Hohe Kosten für die Stadt

Marode Brücke in Fürth wird zum Problem: Höhenkontrolle regelmäßig zerstört - Vollsperrung droht

Erik Thieme

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18.04.2025, 04:55 Uhr
Die Zirndorfer Brücke soll bald abgerissen werden. Aktuell bereiten der Stadt aber vor allem uneinsichtige Fahrzeugführer Probleme.

© NEWS5 / David Oßwald Die Zirndorfer Brücke soll bald abgerissen werden. Aktuell bereiten der Stadt aber vor allem uneinsichtige Fahrzeugführer Probleme.

Die Zirndorfer Brücke in Fürth verbindet seit vielen Jahrzehnten den Stadtteil Dambach mit dem Außenbezirk Zirndorf. Ihre besten Jahre hat das Bauwerk, das zwei Straßen sowie einen Kanal überspannt, aber längst hinter sich. Weil bereits bei der Herstellung der Überführung Fehler begangen und Spannglieder nicht richtig verpresst wurden, soll die Brücke schon bald abgerissen werden. Die Zeitplanung der Stadt Fürth sieht vor, dass mit dem Abbruch gegen Ende des Jahres 2027 begonnen werden soll.

Doch bereits heute häufen sich die daraus resultierenden Probleme. Die Stadt habe bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Belastung der Überführung zu verringern, erklärt Rudolf Kucera, Leiter des Tiefbauamtes in Fürth, gegenüber der Nachrichtenagentur News5. Doch bislang halten sich viele Fahrzeugführer nicht an die neuen Vorgaben und zerstören sogar mutwillig Schranken und Gitter. Für die Stadt Fürth ist das nicht nur finanziell ein Problem.

Viele Maßnahmen ohne Ergebnis?

Wegen der fehlerhaften Bauweise hat die Zirndorfer Brücke schon seit längerem ein Ablaufdatum, doch bis Ende 2027 soll der Überweg noch bleiben. Weil die Standhaftigkeit gefährdet ist, ergriff die Stadt schon vor einiger Zeit zahlreiche Vorkehrungen. Zuerst habe man das Maximalgewicht für Fahrzeuge, die die Brücke überqueren wollen, auf zwölf Tonnen und die Maximalgeschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde begrenzt, erklärt Kucera. Darüber hinaus sei der Prüfzyklus, in dem die Brücke einer genauen Kontrolle unterzogen wird, drastisch reduziert worden. Statt alle sechs Jahre kommt das Bauwerk nun einmal pro Jahr auf den Prüfstand, außerdem gibt es alle sechs Monate Durchbiegungsmessungen.

Bei der vergangenen Messung stellte die Stadt dann fest, dass die Durchbiegungen tendenziell größer werden. Deshalb wurde das maximale Gewicht für Fahrzeuge abermals nach unten korrigiert, dieses Mal sogar auf 3,5 Tonnen. In einem weiteren Schritt wurde die Abfahrt auf die Brücke von der Südwesttangente aus Langenzenn kommend gesperrt. Das sei in Absprache mit dem Straßenverkehrsamt entschieden worden, damit Lkw-Fahrer, die zu spät erkennen, dass sie den Überweg nicht befahren dürfen, sich nicht einfach wieder in den Verkehr auf der Südwesttangente einfädeln können, so Kucera. Das sei einfach zu gefährlich.

Höhenbeschränkung wird demoliert

Offenbar zeigten die eingeleiteten Maßnahmen aber noch immer nicht den gewünschten Effekt, weshalb die Verantwortlichen einen Schritt weiter gingen. Über Betonschutzwände wurde erst ein Korridor eingerichtet, dann kam eine Höhenbegrenzung in Form einer sogenannten "Galgenlösung".

Weder die mobilen Schranken (weiß, hinten im Bild) noch die Betonschutzwände hatten den gewünschten Effekt.

Weder die mobilen Schranken (weiß, hinten im Bild) noch die Betonschutzwände hatten den gewünschten Effekt. © NEWS5 / David Oßwald

Die mobilen Schranken sollten große Fahrzeuge, die eben häufig auch sehr hoch sind, an der Durchfahrt hindern. Doch auch diese Maßnahme konnte zahlreiche Fahrer nicht davon abhalten, die Brücke trotzdem zu überqueren. Die mobilen Schranken seien beinahe täglich umgefahren worden. Also musste wieder eine neue Lösung her, die auch aktuell in Fürth zu finden ist. Statt mobiler Abgrenzungen wurde eine Gitterlösung angeordnet.

Sieben Zerstörungen in knapp vier Wochen

Die Gitterlösung ist bislang an einer von vier möglichen Durchfahrten aufgestellt, an den anderen drei Standorten soll sie noch folgen. Mit dem fest installierten System sollen Fahrzeuge über 2,7 Meter an der Durchfahrt gehindert werden. Doch nicht einmal das gelingt. Binnen vier Wochen sei die Höhenkontrolle bereits vier Mal beschädigt worden, erklärt Kucera gegenüber News5. Dabei entstand ein Sachschaden von rund 12.000 Euro. Es sind Kosten, für die im Zweifel die Stadt und damit schlussendlich auch der Steuerzahler aufkommen muss.

Die Höhenbegrenzung muss regelmäßig repariert und wieder aufgestellt werden.

Die Höhenbegrenzung muss regelmäßig repariert und wieder aufgestellt werden. © NEWS5 / David Oßwald

Je nach Beschädigungsgrad werden zwischen 500 und 3000 Euro fällig, pro Beschädigung. In vier der sieben Fälle konnte die Polizei aber die Verursacher ermitteln, an die die Kosten vollständig weitergegeben werden. In den übrigen drei Fällen bleibt die Stadt darauf sitzen.

Besteht Einsturzgefahr?

Die Stadt erhofft sich von den vier weiteren Höhenbegrenzungen ein Ende der unerlaubten Durchfahrten, bis die Zirndorfer Brücke endgültig abgerissen wird. Dann soll umgehend mit dem Neubau begonnen werden, der sich gut zwei Jahre ziehen soll. Einen Ersatzbau wird es in dieser Zeit nicht geben. Dafür sei die Brücke, die mehrere, "autobahnähnliche" Straßen mitsamt Zuführungen und einen Kanal überspannen muss, schlicht zu komplex. Ein Ersatzbau würde nicht nur enorme Zusatzkosten verursachen, er würde das gesamte Vorhaben auch deutlich in die Länge ziehen.

Bis dahin bestehe aber keine Gefahr für alle anderen Verkehrsteilnehmer, die die hochfrequentierte Brücke sonst befahren, so Kucera. Weitere Maßnahmen wie zusätzliche Vorwarnblinker, Bodenwellen oder neue Markierungen werden diskutiert und sind teilweise bereits in Planung. Darüber hinaus gibt es monatliche Sichtkontrollen.

Sollte sich der Zustand trotzdem weiter verschlechtern, müssen sich Autofahrer auf eine Vollsperrung einstellen. Das sei aber der "Worst Case". Rudolf Kucera appelliert deshalb eindringlich an alle Verkehrsteilnehmer, sich an die Beschilderung zu halten und die genauen Maße sowie das Gewicht und die Ladung seines Fahrzeuges genau zu kennen. Es gebe genug andere Ausleitmöglichkeiten von der Tangente.

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