Pflege: Lauter Ruf nach mehr Anerkennung für die "Helden"
15.5.2020, 21:00 UhrOb in Krankenhäusern, Seniorenheimen, ambulanten Diensten, in der Behindertenhilfe, im Krankentransport oder Rettungsdienst: Wer sich in der Corona-Krise aufopferungsvoll um kranke, alte und schwache Menschen kümmert, wird gerade als "Held" beklatscht. Arbeitnehmervertreter finden das erfreulich, aber bei Weitem nicht ausreichend.
Zu niedrige Vergütungen: Klinik-Ärger in Corona-Zeiten
Sie pochen – auch in Fürth – auf nachhaltige Anerkennung, eine bessere Bezahlung und strukturelle Veränderungen. Ihre Forderungen haben sie in offenen Briefen an die Staatsregierung, die Stadt und das Fürther Klinikum kundgetan sowie jetzt bei einer Aktion zum Internationalen Tag der Pflege.
Am Garagengebäude des Klinikums brachten Vertreter der Gewerkschaft ver.di ein großes Transparent an. Mit dem Slogan "Wir sind systemrelevant" weist es nun auf die fundamentale Bedeutung der Gesundheits- und Sozialberufe hin. Die Beschäftigten "meistern eine noch nie dagewesene Krise", sagt Kamran Salimi, stellvertretender Personalratsvorsitzender am Klinikum und Sprecher der Landesfachkommission Krankenhäuser von ver.di in Bayern. Angesichts ihrer Leistung und der Risiken, denen sie ausgesetzt sind, sei die Forderung nach einer Aufwertung der Berufe "mehr als gerechtfertigt".
In einem offenen Brief, dem sich rund 200 Interessenvertretungen angeschlossen haben, wandten sich bereits Mitte April Betriebsräte, Personalräte und Mitarbeitervertretungen auch hiesiger Institutionen wie Awo oder BRK an die Staatsregierung.
Im Namen mehrerer zehntausend Beschäftigter verlangen sie Ausrüstung zum Schutz vor Corona, die vielerorts noch immer fehlte, aber auch Ruhezeiten. "Wer eine Acht-Stunden-Schicht in Schutzkleidung hinter sich hat, ist fertig und bräuchte eigentlich eine Freischicht, um die enorme Belastung wegzustecken", sagt Bernhard Bytom, Gewerkschaftssekretär im ver.di-Bezirk Mittelfranken.
Die Akteure klagen, dass Krankenhäuser effizient wie Fabriken wirtschaften sollen. Sie machen sich stark für eine Reform, die statt auf Fallpauschalen auf Budgetfinanzierung setzt, und für die Neukonzeption der Pflegeversicherung als Voll- statt als Teilversicherung. Für die Beschäftigten verlangen sie auch eine materielle Anerkennung.
Ruf nach drei Prämien
Gemeint sind damit zum einen bessere Tariflöhne. Laut Bytom bewegt sich das "bescheidene" Monatsgehalt einer Pflegekraft zwischen rund 2500 (Berufseinstieg) und 3500 Euro brutto. Zum anderen greife die vom Freistaat angekündigte Einmalprämie von 500 Euro, die Pflegekräfte zurzeit beantragen können, schon deshalb zu kurz, weil alle Beteiligten "täglich an der Front" stünden: auch Reinigungs- und Laborkräfte, Physiotherapeuten und Heilerziehungspfleger, Ärzte und Krankenpflegeschüler . . .