Unverständnis im Impfzentrum 

Corona-Impfung: Prio-Freigabe in Arztpraxen löst Irritationen aus

Birgit Heidingsfelder

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13.5.2021, 06:00 Uhr
Schon jetzt haben viele Impfzentren immer wieder mit Menschen zu tun, die die bestehenden Regelungen nicht hinnehmen wollen

© Christoph Schmidt, dpa Schon jetzt haben viele Impfzentren immer wieder mit Menschen zu tun, die die bestehenden Regelungen nicht hinnehmen wollen

Sebastian Habicht von der AGNF, die das Zentrum betreibt, findet es zwar erfreulich für die Bevölkerung, dass der Freistaat mit der Entscheidung vom Mittwoch das Impfprozedere erleichtert und Hürden abbaut. Zugleich aber fragt er: "Warum zwingt man uns weiter in ein starres Konstrukt?"

Gemeint ist: die Beibehaltung der festen Impfreihenfolge, die dann nur noch in Impfzentren gelten soll. Selbstverständlich würden sich er und seine Kollegen "auch eine derartige Verschlankung wünschen".

"Zwei unterschiedliche Prozesse für ein- und denselben Vorgang sind schwer nachzuvollziehen", kritisiert Habicht.


Erst Astrazeneca, jetzt Johnson & Johnson


Er macht das an einem Beispiel deutlich. Eine 40-Jährige werde also bald beim Hausarzt umstandslos geimpft, weil dieser frei von Priorisierungsvorgaben spritzen darf. Im Impfzentrum hingegen muss sie nachweisen, dass sie der Vorranggruppe drei angehört, die zurzeit an der Reihe ist.

Heißt: Sie muss belegen können, dass ihr schon jetzt eine Impfung zusteht, weil sie beispielsweise Kontaktpersonen einer Schwangeren ist oder im Lebensmitteleinzelhandel arbeitet.

Zwei unterschiedliche Logiken

Habicht hat Sorge, dass die zwei unterschiedlichen Logiken in der Bevölkerung nicht auf Akzeptanz stoßen könnten und er befürchtet, dass auf sein Team Ärger zurollen könnte. Denn die Erfahrung zeige: "Je höher unser Bürokratieaufwand, desto aggressiver reagieren die Menschen."

Schon jetzt haben viele Impfzentren immer wieder mit Menschen zu tun, die die bestehenden Regelungen nicht hinnehmen wollen.

Nach einem Bericht des TV-Magazins Report Mainz klagen die Verantwortlichen über die Aggressivität mancher Impfwilliger und ihre Versuche, sich vorzeitig eine Immunisierung zu erschleichen. Allein Hamburg meldete zuletzt 2000 Vordrängler in einer Woche.

Habicht sagt, in Fürth versuchten pro Tag wohl zehn bis 50 Leute mit Vortäuschung falscher Tatsachen einen Impftermin zu ergattern. Nicht immer stecke böse Absicht dahinter.

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