Ausstellung
Norma in Fürth: Vom kleinen Lebensmittelladen bis zum Discounterriesen
28.9.2021, 18:30 UhrSechs Eier, zwei Stangen Lauch, ein Pfund Zucker: Es gab eine Zeit, da wurde so ein Einkauf – per Hand abgewogen und verpackt – einfach über die Theke gereicht. Ohne Förderband, Barcode, oder Scanner. 1921 eröffnete Georg Roth Senior ein solches Lebensmittelgeschäft in der Blumenstraße 2, bald schon folgten Filialen.
Es war der Startschuss für eine Erfolgsgeschichte "Made in Fürth". Denn was sein Großvater und Vater begonnen hatten, baute Manfred Roth zur Norma aus – einem der bedeutendsten deutschen Handelsunternehmen.
Bei der Eröffnung der Ausstellung "Lebensmittelhandel in Fürth – 100 Jahre Georg Roth Filialunternehmen/Norma" im Stadtmuseum kam Oberbürgermeister Thomas Jung ins Schwärmen: "Das ist das größte Unternehmen der Kleeblattstadt", machte er klar und verwies damit "Quelle" und "Grundig" auf die Plätze. "Aber nicht nur das, die beiden anderen Unternehmen haben leider ihren Endpunkt erreicht. Die Geschichte der Norma aber geht weiter", so der Rathauschef.
Schreibtisch mit Geschichte
Herzstück der Ausstellung ist ein Schreibtisch. Relativ schlicht im Design, ein bisschen abgenutzt und garantiert kein Deko-Element, sondern ein Arbeitsplatz. Daran, so heißt es, hat schon Georg Roth, der Großvater von Manfred Roth, gearbeitet.
Der Enkel übernahm das bewährte Möbel, heute steht es in der Firmenzentrale, die seit 2016 ihren Standort im Gewerbegebiet Hardhöhe West hat, am Eingangstor der Stadt. Ein Fakt, der Manfred Roth, der 2010 verstarb, am Herzen lag.
Norma-Vorstand Gerd Köber erinnerte sich im Stadtmuseum: "Logistisch hätte man sich für die Zentrale auch einen anderen Standort vorstellen können. Als ich gegenüber Manfred Roth einmal die Gegend südlich von Nürnberg ins Spiel brachte, hat er nicht viel gesagt. Aber Sie hätten mal seinen Blick sehen müssen . . ."
An den überzeugten Fürther und vorausschauenden Unternehmer erinnerte auch Wilhelm Polster, Roths Freund seit Schultagen und heute Vorstand der Manfred-Roth-Stiftung. Seit der Eröffnung des ersten Geschäfts 1921 sei es darum gegangen, gute und preiswerte Waren anzubieten.
Manfred Roth habe nach dem Tod des Vaters und unmittelbar nach dem Abschluss seines Studiums als Diplom-Kaufmann die Firmenleitung übernommen: "Trotz Unkenrufen aus der eigenen Belegschaft, in der einige Angst hatten, er werde das Unternehmen ruinieren." Doch der junge Chef habe sich nicht beirren lassen, so Polster, und das Unternehmen "mit Genialität und Weitsicht" entwickelt.
Heute betreibt Norma rund 1500 Filialen in Deutschland, Österreich, Frankreich und Tschechien, europaweit werden 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. "Wir sind sehr gut aufgestellt", so Gerd Köber. 2020 sei das bisher beste Jahr in der Unternehmensgeschichte gewesen: "Und dieses Jahr wird wahrscheinlich noch besser."
E-Commerce im Kommen
Zukunftsweisend sei auch die Beschäftigung mit dem E-Commerce unter dem Motto Norma 24: "Davon wird man noch einiges hören", prophezeite Köber, der zugleich ein klares Bekenntnis zum Standort Fürth abgab.
Im Stadtmuseum können Besucherinnen und Besucher nun anhand von bisher noch nie gezeigten Fotodokumenten die Entwicklung des Unternehmens verfolgen. Aufnahmen zeigen zum Beispiel die ursprünglich auf reine Zweckdienlichkeit ausgelegte Einrichtung der ersten Discountgeschäfts. Oder die schier endlos langen Schlangen, die sich durch die Geschäftsräume zogen, wenn besonders attraktive Angebote zu haben waren – und die so manchen dazu brachten, seinen Einkaufswagen randvoll packen.
Martin Schramm, Museumsleiter und Stadtarchivar, wies auch auf ein knapp halbstündiges Interview zu Manfred Roth mit dessen Weggefährten Wilhelm Polster hin, das im Rundfunkmuseum aufgenommen wurde und im Stadtmuseum abgehört werden kann. Begleitet wird die Ausstellung von Impressionen zum Lebensmittelhandel im Allgemeinen und zu den diversen Märkten in Fürth.
Der OB wurde im Stadtmuseum an ganz persönliche Eindrücke von seinen Begegnungen mit Manfred Roth erinnert: "Seine fränkische Bescheidenheit war ausgeprägt – so sehr, dass er die Ehrenbürgerschaft ablehnte, die wir ihm angetragen haben." Nach Henry Kissinger wäre Roth der Fünfte gewesen, dem diese Ehre nach dem Krieg zuteil geworden wäre.
Stattdessen verfügte Roth, dass sein Erbe in eine Stiftung übergeht: "Damit hat er auch die Eigenständigkeit des Unternehmens gesichert, das sonst sicher gerne von anderen geschluckt worden wäre", so Jung. Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Kleeblattstadt: "Die Erträge der Stiftung kommen vielen sozialen und kulturellen Projekten in der Region sehr zugute."
Stadtmuseum Fürth: Sonderausstellung "Lebensmittelhandel in Fürth – 100 Jahre Georg Roth Filialunternehmen/Norma" ab Donnerstag, 30. September, bis 19. Dezember. In den Räumen gelten die aktuellen Pandemie-Regeln.
3 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen