Fürth: Rechtsausleger kommen im Doppelpack
9.10.2016, 19:50 UhrBeide werden zum Verdruss vieler zum wiederholten Male in Fürth präsent sein. Der "Dritte Weg", nach dem Verbot des Freien Netzes Süd (FNS) zum neuen Sammelbecken der Neonazi-Szene avanciert, war bereits im April 2015 auf dem Bahnhofplatz auf massiven Widerstand von Gegendemonstranten gestoßen.
Diesmal wollen die Rechtsextremen unter dem Motto "Gegen Asylmissbrauch" am Samstag ab 14.30 Uhr von der Hardhöhe aus bis zur Billinganlage marschieren. Die Örtlichkeit, so steht zu vermuten, haben sie mit Bedacht gewählt – denn im ehemaligen Gemeindehaus der Hardhöhen–Kirche Heilig Geist ist eine Gemeinschaftsunterkunft für 60 bis 70 Flüchtlinge geplant.
Nach einer Auftaktkundgebung an der Ecke Soldnerstraße/Komotauer Straße verläuft die Wunschroute der Neonazis über Hardstraße und Breslauer Straße, wo eine Zwischenkundgebung vorgesehen ist. Danach geht es via Cadolzburger Straße, Berlinstraße, Quäkerstraße, Hardstraße und wieder Cadolzburger Straße zur Abschlusskundgebung an der Billinganlage. Die Polizei kündigt Sperrungen und Verkehrsbehinderungen an.
Ob diese Route Bestand hat, ist jedoch fraglich. Wie Hans-Peter Kürzdörfer, Chef des städtischen Ordnungsamts, auf FN-Nachfrage sagte, werde man versuchen, "Dauer und Weg zu beschränken". Klar macht er indes: Für ein Verbot gibt es keine Handhabe, auch für den "Dritten Weg" gelte das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit. Abstriche seien nur bei den Rahmenbedingungen und nur aus "Sicherheits- und polizeitaktischen Gründen" möglich. So werde die Behörde etwa angemeldete Fackeln und Rauchtöpfe untersagen.
Bereits Freitagabend will zum dritten Mal binnen vier Monaten die rechtspopulistische Pegida von 19 bis 22 Uhr demonstrieren. Vom Bahnhofplatz führt ihr Weg über Gebhardtstraße, Pickertstraße, Königswarterstraße und Gabelsberger Straße zurück zum Bahnhof. Am 22. September erst hatten rund 500 Fürther deutlich gemacht, dass Pegida in ihrer Stadt nicht willkommen ist.
Das Signal soll am Freitagabend wiederholt werden: Das evangelische Dekanat Fürth und die Diakonie sowie das katholische Dekanat und die Caritas rufen gemeinsam zur Gegendemo auf. Das Diakonische Werk habe mit Schrecken vernommen, dass Pegida durch die Königswarterstraße ziehen will, teilt Dekan Jörg Sichelstiel mit. Die Diakonie hat dort ihren Sitz.
Kirchen wenden sich gegen Pegida
Gemeinsam wenden sich die Kirchen nun dagegen, "dass von Gruppen wie Pegida die drängenden sozialen Fragen missbraucht werden, um gegen Fremde zu polemisieren", sagt Sichelstiel. Und weiter: "Nationalismus hat die sozialen Fragen noch nie gelöst, sondern überdeckt sie und betrügt damit die Menschen."
Hinzu komme, dass Königswarterstraße und Hornschuchpromenade an das friedliche Zusammenleben von jüdischen und nicht-jüdischen Fürthern erinnern, damit zugleich aber auch an die Verfolgung, Vertreibung und Ermordung vieler jüdischer Nachbarn im Nationalsozialismus. "Rechtspopulistische Bewegungen sollen in diesen Straßen kein Gehör finden", appelliert Sichelstiel an die Bürger. Das Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus unterstützt die Gegendemo.
Sie beginnt am Freitag, um 18.30 Uhr, an der Königswarterstraße/Ecke Luisenstraße. Die Gegendemonstranten wollen zur Jakobinenstraße ziehen und über die Hornschuchpromenade zurückkehren.
Gesperrt für Autos
Die Polizei weist darauf hin, dass die Strecken der Demonstranten und Gegendemonstranten zum Teil bereits ab 16 Uhr für den Fahrverkehr gesperrt sein werden, genauer die Straßen: Bahnhofplatz - Gebhardtstraße - Pickertstraße - Königswarterstraße - Gabelsberger Straße - Gebhardtstraße - Bahnhofplatz. Bereits ab 14 Uhr werden in dem Bereich Halteverbote in Kraft sein, dort abgestellte Fahrzeuge werden abgeschleppt.
Anwohner, die zu Fuß in dem Bereich unterwegs sind, werden gebeten, ein Ausweisdokument dabei zu haben.
Der Artikel wurde am 10. Oktober um 19.50 Uhr aktualisiert.
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