Corona-Impftermin: Frust und Hoffnung bei der Online-Registrierung
30.1.2021, 11:00 UhrHarald Noering (69) aus Seukendorf hat viele Anläufe unternommen, um einen Impftermin für seine 91-jährige Mutter zu ergattern. Bisher ohne Erfolg.
Er berichtet: Bei "gefühlt zwanzig" Anrufen ertönte das Belegtzeichen. Versuche, die Registrierung mit Rückmeldebogen und Fax abzuwickeln, gingen schief, die Nummer führte "zu einem Anrufbeantworter". Das Online-Portal BayIMCO des Freistaats, seit 11. Januar am Start, war dann wegen Wartungsarbeiten zunächst nicht erreichbar.
Als der erste Anmeldeschritt online doch gelang, erhielt Noering zwar die zur Terminvereinbarung nötige SMS – jedoch mit dem fehlerhaften Link "https://impzentren.bayern/citizen".
Der fehlende Buchstabe "f" führte in eine Sackgasse. Noering nimmt seine kleine Odyssee mit Humor. So könne man "die Kundschaft auch fernhalten", witzelt er, und den Umstand "kaschieren, dass es an Impfstoff mangelt".
Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung hat dieser Tage beklagt, dass das Impfzentrum in der Rosenstraße seine Kapazitäten nicht ausschöpfen kann, weil es an Impfstoff fehlt. Pro Tag könne man im Schnitt nur 300 Personen immunisieren, obwohl doppelt so viel machbar wäre. Jung sprach mit Blick auf die Beschaffer beim Bund und in der EU von "Staatsversagen".
Zu wenige Termine? Fürther Impfzentrum kontert Kritik
In der Aufbauphase einer Einrichtung, teilten er und Landrat Matthias Dießl nun mit, funktioniere nicht alles reibungslos. Den Mitarbeitern des Impfzentrums dankten beide dennoch für deren "äußerst engagierte Arbeit". In Stadt und Landkreis wurden bis Donnerstagabend 7960 Impfungen vorgenommen.
Zu den Pannen, die Harald Noering schildert, hieß es auf FN-Nachfrage aus dem Landratsamt: Den Telefondienst habe man von anfangs vier auf zehn Personen aufgestockt und den Fax-Irrläufer könne man sich nicht erklären, immerhin seien schon 2500 Rückmeldebögen teils per Post und teils per Fax eingegangen. "Eventuell hängt dies mit der Auslastung des Gerätes zusammen." Man gehe der Sache nach.
Wie überall in Bayern ärgern sich Menschen hier darüber, dass Mail-Adressen bei Online-Registrierungen nur ein einziges Mal verwendet werden können. Die Eheleute Piesche haben einen gemeinsamen Account. Nachdem Brigitte Piesche registriert war, schlug der Vorgang bei ihrem Mann fehl.
Am Telefon erhielt das Paar dann keinen weiteren Termin, sondern zunächst nur den Hinweis, es doch mit der Adresse von Freunden oder Nachbarn zu probieren. Irritiert fragten sich die Piesches, auf welchen Account dieser Mensch dann bei seiner eigenen Impfung nutzen solle.
Gesundheitsministerium bessert nach
Offenbar wird das Problem in Kürze behoben. Auf FN-Nachfrage antwortete am Freitagabend ein Sprecher des Gesundheitsministeriums: "Um den Weg des Online-Registrierungsprozesses in BayIMCO möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern zu ermöglichen", schaffe man "zeitnah im Februar" die Option, mit einem Account mehrere Personen anmelden zu können. "Mit den Umsetzungsarbeiten wurde bereits begonnen."
Zum fehlerhaften Link, wie ihn Harald Noering erhielt, hieß es aus München: Das habe nur den Versand von SMS-Nachrichten und nur Einzelfälle betroffen. Man habe das "in Stundenfrist" behoben.
In diesem Kontext weise man darauf hin, dass für die nötige Zwei-Faktor-Authentifizierung zeitgleich eine E-Mail mit korrekten Daten zur Bestätigung versandt wurde. Außerdem gelangten registrierte Personen jederzeit über die Internetseite www.impfzentren.bayern zur Terminvergabe. Vor welche Herausforderungen all dies ältere Menschen stellen dürfte, blieb an dieser Stelle offen.
Fest steht laut Landratsamtssprecher Christian Ell: Von Fürth aus kann niemand Fragen zur Online-Registrierung beantworten. Im Impfzentrum habe man weder Einblick in noch Einfluss auf die digitale Terminvergabe, die ein Algorithmus steuert. "Wir sind nur Nutzer dieser Plattform."
Gemeinsamer Impftermin für Paare
Auf Wünsche von Ehepaaren, die derselben Prioritätengruppe angehören und sich gemeinsam immunisieren lassen möchten, könne man somit nicht eingehen. Auch telefonisch nicht, da die Mitarbeiter bei der Dateneingabe ebenfalls die Software nutzten. Ell hofft auch hier auf "Updates", also Nachbesserungen.
Bemerkenswert: Bei Elisabeth und Josef Schönfeld, beide 85 und aus Veitsbronn, lief die Anmeldeprozedur wie am Schnürchen. Den Eheleuten gelang es binnen einer Woche einen gemeinsamen (!) Impf-Termin zu ergattern. Frage: Wie haben sie das geschafft?
Antwort: Den Rückmeldebogen ausgefüllt und mit der Post zurückgeschickt. Dazu fällt auch dem Sprecher des Landratsamts auf Anhieb keine Erklärung ein.
Alle Ungeduldigen bittet er darum, von Doppelregistrierungen Abstand zu nehmen und stets nur eine Variante zu wählen: Brief, Telefon, Fax oder Internet.
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