Goldenes Kleeblatt

Auszeichnung zum Abschied: Fürther Referentin verabschiedet sich

Luisa Degenhardt

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2.10.2021, 16:00 Uhr
Auszeichnung zum Abschied: Fürther Referentin verabschiedet sich

© Foto: Hans-Joachim Winckler

"Scheiden tut weh", heißt es in einem bekannten Volkslied. Für Elisabeth Reichert aber, die sich nun in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet hat, "überwiegt das lachende Auge", wie sie sagt. Besonders in Erinnerung bleiben wird ihr die Bewältigung der Flüchtlingskrise. "Das ist etwas, auf das man sich überhaupt nicht vorbereiten konnte", sagt die 64-Jährige. 2014 wurden Notunterkünfte für Geflüchtete im früheren Höffner-Haus und in der Kiderlin-Halle aus dem Boden gestampft, zeitweise betrieb die Stadt 13 Schlafstätten. Neonazis rückten an, um gegen die neuen Mitbürger zu demonstrieren, die Stadt und die Fürther hielten dagegen.

Das Engagement der Zivilgesellschaft, lobt Reichert, habe sie "sehr beeindruckt". Bis zu 500 Menschen hätten sich bei der Flüchtlingshilfe Fürth engagiert, Spender hätten in den zurückliegenden Jahren einen sechsstelligen Betrag für die Unterstützung von Geflüchteten gegeben.

Die Stadt Fürth hat im Jahr 2017 als Folge des Flüchtlingszuzugs eine Art Verfassung verabschiedet. Neun Integrationsleitsätze sollten dazu beitragen, dass sich die damals rund 1200 Neu-Fürther hier schneller heimisch fühlen. Immer noch, so Reichert, habe die Stadt Kontakt mit den staatlichen Wohngruppen, wo die Menschen inzwischen untergebracht sind.

"Ich habe immer versucht, eine sehr werteorientierte Politik auf den Weg zu bringen", sagt Reichert. Gerechtigkeit, Respekt und Empathie habe sie nach außen und auch innerhalb der Verwaltung transportieren wollen. Doch wie bringt man mehr als 700 Mitarbeitenden aus den Sachgebieten Soziales, Jugend und Kultur Wertschätzung entgegen? Als Reichert die Referentenstelle am 1. März 2011 antrat, begann sie den Bereich neu zu organisieren. Leitungskreise entstanden, die Amtschefinnen und -chefs wurden regelmäßig zum Jour fixe geladen. Dort habe sie betont, was ihr wichtig ist, damit die Führungskräfte dies an ihre Teams weitergeben.

"Wir arbeiten für die Verbesserung der Lebensqualität der Menschen in Fürth" sei stets ihr Motto gewesen. Für ihren Einsatz hat ihr Oberbürgermeister Thomas Jung dieser Tage im Stadtrat das Goldene Kleeblatt verliehen. Mit der Auszeichnung wird Persönlichkeiten gedankt, die sich in hohem Maß fürs Wohl der Stadt engagiert haben.

Jung würdigte unter anderem Elisabeth Reicherts Einsatz in der Flüchtlingskrise und lobte ihr Engagement für die Gleichstellung von Frauen und Männern. Sie habe die Vereine "Frauenhaus Fürth – Hilfe für Frauen in Not" und "UFF–Unabhängige Frauen Fürth" mitbegründet beziehungsweise gegründet. In ihrer Zeit als Referentin hat sie beispielsweise den Neubau einer Obdachlosenunterkunft auf den Weg gebracht, der jetzt angepackt wird, und ist für den Mobilitätstaler mitverantwortlich. Dieser soll helfen, dass sich auch finanzschwache Fürther weiter die Fahrkarten leisten können.

Am Donnerstag räumte Reichert ihr Büro, tags darauf, am 1. Oktober, trat ihr Nachfolger Benedikt Döhla – er übernimmt ein verkleinertes Ressort, zu dem allerdings immer noch 400 Personen zählen – offiziell seinen Dienst an, nachdem er am Montag im Stadtrat vereidigt worden war. Beide sind Mitglied der SPD, Reichert hält Döhla für einen geeigneten Nachfolger. Er könne analysieren, sei strukturiert, zielorientiert und durchdringe komplexe Zusammenhänge.

"Er wird es an etlichen Stellen anders machen als ich, aber so ist die Welt." Sollte es Fragen geben, könne er ja zum Telefonhörer greifen. Zu tun gibt es für Döhla genug: Wie geht es mit der alten Feuerwache weiter? Was wird auf Dauer aus der Kofferfabrik? Wie lässt sich bezahlbarer Wohnraum schaffen? Was passiert mit dem städtischen Altenheim? Die Liste der Aufgaben ist lang.

Für seine Vorgängerin heißt es jetzt aber erst einmal: loslassen. Das musste sie schon einmal, erzählt sie, als sie ihren Job als Physik- und Mathematiklehrerin am Marie-Therese-Gymnasium in Erlangen für die Referentenstelle aufgegeben hat. Ihren vorzeitigen Ruhestand läutet Elisabeth Reichert mit einem Urlaub ein. Mit einer Freundin verbringt sie ein paar Tage am Gardasee und in Meran. Die Auszeit soll ein "Break zwischen zwei Lebensphasen" sein. Langweilig dürfte es ihr künftig nicht werden. Sie will sich weiterhin in Stiftungen engagieren, reisen – und ganz bewusst nichts tun.

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