Kultur und Corona: Mäkkelä ist sauer

Martin Schano

Fürther Nachrichten

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30.8.2020, 21:00 Uhr
Kultur und Corona: Mäkkelä ist sauer

© Hans-Joachim Winckler

"Es gab eine erfreuliche Anzahl an Menschen, denen meine Musik etwas bedeutet. Sie haben Merchandising-Artikel und Downloads auf meiner Bandcamp-Seite gekauft", erzählt er. Mit soviel Unterstützung habe der Mittfünfziger überhaupt nicht gerechnet, "doch ohne sie hätte ich schlichtweg meine Miete nicht bezahlen können". Denn Martti Trillitzsch hat als Musiker, der noch zu Beginn der Pandemie seinen Plattenladen zugesperrt hat, wie so viele andere Künstler vor dem Nichts gestanden.

Dabei ließ er nichts unversucht, auch Mäkkelä gab es bei fünf Online-Konzerten zu hören. Sein ernüchterndes Fazit der Youtube-Sendungen: "Sieht scheiße aus, klingt scheiße, aber die Spendenbereitschaft war immens hoch."

Der unfreiwillig komische Höhepunkt seiner virtuellen Tour war ein Konzert, das ein schwedisches Kulturzentrum organisiert hatte. "Endlich mal super Klang, aber der Bildschirm war während des ganzen Auftritts schwarz. Das war Folk Noir im besten Sinne", flüchtet er sich in Galgenhumor, "die Leute haben wohl nur Geld überwiesen, weil sie gesehen haben: Bei dem schaut’s zappenduster aus."

Doch Spaß beiseite, Trillitzsch hat Angst. "Das Schlimme ist, dass du nicht planen kannst." Für die nächsten Wochen hat er eine lückenhafte Tournee zusammengestellt in Tschechien, Polen und der Slowakei. Meistens draußen, doch in Frankreich sind alle Auftritte in Räumen, "du musst ständig mit den Veranstaltern in Kontakt bleiben, denn was mache ich, wenn ich dort bin und in Quarantäne muss?"

Erste Open-Air-Konzerte

Dank des guten Wetters hat er bereits solo und mit der Gruppe "Folk’s Worst Nightmare" erste Open-Air-Konzerte, etwa in der Kofferfabrik, gegeben. Seither weiß er, was Fürth Hamburg voraus hat: Freiflächen mitten in der Stadt für einige Dutzend Zuhörer.

Auch, wenn er behauptet, er habe aufgehört, sich zu ärgern, hat er über ein spezielles Thema in dieser Zeit ein Protestlied geschrieben. Das Thema in "If The Flu Ain‘t Gonna Kill You" ist: "Wenn dich der Virus nicht kriegt, kriegt dich die Regierung."

Die Kreativbranche wird hängengelassen

Darin verarbeitet er seine Wut darüber, dass "der Staat die Kreativbranche hängen lässt. Ein Wirtschaftszweig, der jahrzehntelang keine Kosten verursacht und Steuern gezahlt hat". Trillitzsch verhedderte sich in dem Wust an ständig neuen Rahmenbedingungen zur Corona-Soforthilfe.

Angekommen seien in all den Monaten 4000 Euro für die Deckung von Betriebskosten für seinen Musikverlag und sein Label. Nach vielen Telefonaten und abgelehnten Anträgen riet ihm ein Sachbearbeiter, er könne ja auch Hartz IV in Anspruch nehmen. "Protestsongs sind so gar nicht meine Art", sagt Trillitzsch, "aber da musste ich jetzt was sagen."

Der Auftritt von Mäkkelä im Garten des Kulturorts Badstraße 8 in Fürth ist ins Wasser gefallen. Das Protestlied ist herunterzuladen auf der Website:
maekkelae.bandcamp.com

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