Reinigung ist nötig
"Ekelerregend": Taubenkot sorgt in Fürth für Ärger
1.6.2021, 18:48 UhrDie Gehsteige im Tunnel spotteten jeder Beschreibung, sagt Thomas Heerdegen, der in der Südstadt wohnt und fast täglich her unterwegs ist. "Auf den Betonböcken, die zur Sicherung der Brückenpfeiler vor einigen Jahren aufgestellt wurden, liegt der Dreck zudem auf Augenhöhe der Passanten."
Die Reinigungsmaschine, die auf dem Gehweg ab und zu zum Einsatz komme, würde den Dreck mehr verteilen, als ihn zu beseitigen. Zwischen den Pfeilern bleibe der er sowieso liegen, weil das Gerät dort nicht hinkommt. "Hier muss man alles gründlich abstrahlen und desinfizieren!" so seine Forderung. "Der jetzige Zustand ist unserer Stadt unwürdig, widerlich, ekelerregend und bestimmt auch gesundheitsgefährdend!"
Vor allem müssten nach Heerdegens Ansicht die Tauben wirkungsvoll vertrieben werden. Als positives Beispiel führt der Fürther die Unterführung an der Jakobinenstraße an, in der alle Deckenvorsprünge mit Zement ausgespritzt sind. Die Abwehrmaßnahmen an der Unterführung an der Schwabacher Straße hält er dagegen für nicht ausreichend. "Die Tauben nisten hier lustig weiter."
Gespräche mit der Bahn angestrebt
Der Fürther hat seine Kritik auch bei der Stadt vorgebracht und Stadträte angesprochen – bisher ohne Erfolg. Jürgen Tölk jedoch, der Leiter des Amtes für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz, sieht in der Beschwerde durchaus einen Ansatzpunkt, zusammen mit dem Tiefbauamt auf die Deutsche Bahn als Eigentümerin der Brücke zuzugehen. Es gelte zu klären, was man gemeinsam gegen die Verschmutzung tun kann. Doch Tölk prophezeit auch, dass Veränderungen wegen der "Gemengelage an Zuständigkeiten" nicht einfach umzusetzen sein werden. Für die Reinigung des Gehwegs ist die Stadt zuständig, für die Vergrämungsmaßnahmen, die am Bauwerk vorzunehmen sind, die Deutsche Bahn.
Schon seit Jahren müht sich Fürth ab, die Ausbreitung der Vögel und die teils unangenehmen Folgen für Menschen und Bauwerke einzudämmen. Stadttauben sind sehr erfolgreiche Kulturfolger, die sich an das Leben in der Stadt angepasst haben. Hier finden die Nachfahren von Felsentauben in Nischen an Gebäuden gute Möglichkeiten zum Brüten und ausreichend Nahrung in Form von Essensresten.
Um die Population zu reduzieren setzen immer mehr Städte auf ein kommunales Tauben-Management. Modellprojekte in Augsburg, Erlangen und Berlin zeigen, dass damit die Gebäudeverschmutzung reduziert und der Taubenbestand reduziert werden kann. Die Tiere werden In betreuten Taubenschlägen angesiedelt und ihr Bestand reguliert. In Nürnberg läuft gerade die Suche nach einem passenden Standort für ein solches Projekt.
In Fürth gibt es noch keine Überlegungen in diese Richtung – auch wenn die Hinterlassenschaften der großen Schwärme, die sich rund um den Bahnhof sowie in der Altstadt tummeln, ein großes Problem darstellen. Im Fokus dabei immer wieder: die Unterführung in der Schwabacher Straße, wo die Vögel in den Nischen unterhalb der Eisenbahnbrücke nisten.
Netze, die die Bahn auf Bitte der Stadt in angebracht hat, sollten das verhindern, haben sich aber auf Dauer nicht bewährt. Sie wurden vom Fahrtwind der Autos und Lastwagen verschlissen oder – wie Tiefbauamtschef Hans Pösl argwöhnt – aufgeschnitten. "Warum und von wem? Das weiß ich nicht, vielleicht ist einfach ein Akt von Vandalismus."
Begutachtung vor Ort
Den aktuelle Zustand der Unterführung wollen Ordnungs- und Tiefbauamt nun erst einmal begutachten, bevor man an die Bahn herantritt und Möglichkeiten für eine dauerhafte Lösung diskutiert. Auch wenn sich die Bahn laut einer Vereinbarung aus dem Jahr 2016 nicht mehr für die Reinigung zuständig fühlt, so ist sie es aber für die Taubenabwehr, also Vergrämungsmaßnahmen. Hier wäre laut Tölk und Pösl eine dauerhaftere Lösung als die Netze wünschenswert.
Die Rundum-Reinigung der gesamten Unterführung bleibt erst einmal an der Stadt hängen. Sie soll laut Pösl bald an eine Fremdfirma vergeben werden. "Wir können sie leider nicht in Eigenregie machen. Der Vogelkot ist ätzend und potentiell mit Krankheitserregern belastet. Wenn er mit Hochdruckreinigern entfernt werden soll, braucht man eine spezielle Schutzausrüstung, über die wir nicht verfügen."
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