CSU schlägt Schullandheim im Fürther Stadtwald vor
25.6.2020, 20:00 UhrNicht zum ersten Mal versammelten sich am Montag Demonstranten vor dem früheren Waldheim Sonnenland. Diesmal aber – wenige Tage, bevor der Umweltausschuss über den Wohnungsbau im Stadtwald entscheiden soll – hat sich die Kreisgruppe des Bundes Naturschutz Unterstützung von ihrem Bundesehrenvorsitzenden geholt.
Und der in Fürth lebende Hubert Weiger, von 2007 bis November 2019 Chef des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland, findet klare Worte. Das Vorhaben der WBG, in der früheren Erholungsstätte rund 20 Eigentumswohnungen unterzubringen, nennt er "einen verhängnisvollen Präzedenzfall". Der BN lehne die Pläne deshalb entschieden ab. Dass Oberbürgermeister Thomas Jung sie befürwortet, enttäuscht Weiger maßlos.
Die Naturschützer fürchten, dass der neue Wohnraum "weitere Eingriffe" in das Waldgebiet nach sich ziehen könnte. Zudem fehle vor Ort die passende Infrastruktur wie Gehsteige oder Straßenbeleuchtung. Ein weiterer Kritikpunkt: Bislang sei das Areal als "Gemeinwohlfläche" ausgewiesen. Nun solle es "durch die Hintertür", wie Weiger beklagt, eine private Nutzung erfahren – und obwohl sich die Politik noch nicht festgelegt hat, hatte die WBG bereits damit begonnen, die Wohnungen zu vermarkten. Weiger nennt das alles "unverfroren und hohnspottend gegenüber demokratischen Vorgehensweisen".
Der BN werde darauf bestehen, dass die Stadt den Flächennutzungsplan für eine Wohnbebauung entsprechend ändert. Das sei zwingend nötig und hätte eine umfangreiche Bürgerbeteiligung an dem Projekt zur Folge. Zwar soll der städtische Umweltausschuss schon am Freitag eine Entscheidung über naturschutzrechtliche Aspekte der Baugenehmigung treffen, aber der Ausgang, so Weiger, bleibe offen. "Der Kampf hat gerade erst begonnen."
Naturschützer fürchten Dammbruch im Fürther Stadtwald
Die stete Kritik lässt auch die örtliche CSU darüber nachdenken, wie sich die Gebäude anders verwerten ließen. "Wenn schon der Wunsch nach öffentlicher Nutzung im Raum steht, schlagen wir eine Einrichtung vor, die Fürth noch nicht hat", sagt Fraktionsvorsitzender Max Ammon: eine Jugendherberge oder auch ein Schullandheim, das es dort schon einmal gegeben hatte. Der Stadtwald lade ja regelrecht dazu ein, Kindern und Jugendlichen die Natur nahezubringen.
Ammon räumt zwar ein, dass diese Idee "reichlich spät" komme, doch prüfen könne man sie allemal. Der Fraktionschef betont aber auch, dass eine "gewinnbringende und vorsichtige Umwandlung" der Gebäude in Wohneigentum durchaus Sinn habe. "Dem stehen wir nicht grundsätzlich entgegen." Die WBG könne jedoch mehr und habe bereits ihre Fähigkeiten bewiesen, Einrichtungen für Kinder und Jugendliche in bestehenden Gebäuden zu schaffen.
Der falsche Ort für ein Schullandheim?
Im Rathaus ist man skeptisch. Jugendherbergen seien besser an touristischen Hotspots aufgehoben wie der Kaiserburg in Nürnberg, sagt Bürgermeister und Schulreferent Markus Braun. Ein Schullandheim wiederum brauche inzwischen Außenflächen wie Grill- und Bolzplätze. Betrieben würden diese Einrichtungen vom Schullandheimwerk oder dem Jugendherbergswerk. Braun bezweifelt, dass der Standort für diese von Interesse sei.
OB Jung zufolge votierten am Freitag bei einer Abstimmung im WBG-Aufsichtsrat die Mitglieder, mehrheitlich Stadträte, mit 8:4-Stimmen gegen ein Schullandheim. Zudem habe sich das Gremium mit 9:3-Stimmen für Eigentums- und gegen Mietwohnungen ausgesprochen. Jung hält den Kritikern entgegen, dass keine Neubauten im Wald entstünden: "Wir nutzen nur bestehende Gebäude um."
Wenn Sie Ihre Erinnerungen ans Schullandheim im Waldheim Sonnenland mit den FN teilen wollen, schreiben Sie uns! Entweder per E-Mail an redaktion-fuerth@pressenetz.de oder über den Postweg an Fürther Nachrichten, Schwabacher Straße 106, 90763 Fürth.
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