Neues Heim, neue Konzepte: Fürth will Wohnungslosen besser helfen

3.4.2021, 11:00 Uhr
Die Wohnblocks für Obdachlose in der Oststraße gelten als problematisch, in den kommenden Jahren soll deshalb andernorts neu gebaut werden.

© Foto: Hans-Joachim Winckler Die Wohnblocks für Obdachlose in der Oststraße gelten als problematisch, in den kommenden Jahren soll deshalb andernorts neu gebaut werden.

"Der aktuelle bauliche und hygienische Zustand ist problematisch": Für Thomas Bergsch, Abteilungsleiter Wohnen im städtischen Amt für Soziales, Wohnen und Seniorenangelegenheiten, ist es deshalb höchste Zeit den seit langem geplanten Neubau einer Obdachlosenunterkunft anzupacken.


Fürth will wohnungslose Menschen besser begleiten


Im Beirat für Sozialhilfe, Sozial- und Seniorenangelegenheiten konnte er jetzt von "sehr guten Gesprächen" mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (WBG) berichten, die den Neubau stemmen soll. Die Stadt hat dafür ein Grundstück an der Leyher Straße erworben. Die Gelder für die Maßnahme sind laut Sozialreferentin Elisabeth Reichert bereits in der mittelfristigen Finanzplanung vorgesehen: "Die Stadt zahlt, die WBG baut."

Sobald die Genossenschaft und Abteilungsleiter Bergsch ihre Abstimmungen abgeschlossen haben, werde der Stadtrat über die konkreten Pläne entscheiden. Gegenüber den FN legt sich Reichert fest: "2022 wird es garantiert losgehen."

Wie die neue Unterkunft aussehen könnte, darüber hat Bergsch die Beiratsmitglieder nun in groben Zügen informiert. Während die bisherige Unterkunft in der Oststraße ausschließlich für wohnungslose Frauen bestehen bleibt und "mit wenig Aufwand umgebaut" werden soll, werde der Neubau an der Leyher Straße so konzipiert, dass er "möglichst Einzelunterbringung" mit eigener Dusche und WC erlaubt.

Nur ein zentraler Zugang

Er soll über einen einzigen zentralen Zugang verfügen, der zudem mit Videokameras überwacht wird. "Dadurch wird mehr Sicherheit für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschaffen, und kostenintensive Sachbeschädigungen können vermieden werden", so Bergsch. Die räumlichen Gegebenheiten trugen dazu bei, dass es in den Häusern in der Oststraße in den vergangenen Jahren zunehmend konfliktreich zuging.

Anders als noch vor der Pandemie geplant, wird auf eine große Gemeinschaftsküche verzichtet. Ebenfalls aus der jüngsten Erfahrung heraus sind ein separater, von außen zugänglicher Quarantänebereich und "Eingangszimmer" für Neuaufnahmen vorgesehen.

Wohnungslosigkeit hat sich verändert

Drei bis fünf Einheiten würden für Rollstuhlfahrer, Ältere sowie für Paare in Erwägung gezogen. Letztere seien aber in der durchschnittlich von 100 Menschen bewohnten derzeitigen Einrichtung in der Oststraße die Ausnahme.

Grundsätzlich hat sich laut Bergsch das Bild des "typischen" Bewohners verändert: Nicht mehr ältere Männer, oft mit Alkoholproblemen, seien die Gruppe mit der längsten Verweildauer, sondern "vor allem Frauen mit sehr massiven psychischen Störungen und junge, massive suchtkranke Männer".


Sozialreferentin Reichert geht in den Ruhestand: Vorzeitiger Wechsel wird nötig


Judith Bauer, SPD-Stadträtin und mit der Pflegschaft für städtische Einrichtungen für Obdachlose betraut, begrüßte die Pläne: "Wer sich einmal die Unterkunft in der Oststraße angeschaut hat, weiß, dass ein Neubau unumstritten notwendig ist." Mit den vorgesehenen Einzelunterbringungsmöglichkeiten könne man wichtige Rückzugsorte für psychisch Kranke unter den Wohnungslosen schaffen. "Ich hoffe, dass das bei einigen zur Heilung beiträgt."

Wie die neue Unterkunft und der Umgang mit der Wohnungslosigkeit künftig konzeptionell aussehen könnten, hatte zuvor Friederike Süß erläutert. Sie leitet den Bereich Soziale Beratung beim Caritasverband für Fürth Stadt und Land, der im Auftrag von Kommune und Freistaat ein Modellprojekt dazu umsetzt.

"Begleitetes Wohnen" soll helfen

Die seit 2015 bestehende Fachstelle zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit habe einige Erfolge erzielen können. Laut Süß ist beispielsweise die Zahl der Zwangsräumungen in Fürth in dieser Zeit von 121 auf 67 pro Jahr zurückgegangen. Gleiches gelte für die Jahreshöchststände bei der Belegung in der Oststraße.

Das sind erfreuliche Entwicklungen, die mit der Idee "Begleitetes Wohnen" verstetigt werden sollen. Dies ist als Alternative zu langen Aufenthalten in den Obdachlosen-Unterkünften und als Kooperation zwischen Caritas, Wohnbaugenossenschaften und freien Trägern angedacht. Ein erster Ansatzpunkt könnte im Wohnprojekt Spiegelfabrik gefunden werden, das derzeit entsteht.

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