Unverbindliche Beratung
Fürther Impfzentrum: Zögernde sind willkommen
20.8.2021, 06:00 UhrDie wenigsten sind komplett dagegen – zu diesem Ergebnis gelangt eine repräsentative Umfrage des Sozialforschungsinstituts Infas: Demnach sind 15 Prozent der über 18-Jährigen in Deutschland in Sachen Corona-Impfung "zögerlich" eingestellt. Die Gruppe der Zaudernden ist damit größer als die der "Ablehner" (zehn Prozent).
Das ist auch der Eindruck, den Sebastian Habicht von der AGNF gewonnen hat, die das Fürther Impfzentrum an der Rosenstraße betreibt. Von Druck beim Impfen hält er nach eigenen Worten nichts. Er befürwortet einen anderen Weg: Wer unsicher ist, soll sich umfassend informieren können. "In den vergangenen Monaten wurde man so überhäuft mit Informationen", sagt er. Gerade wenn man viel im Internet gelesen hat, könne ein persönliches Gespräch mit einem Arzt oder im Impfzentrum hilfreich sein.
Manche befürchten zum Beispiel, dass es doch Spätfolgen geben könnte, anderen sind die mRNA-Impfstoffe nicht geheuer. "Ich ermuntere jeden, der Sorge hat oder unschlüssig ist, ob er sich impfen lassen soll, zu kommen", sagt Habicht. Das Impfzentrum ist momentan nur zu 40 bis 80 Prozent ausgelastet. Jetzt habe man die Zeit, sich auch intensiver auszutauschen und ganz spezifisch auf den individuellen Fall einzugehen. Ein Termin ist nicht nötig.
Am Ende darf es beides geben: ein Ja oder ein Nein zur Immunisierung. Niemand müsse sich verpflichtet fühlen. Habicht: "Es gibt hier einen Weg raus ohne die Spritze." Dass man sich mit ihm auseinandersetzt, das habe der Impfstoff aber verdient.
Im Impfzentrum merkt man, dass auch Jugendliche die Entscheidung selbst treffen wollen. Immer wieder komme es vor, dass sie sich nach der Beratung gegen skeptischere Eltern durchsetzen, erzählt Habicht. Rund 1200 Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren aus Stadt und Landkreis Fürth hat das Team in den vergangenen Wochen den Schutz verabreicht. "Jeden Tag sind welche im Haus."
Termine in Heimen
Unterdessen laufen die Vorbereitungen für die ersten Auffrischungsimpfungen. Vorgesehen sind sie zunächst für Hochbetagte und Pflegebedürftige, für Menschen mit geschwächtem Immunsystem (etwa wegen einer Krebserkrankung) sowie für medizinisches Personal, das einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt ist. In Kürze wird das Impfzentrum damit beginnen, mobile Teams in Senioren- und Pflegeheime sowie Heime und Wohngruppen für Menschen mit Behinderung zu schicken. "Wir machen jetzt Termine mit Einrichtungen aus."
Für die Auffrischung müssen übrigens wieder alle Formulare ausgefüllt werden, wie bei der ersten Dosis. Vereinzelt gehen im Impfzentrum bereits Nachfragen nach Drittimpfungen ein, sagt Habicht und bittet um Geduld. Vieles müsse noch konkretisiert werden, das bayerische Portal BayIMCO sei noch nicht auf Dritttermine ausgelegt.
Bundesweit wird sich das Netz an Impfzentren ab Ende September voraussichtlich ausdünnen, wenn die Finanzierung durch den Bund ausläuft. Bayern will die Zentren zwar nicht aufgeben, aber Strukturen umbauen und verstärkt auf mobile Teams setzen.
Standort Rosenstraße bleibt
Während das Nürnberger Impfzentrum Ende September aus dem Messezentrum aus- und in die alte KfZ-Zulassungsstelle einzieht, bleibt die Fürther Einrichtung an der Rosenstraße Habicht zufolge erhalten. Der Vertrag soll bis Ende Dezember verlängert werden. Schließen werden allerdings Mitte September die drei dezentralen Impfstationen im Landkreis (Veitsbronn, Oberasbach, Langenzenn).
Für sehr wichtig hält Habicht weiterhin niederschwellige Aktionen, auch weil sie das Impfangebot "sichtbar" machen. Stolz ist er darauf, dass man in Fürth bislang verhindern konnte, dass Impfdosen weggeworfen werden müssen. Inzwischen habe sich in der Region ein gutes Tauschsystem eingespielt. Vakzin, das bald verfällt, kann so kurzfristig an ein anderes Impfzentrum abgegeben werden.
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