Wer ist Tobias Winkler?
Ersatz für Christian Schmidt: CSU zaubert Direktkandidaten aus dem Hut
24.6.2021, 07:30 UhrDer Nachfolger für Christian Schmidt als CSU-Direktkandidat für die Bundestagswahl scheint gesetzt zu sein. Am Donnerstagabend bei der Nominierungsversammlung in der Puschendorfer Diakoniehalle präsentieren die CSU-Kreisvorstände der Stadt Fürth und der beiden Landkreise Fürth und Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, die den Bundeswahlkreis 243 bilden, den Delegierten Tobias Winkler als Bewerber.
Ausscheider aus dem Bundestag: "Niemals geht man so ganz"
Wie es aus gut informierter Quelle heißt, haben sich die drei Kreisvorstände hinter den Kulissen innerhalb kürzester Zeit auf den Roßtaler verständigt. Der eigentlich schon nominierte Christian Schmidt hatte vor gut zwei Wochen völlig überraschend seinen Rückzug verkündet. Ab August übernimmt der 63-Jährige den Posten des Hohen Repräsentanten der Internationalen Gemeinschaft für Bosnien-Herzegowina.
Das CSU-Direktmandat ist im Wahlkreis 243 angesichts des Abstimmungsverhaltens der Bürger eine sichere Bank. Der in Fürth lebende Schmidt schaffte es damit 30 Jahre lang regelmäßig in den Bundestag. Dass in dessen Nachfolge bei den christsozialen Direktkandidaten für überregionale Mandate wieder mal ein Bewerber aus dem Landkreis Fürth zum Zuge kommen sollte, ist seit Jahren im Gespräch.
Seit der Stimmkreisreform im Vorfeld der Landtagswahl 2008, mit der Fürth-Land aufgelöst und die drei Städte Zirndorf, Oberasbach und Stein dem Wahlkreis der Stadt Fürth, der restliche Fürther Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim zugeschlagen wurde, war nicht einmal mehr im Landtag ein CSU-ler aus dem Fürther Land vertreten. Günter Gabsteiger schaffte es damals nicht mehr über die Liste ins Maximilianeum; das Direktmandat übernahm der Ipsheimer Hans Herold, der bereits seit 2003 im Landtag war.
Auf europäischem Parkett
Winkler als Schmidts Nachfolger in spe hat sich in einer Bewerbungsmail bereits an die Delegierten gewandt und um deren Vertrauen und Unterstützung gebeten. Sein Bekanntheitsgrad, das räumt der 43-Jährige, der verheiratet ist und eine vierjährige Tochter hat, unumwunden ein, ist ausbaufähig. Nach einem Intermezzo für eine Amtszeit bis 2007 im Marktgemeinderat Roßtal wechselte der studierte Politikwissenschaftler als Büroleiter zum Europaabgeordneten Ingo Friedrich, seitdem bewegt er sich auf europäischem Parkett. Seinem Heimatort ist er trotzdem treu geblieben, Hauptwohnsitz ist Roßtal, der Bau des eigenen Hauses steht an.
Mehrere Tage in der Woche verbringt er in München. Dort leitet er seit 2015 das überparteiliche Verbindungsbüro des Europäischen Parlaments in München und vertritt in dieser Funktion die EU-Institutionen in Bayern und Baden-Württemberg, Gesprächspartner sind Landtage, Staatsregierungen und Kommunen. Winkler hält sich ein "solides Netzwerk in Brüssel, München und Berlin" zugute, "das für eine erfolgreiche politische Arbeit unerlässlich ist und mir einen schnellen Start in das Mandat erleichtern würde".
Angesichts des Votums der Bezirkswahlleiterkonferenz, die sich einstimmig hinter ihn gestellt hat, rechnet Winkler "eher nicht" mit einem Gegenkandidaten bei der Nominierung. Trotzdem will er sich im Blick auf heute Abend nicht zu siegesgewiss geben: "Im der Politik gibt es nichts, das es nicht gibt. Um das zu wissen, bin ich lange genug im Geschäft. Vor zwei Wochen hätte schließlich auch keiner gedacht, dass Christian Schmidt nicht mehr antritt."
Um in Sachen Popularität ein paar Punkte zu Schmidt aufzuholen, bleibt ihm nicht viel Zeit: Nur noch gut 60 Tage sind es, bis die Rathäuser die ersten Briefwahlunterlagen verschicken.
Am 26. September war die Bundestagswahl 2021. Alle Ergebnisse - regional und landesweit - sowie weitere Entwicklungen rund um die Koalitionsbildung finden Sie auf nordbayern.de/bundestagswahl.
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