Jüdisches Museum: Ist der Anbau nun Kunst oder Klotz?

6.7.2017, 06:00 Uhr
Jüdisches Museum: Ist der Anbau nun Kunst oder Klotz?

© Hans-Joachim Winckler

Sein Arbeitsweg führt Hans-Peter Miksch am Jüdischen Museum vorbei. Den Baufortschritt habe er mit einer gewissen Neugierde verfolgt, verrät der Leiter der städtischen kunst galerie am Königsplatz.

Irgendwann war das Gerüst vor dem Erweiterungsbau verschwunden – und Miksch "angenehm überrascht", wie er unumwunden zugibt. Er sei zwar kein Architekturkritiker, aber die nicht "ganz glatte" Fassade und die "zweite Struktur" im Sockelbereich mit den unverputzten Klinkersteinen, das gefalle ihm doch sehr gut. "Das alles ist nicht zu homogen, nicht zu streng, aber auch nicht zu verspielt." Je nach Lichteinfall ergeben sich immer wieder neue Eindrücke.

Die Frage muss erlaubt sein: Gefällt ihm der Anbau besser als das neue Ludwig-Erhard-Zentrum? "Eindeutig", antwortet Miksch ohne zu zögern, plädiert aber dafür, dem unfertigen LEZ noch etwas Zeit zu geben. "Mal abwarten, wie es aussieht, wenn die Fenster drin sind."

Angesprochen aufs Museum, klingt Fürths Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz weniger begeistert als der Galerie-Chef, aber auch nicht unzufrieden: "Grundsätzlich", sagt sie, "finde ich den Anbau ziemlich gelungen." Historische und moderne Gebäude in Einklang zu bringen, sei kein Widerspruch. Dem Architekten sei das in diesem Fall geglückt.

Schräges Dach

Allerdings: Sie habe im Vorfeld angeregt, auf ein Flachdach zu verzichten, das Dach stattdessen etwas "anzuschrägen", sei damit aber nicht gehört worden. Außerdem hätten ihr die Klinkersteine ohne die Verschlämmung weitaus besser gefallen.

Aber was soll’s, sagt Jungkunz, die regelmäßig Besuchergruppen durch das Museum führt. Viel wichtiger sei ihr, dass der Erweiterungsbau endlich steht – und seine Hülle nun mit Inhalt gefüllt werden kann. Jetzt könne das Museum wirklich zu einem Zentrum für jüdische Geschichte werden.

Christofer Hornstein ist nicht nur Architekt, sondern auch stellvertretender Vorsitzender des Altstadtvereins, der unter anderem Eigentümer dabei unterstützt, denkmalgeschützte Häuser zu sanieren. Wie gefällt ihm dieser moderne Bau am Rand der Altstadt? "Nicht so schlecht", sagt er und vergibt gute Noten für "Material und Farbigkeit". Ebenso wie die Proportionen des Gebäudes findet auch die große Abstandsfuge zum Altbau seine Zustimmung. Ein Museum, sagt er, müsse nicht daherkommen wie ein gewöhnliches Wohnhaus. "Das darf schon was Besonderes sein."

Hornstein weiß aber auch: "Die Menschen in der Altstadt müssen sich daran erst noch gewöhnen, für die ist das die ,Schuhschachtel‘, das hör’ ich überall." Ihm selbst wäre ein offeneres Gebäude mit mehr Fenstern lieber gewesen. Außerdem hätte ein Giebeldach, so Hornstein, "viel Kritik abfedern können".

"Sehr geschickt"

Als 2008 ein Architektenwettbewerb für den Erweiterungsbau durchgeführt wurde, saß Gerd Frese zwar noch nicht – wie heute – im Baukunstbeirat der Stadt Fürth, die Ausschreibung verfolgte er aber trotzdem mit Interesse. Was nun, neun Jahre später, daraus geworden ist, gefällt dem Architekten mit Büro in Nürnberg.

Der Bau sei mit seiner modernen Formensprache an dieser Stelle etwas Neues. Er hebe sich von der Umgebung ab, greife aber dennoch deren Strukturen auf. Als "geschickt" bezeichnet er die schräg gesetzten Klinkersteine mit ihrer "unterschiedlichen Lichteinwirkung".

"Die Jury", sagt er über den Wettbewerb, "hat damals eine gute Wahl getroffen."

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