Nach Kritik: Stadt Fürth prüft Regeln für Grillplatz & Co.
11.6.2018, 06:00 UhrJugendliche vermissen Freiräume und Treffpunkte in Fürth. Ab 20 Uhr darf man sich am Grillplatz und in anderen städtischen Grünanlagen nicht mehr aufhalten. Wie stehen die Chancen, dass sich das ändert?
Kreitinger: Es ist tatsächlich die Frage, ob einzelne Regelungen, die für unsere Grünanlagen gelten, noch zeitgemäß sind. Wir sind bereits dabei, das zu prüfen, und stehen Lockerungen offen gegenüber. Allerdings müssen immer auch die Lärmschutzinteressen der Anwohner berücksichtigt werden. Ich würde aber gerne etwas klarstellen, das zuletzt häufig missverstanden wurde: Die zeitlichen Beschränkungen gelten nur für manche Grünanlagen — nicht für alle.
Wo darf man etwa um 22 Uhr noch auf einer Bank sitzen und wo nicht?
Kreitinger: Für allgemeine Grünflächen und Erholungsanlagen wie den Stadtpark, den Südstadtpark und die Adenaueranlage gibt es keine Benutzungszeiten. Dort kann man sich grundsätzlich auch nachts aufhalten. Das gilt auch für weite Teile des Wiesengrunds, zum Beispiel fürs Flussdreieck, wo öfters Jugendliche zusammensitzen. Anders sieht es bei Anlagen aus, die einem besonderen Zweck dienen: Grillplätze, Kinder- und Mehrgenerationenspielplätze, Bolzplätze und Jugendspielbereiche — dazu zählt etwa die Skate-Anlage — dürfen bisher bis 20 Uhr genutzt werden.
Mit einer Flasche Bier dürfen sich junge Leute aber nicht hinsetzen?
Kreitinger: Im Moment ist das so geregelt, ja. Wir schauen uns das aber auch an. Genauso wie die Altersbeschränkungen. Jugendspielbereiche wie die Skate-Anlage oder Basketballplätze sind bisher freigegeben für Jugendliche bis 18. Aber warum sollen da 20-Jährige ausgeschlossen sein?
Am Grillplatz haben Sie die Anwohner im Blick. Um 20 Uhr muss es ruhig sein. Was spricht gegen 22 Uhr? Den Anwohnern in der Gustavstraße mutet man ja auch mehr zu?
Kreitinger: Da spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Ob so etwas geht, müssen wir prüfen. Im Fokus bleibt aber, im Interesse der Anwohner zu verhindern, dass es zu abendlichen Feiergelagen kommt.
Die Siebenbogenbrücke war bisher ein beliebter Treffpunkt von Jugendlichen. Seit es den Ordnungsdienst gibt, werden sie hier vertrieben. Einige klagen darüber, dass der Ordnungsdienst zu streng ist – Sie haben ihn verteidigt. Haben Sie denn nach dem FN-Artikel noch Reaktionen bekommen?
Kreitinger: Es kam noch mal eine Hand voll Beschwerden dazu, vor allem von Jugendlichen. Vom Ton her war das meist konstruktiv, die Rückmeldungen nehmen wir auch ernst. Wichtig ist mir aber: Wir haben nicht das Problem, dass der Ordnungsdienst zu hart ist — sondern dass nicht mehr alle Regelungen zeitgemäß sind, deren Einhaltung er kontrolliert.
Es gibt Jugendliche, die von einem provokanten Auftreten berichten.
Kreitinger: Ich kenne das Team und bin mir sicher: Jeder, der den Mitarbeitern normal entgegentritt, wird freundlich auf die Regeln hingewiesen und beim ersten Verstoß auch nicht gleich verwarnt. Es hängt immer auch vom Auftreten der Jugendlichen ab. Wenn einer uneinsichtig ist, muss das Team mit Verwarnungen reagieren, sonst könnten wir uns das ja alles sparen. Es soll dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden. Ich hab mir das vor kurzem selbst mal angeschaut und bin mit einem Kollegen vier Stunden mit etwas Abstand mitgelaufen, vor allem am Grillplatz und im Stadtpark. Wir wollten sehen, wie die Menschen reagieren.
Und?
Kreitinger: Das war durch die Bank angenehm, ein hoher Respekt aus der Bevölkerung war zu spüren.
Wenn die Chefs dabei sind, will man aber auch nichts falsch machen.
Kreitinger: Wir bekommen auch sonst sehr viele positive Rückmeldungen. Auch die Zusammenarbeit mit der Polizei ist hervorragend.
Sie sind also ganz zufrieden?
Kreitinger: Ich muss wirklich sagen: Für mich ist es bemerkenswert, dass wir mit dem Ordnungsdienst innerhalb von sechs Wochen erreicht haben, dass abends rund um den Grillplatz Ruhe herrscht. Die Jugendlichen frühzeitig anzusprechen, ist der richtige Weg. Früher kam die Polizei oftmals erst nachts, wenn die Anwohner sie riefen und schon Angetrunkene versammelt waren. Ich finde, wir haben jetzt eine vernünftige Strategie — und müssen bei den Regeln nachsteuern, die nicht alle ideal sind. Bei der Podiumsdiskussion am 19. Juni, zu der auch OB Thomas Jung, Bürgermeister Markus Braun und Jugendreferentin Elisabeth Reichert kommen, werden wir uns mit Jugendlichen austauschen. Es ist wichtig, dass wir ihnen seitens der Stadt genügend Freiräume anbieten können.
Braucht denn eine Großstadt wie Fürth nicht auch einen zweiten Grillplatz?
Kreitinger: Bisher wurde kein geeigneter Ort gefunden. Aber ja: Für eine Großstadt mit 130 000 Einwohnern ist ein Grillplatz eigentlich zu wenig.
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