Bäume im Stress: Fürth kündigt Generalplan an
4.9.2019, 14:30 UhrDas Grün wird dort gebraucht, wo es grau ist, sagte Reinhard Scheuerlein, Vorsitzender des Bundes Naturschutz in Fürth, kürzlich bei einem Pressetermin in der Kaiserstraße. Die Stadt hatte gerade versprochen, jedes Jahr 5000 neue Bäume und Sträucher pflanzen zu wollen. Das begrüße man natürlich, versicherte Scheuerlein, zeigte aber auf die 80 alten Platanen in der Straße und mahnte: Genauso wichtig sei der Erhalt der alten Stadtbäume. Ihre Standortbedingungen müsse das Rathaus "durchgreifend verbessern".
Schließlich dauere es Jahrzehnte, bis Bäume so stattlich aussehen wie in der Kaiserstraße. Und bis sie so wertvoll fürs Stadtklima sind. In den sich aufheizenden Straßen sorgen sie im Sommer für Abkühlung und Schatten. Mit Sorge erfüllt Experten, dass viele Stadtbäume geschwächt sind. Hitze und Trockenheit, aber auch der Parkdruck ließen sie in den vergangenen Jahren anfällig für Schädlinge werden. Gerade dort, wo Baumscheiben klein sind, wenig Wasser und Sauerstoff in den Boden dringt.
Nur vier Tage nach dem Appell des BN versprach Oberbürgermeister Thomas Jung, wie berichtet: Der Schutz vorhandener Bäume soll "mehr Gewicht erhalten". Eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern des Grünflächen-, des Tiefbau- und des Straßenverkehrsamts soll einen "Generalplan" für nachhaltige Verbesserungen erarbeiten. Im Frühjahr sollen erste Maßnahmen umgesetzt werden.
Die Arbeitsgruppe werde gerade gegründet, sagt Ernst Bergmann, Leiter des Grünflächenamts, auf Nachfrage. Sie werde die Brennpunkte sammeln, nach Lösungen suchen und auch prüfen, ob man nicht besser den einen oder anderen Stellplatz aufgibt. Im Fokus sind bereits die Dr.-Mack-Straße, die Leibnizstraße und die Reichenberger Straße.
Die Kaiserstraße will man ebenfalls noch mal anschauen. Vielleicht, so Bergmann, lasse sich hier noch mehr tun. Als unzureichend und auch optisch nicht ansprechend hatte der BN die Bemühungen der Stadt kritisiert, die Platanen besser zu schützen. Neue Absperrungen sollen mehr Abstand zwischen den Stämmen und parkenden Autos schaffen.
Bergmann zufolge soll sich zudem eine zweite Arbeitsgruppe mit der Frage befassen, ob neue Straßen künftig anders angelegt werden können. Bisher werden zunächst die darunter verlaufenden Leitungen geplant, am Ende werde Platz für Bäume gesucht.
BN-Chef Scheuerlein nimmt die Pläne aufmerksam zur Kenntnis. "Zufrieden sind wir aber erst, wenn wirklich was passiert", sagt er und verweist auf das Beispiel Königswarterstraße: Vor vier Jahren habe man darauf gedrängt, dort das dichte Nebeneinander von Bäumen und Autos zu beenden. Bei der Neugestaltung beteiligt die Stadt, wie berichtet, inzwischen die Bürger. Verbessert habe sich hier in all der Zeit aber noch nichts, bedauert Scheuerlein.
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