Engpass wegen Corona: Bundeswehr hilft in Fürther Seniorenheim
8.1.2021, 10:00 UhrErstmals in dieser Pandemie wird ein Fürther Seniorenheim durch Kräfte der Bundeswehr unterstützt: Sechs Soldaten packen seit dem 31. Dezember im städtischen Heim an der Stiftungsstraße mit an. Sie übernehmen Hauswirtschaftstätigkeiten, beispielsweise das Verteilen der Mahlzeiten oder das Lüften.
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Die Hilfe ist dringend nötig. Das Heim kämpft seit Weihnachten mit Corona. Aktuell sind nach Angaben des Landratsamts 25 der 73 Bewohner nachweislich infiziert. Acht sind bereits mit dem Virus verstorben.
Was die Lage noch angespannter macht, ist, dass auch 20 Beschäftigte positiv getestet wurden, andere sind als enge Kontaktpersonen in Quarantäne. Knapp 60 Prozent des Personals fallen derzeit aus, sagt Gabriele Siegeln, die Leiterin des Heims.
Im Frühjahr noch war die Einrichtung gut durch die erste Welle gekommen. Ein Bewohner kehrte damals mit Covid-19 aus dem Krankenhaus zurück, er wurde rasch isoliert, ebenso wie Bewohner, die Kontakt zu ihm hatten. Pflegekräfte wurden ihnen fest zugeordnet. Es blieb bei dem einen Fall, sagt Siegeln. Bis Weihnachten.
Seit Dezember wird das Personal engmaschig getestet, am 23. Dezember erhielt eine Fachkraft ein positives Ergebnis. Tests aller Bewohner und Mitarbeiter folgten – schnell zeigte sich: Das Virus hatte sich verbreitet.
Auch das BRK half schon
Für das Heim wurde dies zur besonderen Herausforderung, auch weil der Anteil an Doppelzimmern noch recht hoch ist. Der Wohnbereich wurde neu aufgeteilt, eine „Pandemiezone“ mit Zimmern für die Covid-19-Fälle geschaffen.
Um die Ausfälle beim Personal aufzufangen, führte Siegeln Zwölf-Stunden-Schichten ein. Sie und andere Kräfte in verantwortungsvoller Position arbeiteten 12 bis 17 Tage am Stück. Über die Weihnachtsfeiertage halfen Ehrenamtliche des BRK, zwei Mitarbeiter konnten über den Pflegepool Bayern gewonnen werden. Da das alles nicht reichte, bat Siegeln die Stadt um Unterstützung durch die Bundeswehr.
Größere Träger haben einen Vorteil
Auch im Landkreis gab es so einen Fall noch nicht. Einrichtungen größerer Träger, gibt die Stadtspitze zu bedenken, haben den Vorteil, dass sie sich bei Personalnot aushelfen können. Das Stiftungsaltenheim indes ist das einzige städtische Heim.
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Um Lösungen zu finden, strich Sozialreferentin Elisabeth Reichert ihren Urlaub. Sie beriet sich mit der Stadt Nürnberg, wo momentan zwei Drittel der Heime von der Pandemie betroffen sind und wo man gerade einen extrem großen Ausbruch erlebte (in einem Heim mit 324 Plätzen steckten sich mindestens 198 Bewohner und 34 Mitarbeiter an).
Auch aus Nürnberg hieß es: Der Markt ist leer, selbst über Zeitarbeitsfirmen ist nichts zu bekommen, so Reichert.
Corona-Fälle in sechs Fürther Heimen
Im Haus an der Stiftungsstraße herrscht derzeit ein Besuchsverbot; Ausnahmen werden gemacht, wenn Menschen im Sterben liegen. Reichert weiß, dass das eine schwierige Situation für die Bewohner und ihre Angehörigen ist. Sie wirbt aber um Verständnis dafür, dass die Maßnahme dem Schutz dient, und sie betont, dass alle ihr Bestes geben.
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Im Phönix-Seniorenzentrum in der Fronmüllerstraße sind nach einem Corona-Ausbruch ebenfalls zurzeit keine Besuche möglich. Aktuell sind noch neun Bewohner und drei Beschäftigte positiv, wie Heimleiter Michael Rehnen auf Nachfrage sagt. Er ist sich sicher: Wäre es hier zu Engpässen gekommen, hätte man sich mit Kollegen aus anderen Häusern des Trägers helfen können.
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Insgesamt sind derzeit Corona-Fälle in sechs Einrichtungen im Stadtgebiet bekannt, zu den am stärksten betroffenen zählen noch das Haus Maximilian in der Nürnberger Straße, wo laut Gesundheitsamt 13 Bewohner und vier Mitarbeiter infiziert sind, und das Fritz-Rupprecht-Heim der Awo in Burgfarrnbach (26 Bewohner, zehn Mitarbeiter). Im Landkreis gibt es positiv Getestete in sieben Heimen.
Die Stadt sucht für das Heim Pflegefachkräfte, Kräfte auf 450-Euro-Basis und Ehrenamtliche, die mit einer Aufwandsentschädigung mithelfen wollen. Kontakt: gabriele.siegeln@altenheim-fuerth.de