Raus mit Applaus: Fürths Rechtsreferent geht in Ruhestand
6.7.2016, 11:00 UhrWie schmeckt der Ruhestand? Die Frage, am Telefon gestellt, beantwortet Christoph Maier zackig, wie man es von einem Reserveoffizier der Bundeswehr erwarten darf: „Noch gar nicht, offiziell habe ich Urlaub.“ Stimmt. Zwar hat Maier sich bereits von seinen Mitarbeitern verabschiedet und das Büroleben hinter sich gelassen, seine Amtszeit dauert aber noch bis Ende Juli.
Der Noch-Rechtsreferent blickt schon voraus: Das „Pensionisten-Feeling“, wie er es nennt, werde sich wohl Mitte September einstellen. Dann gehen die Sommerferien zu Ende, die Ehefrau beginnt ihr letztes Jahr als Grundschullehrerin und Maier ist allein zuhause – gewöhnungsbedürftig für einen, der das Stadtleben über fast vier Jahrzehnte mitgestaltet hat.
Mit der Kommunalwahl 1978 war Maier erstmals für die CSU in den Stadtrat eingezogen. Mit scharfen Attacken auf den politischen Gegner machte er sich einen Ruf als Wadenbeißer. 1994 wählte der Stadtrat den Juristen und Anwalt zum neuen Rechts- und Ordnungsreferenten. Er wolle den Standard an Sicherheit und Ordnung aufrechterhalten, sagte er damals. Heute ist Fürth die sicherste Großstadt Bayerns. Maier wäre aber nicht Maier, würde er sich diesen Erfolg ans eigene Revers heften. Ausschlaggebend sei das „gute Zusammenspiel von Polizei und Rathaus“.
In der Juni-Sitzung des Stadtrats hat Christoph Maier Abschied genommen – und durfte sich über das Goldene Kleeblatt freuen, die dritthöchste Auszeichnung der Stadt nach Ehrenbürgerbrief und Goldener Bürgermedaille. Maier habe sich mit seiner Arbeit „Respekt über die Parteigrenzen hinweg“ verdient, lobte Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD). Er beschrieb den 65-Jährigen als „objektiv, verlässlich und geradlinig“ mit ausgeprägtem Witz und Eloquenz.
Das Goldene Kleeblatt, so Jung, sei kein Standardabschied. Mit Finanzfachmann Richard Zottmann habe es 1992 letztmals ein Referent erhalten. Der Rathauschef vergaß nicht zu erwähnen, dass er Maier gebeten habe, noch das eine oder andere Jahr dranzuhängen, er respektiere aber dessen Nein. Als Maier sich in das Goldene Buch der Stadt eingetragen und die Auszeichnung entgegengenommen hatte, erhoben sich die Stadträte, um ihm minutenlang Beifall zu zollen. Der Geehrte schaute sichtlich gerührt in die Runde.
Es sei eine sehr schöne Aufgabe gewesen, beruflich für den Rechtsstaat einzustehen, resümierte Maier. Als Umweltreferent, das Amt kam 1996 in seinen Aufgabenbereich, mahnte er angesichts des Klimawandels, innerstädtische Grünflächen zu erhalten und zu erweitern und noch mehr Bäume zu pflanzen. Nicht mehr vergönnt war ihm, die Auseinandersetzung um die Geräuschkulisse in Fürths Kneipenmeile Gustavstraße zu befrieden. Ein Streit, an dessen Eskalation auch die Stadt nicht schuldlos sei, wie er längst eingeräumt hat: „Vielleicht hätte vor vier, fünf Jahren eine Mediation mit einem externen Vermittler Schlimmeres verhindern können.“ Nun müsse sich sein Nachfolger, Mathias Kreitinger, damit befassen.
Als Pensionär will Maier Zeit für „Kunst und Kultur“ haben und mit dem einen oder anderen VHS-Kurs historische Themen ergründen. Gut ausgelastet ist er mit seinen Ehrenämtern: Vorsitzender der Verkehrswacht und Vizepräsident des Tierschutzvereins. In der Juli-Sitzung des Stadtrats wird Christoph Maier – trotz Urlaub – ein letztes Mal in Aktion treten. Es gebe da noch ein, zwei Punkte, die er seiner Stellvertreterin nicht zumuten wolle. Danach fällt im Rathaussaal endgültig der Vorhang für ihn – nach 38 Jahren als ehrenamtlicher sowie berufsmäßiger Stadtrat.
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