Öffnung der Gastronomie in Fürth: Glückliche Gäste

Luisa Degenhardt

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18.5.2020, 18:24 Uhr
Öffnung der Gastronomie in Fürth: Glückliche Gäste

© Hans-Joachim Winckler

Man könnte fast meinen, die Krise war nur ein schlechter Traum: Auf der Terrasse des Restaurants "Pinzimonio" sitzen je zwei Gäste an einigen Tischen, Familien ruhen sich auf Bänken im Schatten aus, der Paradiesbrunnen plätschert, die Vögel zwitschern, Löwenzahn-Samen schweben durch die Luft. Doch dann bleibt der Blick an den Servicekräften mit den schwarzen Masken hängen – und holt einen zurück in die Realität.

Sacki Efthymion ist der Sohn der "Pinzimonio"-Besitzerin. Wie seine Angestellten trägt auch er schwarzen Gesichtsschutz. Es sei noch schwierig mit den Gästen, sagt er. Denn auch sie seien die neuen Regeln nicht gewohnt. Zum Beispiel dass sie an den Tischen platziert werden und sich ihren Platz nicht selbst aussuchen dürfen.

Efthymion ist dennoch froh, dass er seine Kunden wieder bewirten kann. "Es waren sehr schwierige zweieinhalb Monate", sagt er. Sein Personal sei motiviert, außerdem sei es schön, die Stammgäste wiederzusehen, die ihn gerne umarmen würden, die er dann aber auf die geltenden Abstandsregeln hinweist. Und wie fühlt er sich am ersten Tag des Neustarts? "Als ob man seine Freiheit zurückbekommen hat."

Leber zur Feier des Tages

Das sieht auch sein Stammgast Michael Bischoff so. "Endlich ist man wieder frei, es geht aufwärts", meint er. Vorsorglich hat er vor 14 Tagen schon angerufen, um sich einen Tisch am ersten Tag der Wiedereröffnung zu sichern. Zur Feier dieses einen Schritts von vielen auf dem Weg zurück zur Normalität gibt es heute Leber.

Ein paar Meter weiter sitzt Renate Brechlin bei Kaffee und Kuchen vor dem "Milchhäusle". Ihren Stuhl hat die 84-Jährige in Richtung Wochenmarkt gedreht, damit sie die Natur beobachten kann. Die Nürnbergerin kommt oft mit der Bahn nach Fürth, an diesem Tag besonders gern. Selbstverständlich mit Maske, "ich halte mich an die Regeln". "Herrlich" findet sie es, dass das "Milchhäusle" wieder offen hat.


Der zweite Schlag: Gedrückte Stimmung bei Fürths Wirten


Gegenüber, auf der Terrasse des Restaurants "Penelope", verbringen Lisa Hofmann, Michael Vogler und Patrick Arold ihre Mittagspause so, wie sie das lange nicht mehr konnten. "Das ist ein bisschen wie der alte Alltag", sagt Lisa Hofmann. "Ich hab’ angerufen heute früh, darauf haben wir sehnsüchtig gewartet", schiebt Michael Vogler hinterher. Solche Worte machen Wirt Wassilis Chassiotis glücklich. Reservierungen gebe es genug, erzählt er.

Die Stadt hat ihm erlaubt, seinen Außenbereich um drei Meter zu vergrößern – wie anderen Gastronomen auch. Wie berichtet, verzichtet sie außerdem in diesem Jahr auf die Sondernutzungsgebühren für die Freischankflächen. "Es wird weiter alles anders sein", sagt Chassiotis. Auch dann noch, wenn er ab dem 25. Mai die Innenräume öffnen darf. Aber vorerst ist er froh über die Gespräche mit seinen Gästen, die ihm gefehlt haben.

Walter Frank dagegen hat das Bier in der "Kaffeebohne" vermisst. "Es ist ein Hochgenuss, endlich wieder ein frisch Gezapftes im Außenbereich zu genießen", sagt er und hebt sein Glas. Der Stammkunde stand an diesem Morgen schon um 8.15 Uhr vor der "Bohne", um 8.30 Uhr wurde geöffnet; mit Zeitung und Kaffee startete Frank in den Tag, bevor er auf sein Bier umstieg. Die Zeit der Schließung war für ihn eine "Katastrophe", die sozialen Kontakte seien ihm ziemlich abgegangen. Er hofft, dass eine zweite Infektionswelle ausbleibt und es immer mehr Lockerungen gibt.

Gemischte Gefühle

Während die Kneipen in der Gustavstraße ziemlich gut besucht sind und fast jeder Tisch schon am frühen Nachmittag belegt ist, herrscht auf der Terrasse des "La Scala" im Kulturforum fast gähnende Leere. Nur ein Gast ist da, dabei ist alles für den Ansturm vorbereitet: Die Tische sind im entsprechenden Abstand aufgebaut, die Blumenkästen bestückt.

Kellnerin Jenny Mohammadi ist mit gemischten Gefühlen aufgewacht: Einerseits sei da die Freude darüber, dass sie wieder arbeiten kann, andererseits sei das Bedienen unter den herrschenden Bedingungen "eine Zumutung".

Ihr Chef Karzan Saleh ist motiviert, wie er sagt. Auch wenn die letzten Monate schwer waren. Seit Mitte November ist er Pächter des "La Scala". Kurz nach dem Start kam die Krise – jetzt hofft er, "dass wir überleben".

Im "Humbser und Freunde" in den Malzböden säubert Fabian Faßmann unterdessen die Tische und Stühle. Der letzte Schliff vor dem Neustart. Die 100 Sitzplätze auf der Dachterrasse und im Biergarten sind reserviert – üblicherweise bietet das Humbser und Freunde 200 Plätze, Klebeband auf dem Boden weist den Gästen den Weg.

"Ich freue mich und bin auch ein bisschen aufgeregt, wie bei einer großen Veranstaltung", sagt Faßmann. Er blickt zuversichtlich auf die kommenden Tage und hofft, dass das Geschäft weiter gut anläuft. Denn: "Der Optimismus zählt."

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