"Stich ins Fürther Herz": Die Michaelis-Kärwa fällt aus

Johannes Alles

Fürther Nachrichten

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17.6.2020, 20:04 Uhr

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Schon sehr bald hatte sich abgezeichnet, dass dieser Tag nichts Gutes für die Fürther Kärwa bringen wird. Mit Verweis auf einen Medienbericht titelte am Mittwochmorgen auch nordbayern.de, das Internetportal dieser Zeitung: "Großveranstaltungen sollen bis mindestens Ende Oktober verboten werden". Eine entsprechende Beschlussvorlage, so hieß es, liege für ein Treffen am Mittwochnachmittag in Berlin vor, bei dem die Ministerpräsidenten weitere Schritte im Kampf gegen die Corona-Pandemie festlegen wollten.

Von den FN mit dieser Meldung konfrontiert, sagte Fürths Wirtschaftsreferent Horst Müller gegen Mittag: "Wenn das so kommt, wäre es auf jeden Fall das Aus für die Michaelis-Kirchweih." Zwar habe der Freistaat Bayern nach wie vor nicht bestimmt, wie sich eine Großveranstaltung definiert. "Was ich übrigens unmöglich finde", so Müller. Dass die mit weit über einer Million Besuchern "größte Straßenkirchweih Deutschlands", wie der Wirtschaftsreferent das liebste Fest der Fürther gerne nennt, aber in diese Kategorie fällt, daran hat er keinen Zweifel. "Da gibt es wirklich keinen Interpretationsspielraum."

Am Abend herrschte dann Gewissheit. "Das ist ein Stich ins Fürther Herz", musste ein trauriger Horst Müller konstatieren, der auch sein Unverständnis über die Entscheidung nicht verbergen wollte. "Es ist der 17. Juni, kein Mensch weiß doch jetzt schon, was im Oktober ist." Ihm zufolge hätte es völlig gereicht, Anfang September eine Entscheidung zu treffen.

Oberbürgermeister Thomas Jung pflichtete bei: "Die aktuellen Lage gibt es her, dass man die weitere Entwicklung der Fallzahlen ruhig noch hätte abwarten können." Dass man sich jetzt schon festlegt, findet der Rathauschef "schade". Aber: "Wir müssen uns der Entscheidung fügen." Besonders traurig sei das für die "vielen Schaustellerfamilien in Fürth", denen eine Perspektive genommen werde.

Unter diesen herrscht Bestürzung. "Ich werde am Samstag 59. Das wäre meine 59. Kärwa gewesen", sagt Helmut Dölle. "Ein Jahr ohne Kärwa war für mich nie vorstellbar." Für den Vorsitzenden des Süddeutschen Schaustellerverbands in Fürth und seine Kollegen bedeute das zehn Monate ohne Einnahmen. "Das ist ein harter Schlag für unseren Berufsstand."

Enttäuschte Hoffnungen

Angesichts der Lockerungen der vergangenen Tage und Wochen hatte Dölle Hoffnung geschöpft, dass die Kärwa vielleicht doch über die Bühne gehen könnte. Vergebens. Er will nun alles daransetzen, dass die Schausteller, wie berichtet, die Gelegenheit bekommen, in Fürth eine Art Mini-Kärwa aufzuziehen: einige Fahrgeschäfte und Buden verteilt auf einzelne Plätze im Stadtgebiet. Für die Zeit der Kirchweih gerne aber auch länger, so Dölle.

Schon in unserer Samstagsausgabe hatte Wirtschaftsreferent Müller signalisiert, solche Pläne im Fall der Fälle mit "Wohlwollen" prüfen zu wollen. Jetzt sagt er: "Das einzig Gute an der Entscheidung aus Berlin ist, dass wir Planungssicherheit haben." Die Stadt werde nun ein entsprechendes Konzept auf den Weg bringen. "Mini-Kärwa" oder "Kärwa light" will Müller diese Veranstaltung jedoch nicht nennen. Der Name könnte falsche Erwartungen wecken. Der Arbeitstitel lautet daher "Herbstvergnügen".

Wo man was hinstellen kann, so Müller, müsse nun geprüft werden. Er hat die Große und die Kleine Freiheit im Blick und auch den Bahnhofplatz. "Wir werden schauen, was Sinn macht." Im nächsten Stadtrat will er das Alternativkonzept ankündigen, im Kirchweih-Ausschuss Anfang Juli dann "finalisieren". Doch so oder so werde diese Veranstaltung die Kärwa nie ersetzen können. "Es tut weh", sagt Müller, "richtig weh."

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