im Früjahr 2020 erschreckende Bilder aus Italien, überfüllte Krankenhäuser, Leichenwägen auf den Straßen. Wie haben Sie die Krise erlebt?
De Mars: Es war anfangs wirklich beängstigend, so weit weg ist Ligurien gar nicht von meinem Zuhause. Niemand wusste anfangs, was da auf uns zukommt, man hatte Angst und Respekt vor diesem Virus. Aber natürlich ging der Blick dabei auch immer wieder nach Fürth und Deutschland allgemein: In Italien wurden wir mit Drohnen überwacht, Jogger wurden teilweise von Hubschraubern verfolgt. Wir durften unsere Häuser gar nicht verlassen, anders als hier, wo Spaziergänge, Außensport und ein Familienpicknick zumindest in Maßen erlaubt waren. Selbst die Nachbarn haben sich gegenseitig überwacht.
Wie ist die Lage jetzt, über ein Jahr nach dem Ausbruch?
De Mars: Bis jetzt (Stand des Interviews, Anm. d. Red.) mussten wir draußen im Freien immer noch Masken tragen, auch wenn es keine belebten Plätze voller Menschen waren. Ab dem 28. Juni ist das in der Toskana nicht mehr vorgeschrieben. Derzeit gibt es kaum mehr Corona-Fälle, die Inzidenz ist sehr niedrig. Zum Glück, denn das hätte sicherlich viele Touristen abgeschreckt, und die braucht das Land jetzt. Ich freue mich darauf, gerade jetzt im Dante-Jahr wieder Besucher von außerhalb zu begrüßen.
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