Ersatz für Michaelis-Kirchweih: Herbstvergnügen startet

Luisa Degenhardt

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3.10.2020, 16:57 Uhr
Ersatz für Michaelis-Kirchweih: Herbstvergnügen startet

© Tim Händel

Um zehn Sekunden vor 11 Uhr beginnt der Countdown. Einige Fürther zählen vor dem Stadttheater, wo jedes Jahr die Kärwa eingeläutet wird, die Sekunden abwärts, am Ende wird gejubelt, grüne und weiße Luftballons steigen gen Himmel, das Herbstvergnügen ist inoffiziell eröffnet. Auf eine offizielle Zeremonie mit Fassanstich hat die Stadt verzichtet, denn man wollte nicht zu viele Zuschauer anlocken.

Das hat auch geklappt: Zum Start am Samstagmorgen ist der Besucherzustrom noch verhalten. Drei Fahrzeuge drehen im Autoscooter ihre Runden, Eltern schieben ihre Kinderwagen vorbei am Kettenkarussell, dessen Sitze nur vereinzelt besetzt sind. Ein paar Meter weiter auf der kleinen Freiheit brutzeln die ersten goldbraunen Baggers des Tages, während ein paar Gäste ihre persönlichen Daten in Formulare eintragen und sich auf einem der 200 Biergarten-Plätze niederlassen.

Bereits im Juni war die Michaelis-Kirchweih abgesagt worden, das Herbstvergnügen soll nun wenigstens ein kleiner Ersatz dafür sein. Coronabedingt läuft vieles natürlich anders als sonst: 271 Imbiss-, Markt- und Fahrgeschäfte reihten sich 2019 in der City aneinander, heuer sind es nur 55. Sie verteilen sich auf Kleine und Große Freiheit, auf Hall- und Bahnhofplatz. Überall gelten Maskenpflicht und Abstandsgebot, mehr Sicherheitsleute als sonst überwachen, dass sich alle Besucher an die Regeln halten.

Seit 2015 ist das Unternehmen Two Eyes Security dafür zuständig, dass alles friedlich bleibt. "Wir wissen genau, was wir zu tun haben", sagt Geschäftsführer Benedikt Fiedler. Tagsüber patrouillieren 18 seiner Mitarbeiter auf dem Gelände, nachts sind vier im Einsatz. Wenn sie erste Hilfe leisten müssen, dann sind Handschuhe und Schutzbrille Pflicht. Weil überall das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes vorgeschrieben ist, hat die Stadt dem Sicherheitsdienst Masken zur Verfügung gestellt, die für Besucher gedacht sind, die ihre eigene vergessen haben.

Auch Kirchweihreferent Horst Müller dreht seine Runden, spricht mit Gästen, Standbetreibern und der Security. Sein Fazit nach dem Auftakt fällt äußerst positiv aus: "Ich bin sehr zufrieden, das ist besser als ich erwartet habe und genauso wie ich gehofft habe." Es sei nicht zu voll und nicht zu leer.

Trotzdem: Ein wenig Wehmut schwingt mit. "Man vergleicht das Herbstvergnügen ständig mit dem fiktiven Bild der echten Kirchweih." Natürlich fehle etwas, und obwohl die Kirchweihanmutung da sei, sei man doch vom Original "meilenweit" entfernt. Deshalb möchte Müller auch nicht den Begriff "Kirchweih light" in den Mund nehmen.

Im Lauf des Samstags füllt sich die Freiheit, viele nutzen den Feiertag, um sich anzusehen, wie also dieses Herbstvergnügen aussieht. Die Fürther freuen sich sichtlich über den Rummel, auch wenn sich das Schlendern vorbei an Fahrgeschäften, Imbiss- und Marktbuden ganz anders anfühlt als in den vorherigen Jahren.

 

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