Fürth: Schritt-Tempo in den Prachtstraßen?

Andreas Dalberg

FN-Redakteur

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13.2.2021, 11:00 Uhr
Schnee und Eis lassen derzeit in den Prachtstraßen rund um die Willy-Brandt-Anlage nur langsame Fahrt zu. Die Grünen plädieren grundsätzlich für eine Verkehrsberuhigung.

© Hans-Joachim Winckler Schnee und Eis lassen derzeit in den Prachtstraßen rund um die Willy-Brandt-Anlage nur langsame Fahrt zu. Die Grünen plädieren grundsätzlich für eine Verkehrsberuhigung.

Der Vorschlag der Grünen hat natürlich Charme: Im Zuge der Umgestaltung der Willy-Brandt-Anlage und der umliegenden Prachtstraßen sollten Hornschuchpromenade, Rudolf-Breitscheid-Straße und Königswarterstraße doch gleich als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen werden.


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Das aber stößt bei der Stadtplanung auf wenig Gegenliebe, wie nun im Bauausschuss deutlich wurde. Das Fazit des Baureferats: Aus verkehrsplanerischen wie auch städtebaulichen Gründen wird davon abgeraten.

So mancher würde aufs Gas treten

Ein Hauptargument: Bei einer Verkehrsberuhigung dürften Autos nur noch Schrittgeschwindigkeit fahren – mit der Folge, dass es dann sieben Minuten dauern würde, den östlichen, 700 Meter langen Einbahnstraßen-Bereich auf Hornschuchpromenade und Rudolf-Breitscheid-Straße zu durchfahren.

Zum einen sei dies Verkehrsteilnehmern nicht zuzumuten, zum anderen würde es nur auf wenig Akzeptanz stoßen, glaubt Stadtplaner Jonas Schubert. Und: So mancher Autofahrer würde wohl aufs Gas treten. Um das zu vermeiden, müsste die geplante Einbahnstraßen-Regelung aufgehoben werden.

Das aber wäre ebenso wenig zielführend. Da viele Autofahrer nun mal den kürzesten Weg wählen, zöge dies Wendeverkehr nach sich – kontraproduktiv im Sinne der Verkehrsberuhigung.

Grünen-Rat Harald Riedel fand diese Argumentation nicht überzeugend. Er betonte, dass es bei einer Verkehrsberuhigung darum gehe, Aufenthaltsqualität zu schaffen. „Kinder sollen auf der Straße spielen können.“ Hier mit Fahrzeiten zu argumentieren, das ist ihm zu technisch.

Die Stadtplanung bezweifelt, dass überhaupt Bedarf besteht, hier weiteren „Aufenthaltsraum“ zu schaffen – denn mit der Willy-Brandt-Anlage gebe es schon eine „tolle Parkanlage“. Zum anderen betonte sie den städtebaulichen Aspekt: Die Aufteilung in Gehweg und Fahrbahn entspreche dem typischen Bild einer gründerzeitlichen Straße. Die große Mehrheit folgte dieser Argumentation: Der Ansatz der Verkehrsberuhigung wird nicht weiter verfolgt.

Initiative kämpft um Parkplätze

Über das „heiße Eisen“ Parkplätze diskutierte der Bauausschuss diesmal zwar nicht. Aber aus Sicht mancher Bürger ist diese Frage längst noch nicht zufriedenstellend geklärt. Hintergrund: In einem offenen Brief wandte sich die Anwohnerinitiative „Erhalt der Wohn- und Standortqualität Willy-Brandt-Anlage“ jüngst an Oberbürgermeister und Stadträte.


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Ihre Kritik: Nach aktuellen Planungen könnten im Quartier rund 200 Parkplätze wegfallen – auf die Interessen von Anwohnern und Geschäftsleuten werde damit „in keiner Weise“ Rücksicht genommen. Zumal das geplante Parkhaus in der Gebhardtstraße den Wegfall so vieler Stellplätze aus Sicht der Initiative nicht zu kompensieren vermag. Das Parkhaus sei „von den meisten Wohnungen und Geschäftsräumen viel zu weit entfernt“.

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