Alle Termine ausgebucht
Monatelange Wartezeiten: Fürther Ämter sind überlastet
26.8.2021, 14:21 Uhr„Es stehen keine Termine zur Verfügung.“ Diese Meldung musste FN-Leser Heinrich B. zuletzt immer wieder auf seinem Bildschirm lesen, als er online einen Termin bei der Führerscheinstelle der Stadt zu vereinbaren suchte, um einen alten Führerschein gegen einen neuen umzutauschen. Auch der Versuch, telefonisch einen Termin zu ergattern, scheiterte. Weil B. außerdem eine Frage zur sogenannten Ausweis-App hatte, rief er beim Bürgeramt an – ebenfalls erfolglos. Immer wenn er anrief, war nichts anderes als eine Bandansage zu hören, alle Mitarbeiter seien im Gespräch. Frustrierend.
Auch andere Fürther machten zuletzt die Erfahrung: Sie möchten, wie das in Corona-Zeiten üblich geworden ist, über die Online-Termin-Vergabe (OTV) der Stadt Fürth (www.services.fuerth.de) einen Amtstermin ausmachen, erhalten aber ein ums andere Mal die Meldung: „Wir sind aktuell ausgebucht.“ Tatsächlich ergab eine Stichprobe der FN in dieser Woche, dass es große Unterschiede bei der OTV gibt, je nach Anliegen. Wer ein Gewerbe anmelden will, bekommt sofort Termine vorgeschlagen, kann den Behördengang innerhalb weniger Tage erledigen. Anders ist es, wenn man ins Bürgeramt muss: Freie Termine, um einen Personalausweis oder ein Führungszeugnis zu beantragen, gibt es erst wieder im November.
Dienststellen unterschiedlich betroffen
Wer beim Schulverwaltungsamt Fahrmarken abholen möchte oder zum Standesamt will, um aus der Kirche auszutreten, muss damit rechnen, dass er online nicht einmal Terminvorschläge erhält. Dann also auf den nächsten Tag hoffen? Denn für viele städtische Stellen sollen ja täglich (meist ab 10 Uhr) neue Termine eingestellt werden?
Aber auch dies verstärkt bisweilen den Frust – wenn man tags darauf um Punkt 10 Uhr nachsieht und dennoch die Meldung liest: ausgebucht. Was ist da los bei der Stadt?
Das große Warten: Fürther Bürgeramt ist überlastet
Das hängt von der Dienststelle ab. Beim Standesamt etwa spielen vor allem zwei Gründe eine Rolle, wie Leiter Ralf Meyer mitteilt: Zum einen sind wegen zeitaufwändiger Corona-Hygieneschutzmaßnahmen nicht mehr so viele Termine wie früher zu vergeben. Zum anderen besteht aktuell eine sehr hohe Nachfrage, die schlicht damit zu tun hat, dass die Bürger nach Ausbruch der Coronakrise weniger Behördenangelegenheiten erledigen konnten und diese nun nachholen. So ergeht es auch vielen anderen städtischen Dienststellen.
„Es ist wirklich schwierig momentan“, bestätigt Rainer Baier, Leiter des Bürgeramts, das in den vergangenen Jahren immer wieder mal überlastet war. Die aktuellen Gründe: Aktuell herrsche wegen der Urlaubszeit Hochbetrieb – so mancher Reisepass will noch verlängert, so mancher Personalausweis vorläufig ausgestellt werden. Hinzu komme, dass eigene Mitarbeiter im Urlaub sind oder wegen Krankheit ausfallen.
Sonderaufgabe: Bundestagswahl
Vor allem anderen aber ist in diesem Sommer auch noch eine Sonderaufgabe zu stemmen: Die Bundestagswahl im September ist vorzubereiten – dafür musste Personal von Stammaufgaben abgezogen werden. Mit der Folge, dass manchmal nur ein Telefon besetzt ist und es bei der Terminvergabe noch enger zugeht als ohnehin.
Dennoch hat Baier eine Lösung für dringende Fälle: Man soll eine E-Mail schreiben an ewo@fuerth.de und sein Anliegen schildern. Baier verspricht, dass man zurückgerufen wird und einen Termin vereinbaren kann, Dringlichkeit vorausgesetzt. Mehr noch: „Wenn jemand kurzfristig bei uns vorspricht, versuchen wir dringende Fälle sofort zu erledigen.“
Bürgeramt: Stadt verspricht baldige Besserung
Denn diese Möglichkeit besteht in Fürth – anders als in vielen Kommunen – schon auch noch, wie Ordnungsreferent Mathias Kreitinger betont: „Wer ein dringendes Anliegen hat, kann immer zu uns kommen.“ Man habe in allen Bereichen mit Parteiverkehr – sei es Bürgeramt, Ausländerbehörde, Zulassungs- oder Führerscheinstelle – Infoschalter eingerichtet, wo einem weitergeholfen werde.
Die AfD Fürth spricht sich laut Pressemitteilung auch dafür aus, Terminals aufzustellen, an denen Bürger Amtsangelegenheiten möglichst selbst und zeitlich flexibel erledigen können. Im Herbst will die Partei das Thema in den Stadtrat einbringen.
Davon unabhängig, weist Referent Kreitinger darauf hin, dass für so manches Anliegen schon heute gar kein Behördenbesuch mehr erforderlich sei, da man es von zu Hause aus erledigen könne – vom Ausstellen einer Meldebescheinigung oder Geburtsurkunde bis hin zum Antrag auf eine Fahrerlaubnis. Mehr Infos gibt es auch unter www.fuerth.de oder www.buergerserviceportal.de/bayern/fuerth.
9 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen